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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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mir den Rücken zu. Einer nach dem andern, wie Türen, die sich schließen, wendet sich auch das Waldvolk von mir ab. Nur Neela nimmt meine Anwesenheit zur Kenntnis. Sie dreht sich noch einmal um und spuckt mir ins Gesicht.
    Felicity nimmt mich unsanft beiseite. »Du hast mit Circe gesprochen?«
    »Ich hatte Fragen, die nur sie beantworten konnte. Ich brauchte Informationen über die Winterwelt«, sage ich. »Sie war die Einzige, die mir sagen konnte, was ich … was wir … wissen mussten.«
    »Wir?« Felicity durchbohrt mich mit ihrem Blick. Ann nimmt ihre Hand. »Circe rührt keinen Finger, ohne etwas dafür zu verlangen. Was hast du ihr gegeben?«, fragt Felicity.
    Als ich nicht antworte, sagt Ann an meiner Stelle: »Magie.«
    Felicitys Lachen ist grausam. »Nein, das glaube ich nicht. Sag mir, dass es nicht wahr ist, Gemma.«
    »Ich brauchte Antworten! Sie hat uns sicher durch die Winterwelt gebracht, oder nicht?«, sage ich und merke erst jetzt, auf wie schwachen Beinen meine Rechtfertigung steht.
    »Wahrscheinlich hat sie selbst Wilhelmina Wyatt getötet! Hast du dir das schon einmal überlegt?«, wirft mir Felicity an den Kopf und ein eisiger Schauer durchrieselt mich. Ich habe Circe von Eugenia erzählt, von dem Baum. Was, wenn …
    »So war es nicht«, sage ich wenig überzeugend.
    »Du bist ein Dummkopf«, schimpft Felicity.
    Ich gebe ihr einen Stoß. »Du weißt immer ganz genau, was man tun muss; vielleicht solltest du die Magie in dir haben!«
    »Ich wünschte, es wäre so«, knurrt sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Ich würde ein Bündnis mit Pippa und meinen Freundinnen schließen und nicht mit dem Feind konspirieren.«
    »Du bist dir Pippas ganz sicher, ja? Wo ist sie dann?«
    Felicitys Ohrfeige trifft mich mit voller Wucht. Ich spüre den Schmerz bis in die Zehen. Meine Lippe ist aufgerissen. Ich schmecke mit der Zunge das Blut und Magie durchströmt mich. Im Nu ist Felicitys Hand an ihrem Schwert und ich schleudere es fort wie ein Spielzeug.
    »Ich bin nicht der Feind«, sage ich ruhig.
    Mein Körper zittert. Ich muss all meine Kraft aufbieten, um die Magie zurückzudrängen. Die Anstrengung hinterlässt ein flaues, flattriges Gefühl, als hätte ich seit Tagen nicht geschlafen. Felicity und ich stehen einander Auge in Auge gegenüber, keine von uns beiden ist gewillt, sich zu entschuldigen. Mir wird übel. Ich drehe mich um und erbreche mich in einen Busch. Felicity macht sich ungerührt auf den Weg zurück ins Niemandsland.
    »Du hättest das über Pippa nicht sagen sollen«, tadelt Ann und reicht mir ihr Taschentuch.
    Ich nehme es nicht. »Du sollst mir nicht sagen, was ich zu tun habe.«
    Anns gekränkter Ausdruck ist nur von kurzer Dauer. Ihre gut geübte Maske schiebt sich vor ihre wahren Gefühle.
    »Ich glaube, ich werde mit Felicity gehen«, sagt sie und lässt mich zurück.

47. Kapitel
    Als wir zurückkommen, sind Pippa und die Mädchen in der alten Burgkapelle. Sie haben einen Korb mit prallen Beeren, die Pippa sortiert, indem sie die guten Früchte in einen Messkelch wirft, den sie gefunden hat. Die Mädchen scheinen noch abgehärmter als gewöhnlich. Ihr Haar ist erschreckend stumpf und ihre Gesichtsfarbe von einem fleckigen Gelb wie verdorbenes Obst.
    Pippa summt eine fröhliche Melodie. Sie verstummt, als sie unsere langen Gesichter sieht. »Was ist los? Was ist passiert?«
    Felicity wirft mir einen bitterbösen Blick zu, aber weder sie noch Ann verraten, was ich getan habe. Ich habe Kopfschmerzen und muss meine Hände unter meine Achseln stecken, um ihr Zittern zu verbergen.
    »Creostus ist getötet worden«, sage ich kurz und bündig.
    »Ach, das ist alles?«, sagt Pippa. Sie wendet sich wieder dem Beerenauslesen zu. Mae und Bessie blicken nicht einmal auf. Ihre Gleichgültigkeit macht mich rasend.
    »Das Waldvolk hat sich von mir abgewendet.«
    Pippa zuckt die Schultern. »Das spielt keine Rolle.«
    »Vielleicht habe ich das auch einmal gedacht, aber es war falsch. Ich brauche sie.«
    »Diese grässlichen Geschöpfe? Du hast gesagt, sie pflegten in unsere Welt zu kommen und sich Menschen als Spielzeuge zu holen. Entsetzlich!« Pippa pickt mit den Fingerspitzen eine verschrumpelte Beere heraus und lässt sie in das Tuch zu den anderen aussortieren Früchten fallen.
    »Ja, es gefällt mir auch nicht. Und ich könnte ihnen sagen, dass es mir nicht gefällt. Aber Philon hat mich nie belogen. Als ich Hilfe brauchte, war Philon ein Verbündeter. Und alles, worum sie gebeten

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