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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Fowlson.
    Miss McChennmines Schatten wandert näher zu Fowlsons. »Sie ist nur ein schwaches Mädchen.«
    »Sie unterschätzen sie«, antwortet er, aber seine Stimme ist weicher geworden.
    Ihre Schatten rücken zusammen. »Sobald wir den Turm des Ostflügels vollendet haben, wird das geheime Tor für uns aufleuchten. Und dann sind das Magische Reich und die Magie wieder unser.«
    »Und dann?«, fragt Fowlson.
    »Dann …«
    Der Schatten von Fowlsons Kopf senkt sich zu dem ihren herab. Ihre Gesichter treffen sich und verschmelzen zu einem Schatten an der Wand. Mein Magen krampft sich vor Hass auf die beiden zusammen.
    »Sie sind ein bisschen verrückt, Sahirah«, sagt Fowlson.
    »Das haben Sie immer an mir geschätzt«, schnurrt Miss McChennmine.
    »Hab nicht gesagt, dass ich das nicht mehr tu.«
    Ihre Stimmen verhauchen zu Seufzern und Gemurmel, die ich in meinem Bauch spüre und die mir die Röte ins Gesicht treiben.
    »Ich brauch das, Sahirah«, sagt Fowlson sanft. »Wenn ich der Einzige von ihnen bin, der durch Sie und den Orden Zutritt erlangt, dann werd ich meinen Preis nennen können. Dann werden sie zu mir aufschaun. Ich will nicht für immer ihr starker Arm sein. Ich will mit am Tisch sitzen und etwas mitzureden haben.«
    »Und das sollen Sie auch. Ich verspreche es. Überlassen Sie es nur mir«, antwortet Miss McChennmine.
    »Bruder Kartik ist ein Problem. Er hat versucht, ein Treffen herbeizuführen. Was wäre, wenn mein Herr erfährt, dass ich Kartik hab laufen lassen, statt ihn zu töten, wie die Bruderschaft mir aufgetragen hat?«
    »Ihr Auftraggeber wird es nie erfahren. Aber ich brauche Kartik. Jetzt gleich.«
    Ich halte den Atem an. Was, wenn sie ihm etwas antun wollen? Ich muss zu ihm, um ihn zu warnen …
    »Er und ich haben unsere Vereinbarung«, fährt Miss McChennmine fort. »Er kann nicht vergessen haben, dass ich Sie bewogen habe, ihn am Leben zu lassen; dass ich es war, die ihn in London während jener Monate beherbergt hat, bis er wiederhergestellt war. Nun ist er in meiner Schuld und er wird mir Rede und Antwort stehen.«
    »Er hätte dem Mädchen nachspionieren sollen und uns alles berichten, was er gehört hat, nicht hinter unseren Rücken rumschnüffeln.«
    »Ich werde mit ihm sprechen«, gelobt Miss McChennmine.
    Das Gewicht ihrer Worte hat mich langsam an der Wand zu Boden gedrückt. Miss McChennmine in der Ägyptischen Halle. Die Gestalt im Dunkeln. Es war Kartik. Miss McChennmine hat ihn ausgeschickt, um zu spionieren – mir nachzuspionieren. Heiße, bittere Galle steigt in meiner Kehle hoch.
    »Mit Worten allein ist’s nicht getan. Lassen Sie mich ihn wieder in Gewahrsam nehmen. So regelt man die Dinge, Sahirah.«
    »So regeln Sie die Dinge«, sagt Miss McChennmine. »Ich werde mich an meine Methoden halten.«
    »Sind Sie sicher, dass sie keinen Verdacht schöpft?«
    Miss McChennmines Stimme ist so bestimmt wie immer. »Nicht den geringsten.«
    Das Scharren von Stiefeln auf dem Fußboden ist zu hören. Ich sitze wie betäubt im Dunkeln, während Miss McChennmine Fowlson zur Tür begleitet und dann die Stufen zu ihrem Zimmer hinaufsteigt. Ich sitze noch eine Weile da, außerstande, mich zu bewegen. Als ich meine Beine wieder spüre, marschiere ich geradewegs zum Bootshaus, wo ich ihn zu finden hoffe.
    Meine Hoffnung wird nicht enttäuscht; er ist da und liest bei Laternenlicht Homer.
    »Gemma!«, ruft er, aber sein Lächeln schwindet, als er meinen Gesichtsausdruck sieht. »Was ist passiert?«
    »Sie haben mich angelogen – und versuchen Sie nicht, es abzustreiten ! Ich weiß es]«, sage ich. »Sie arbeiten für sie! «
    Er versucht nicht, sich ahnungslos zu stellen oder eine Entschuldigung zu finden. Ich wusste, dass er das nicht tun würde.
    »Wie haben Sie es herausgefunden?«, fragt er.
    »Das dürfte kaum der Punkt sein, oder?«, fauche ich. »Das ist der andere Teil, das, was Sie mir nicht sagen wollten, als wir auf dem Steg saßen? Bevor Sie …«
    Mich geküsst haben.
    »Ja«, sagt er.
    »Sie haben also für sie spioniert und mich geküsst?«
    »Ich wollte nicht für sie arbeiten«, erklärt er. »Ich wollte Sie küssen.«
    »Sollte ich jetzt in Ohnmacht fallen?«
    »Ich habe Miss McChennmine nichts verraten, kein Wort. Deshalb habe ich Sie ständig von mir gestoßen – damit ich nichts zu gestehen hatte. Ich weiß, dass Sie sehr wütend auf mich sind, Gemma. Das verstehe ich, aber …«
    »Wirklich?« Die Magie knistert in meinem Bauch. Ich könnte das alles ausradieren,

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