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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Gegnern ist Kartik nicht gewachsen. Ein Hieb mitten auf den Mund schlägt ihm die Lippen blutig.
    »Hört auf!«, rufe ich.
    Mr Millers gemeines Grinsen kehrt zurück. »Ich hab Missus Nightwing gesagt, diese dreckigen Zigeuner werden ihre Mädchen beschmutzen. Jetzt zeigt sich, wie recht ich hatte.«
    Ich hasse ihn dafür. Ich wünschte, ich könnte ihm zeigen wie sehr, und im Nu frisst sich die Magie mit rasender Schnelligkeit durch mich hindurch. Ich bin im Innern von Mr Millers Kopf, ein unwillkommener Gast.
    Ich weiß, wovor Sie Angst haben, Mr Miller, und was Sie sich wünschen.
    Mr Miller fährt wie von der Tarantel gestochen herum. »Wer hat das gesagt? Wer von euch?«
    Dieser Wald kennt Ihre Geheimnisse, Mr Miller. Auch ich kenne sie. Es macht Ihnen Spaß, anderen wehzutun. Es macht Ihnen großen Spaß.
    »Zeigen Sie sich!«, Mr Millers Stimme ist heiser vor Angst.
    Sie haben einmal ein Kätzchen umgebracht. Es strampelte und kratzte um sein winziges Leben und Sie drückten noch fester zu. Sie drückten zu, bis es schlaff in Ihren Händen hing.
    »Hört ihr das nicht?«, schreit Mr Miller seinen Männern zu. Sie sehen ihn an wie einen Irren, denn sie hören nichts.
    Eine wilde Lust, Vergeltung zu üben, überkommt mich. Ich lasse den Wind auffrischen. Er raschelt in den Blättern und fährt Mr Miller in die Glieder. Der Mann nimmt die Beine in die Hand und rennt, seine Männer wie die wilde Meute hinter ihm her, jeder Gedanke an Rache ist für den Moment vergessen. Die Magie besänftigt sich und ich stürze keuchend auf meine Knie. Die Zigeuner betrachten mich argwöhnisch, wie etwas, wovor man sich fürchten muss.
    »Sie ist es, die den Fluch bringt«, sagt Mutter Elena.
    »Nein«, sage ich, aber ich bin mir dessen nicht sicher.
    Die Frauen beginnen unverzüglich, das Lager von dem Bösen, das wir Fremden ihnen gebracht haben, zu reinigen. Sie schütten das Wasser aus allen Krügen. Ich sehe, wie einige Frauen kleine Brotstücke in ihre Taschen stecken; ein Brauch, um Unglück abzuwehren, wie uns Brigid erklärt hat.
    Kartik streckt mir seine Hand hin und ich nehme sie. »Die Männer, die Sie im Wald gesehen haben – jetzt sehen Sie, dass sie keine Gespenster waren, sondern aus Fleisch und Blut. Sie waren gekommen, um Rache an den Zigeunern zu üben.«
    Ich möchte ihm gerne glauben. Was gäbe ich nicht darum, mich durch einfache Erklärungen beruhigen zu lassen wie ein verängstigtes Kind, dem die Gouvernante dazu noch sanft über den Kopf streicht. »Und die Fenster?«
    »Eine Vision. Eine sehr ungewöhnliche. Sie haben selbst gesagt, die Dinge würden sich verändern.« Er kämmt sich mit den Fingern durch seine dichten Locken, wie immer, wenn er nachdenkt. Ich stelle fest, dass ich das vermisst habe. Ich habe ihn vermisst.
    »Kartik …«, beginne ich.
    Laternen tauchen zwischen den Bäumen auf. Inspektor Kent ist mit Mrs Nightwing, Miss McChennmine und zwei von unseren Stallburschen gekommen. Elizabeth trottet hinter ihnen her. Sie rufen meinen Namen und er klingt fremd, wie der Name eines Mädchens, das vor vielen Wochen glücklich mit ihren Freundinnen im Magischen Reich gespielt hat. An dieses Mädchen erinnere ich mich nicht mehr. Ich bin eine andere geworden und ich bin mir nicht sicher, dass sie bei klarem Verstand ist.
    »Hier bin ich ! «, rufe ich, denn sie würden mich auf jeden Fall finden.
    Mrs Nightwings Gesicht lässt eine Mischung aus Erleichterung und Wut erkennen. Nun, wo sie mich heil aufgefunden hat, blickt sie drein, als möchte sie mir für die Sorgen, die ich ihr bereitet habe, den Hals umdrehen.
    »Miss Doyle, es war sehr unfreundlich von Ihnen, fortzulaufen und Miss Poole zurückzulassen«, rügt Mrs Nightwing. Elizabeth macht sich hinter ihr klein.
    Ich öffne den Mund, um zu protestieren, aber es lohnt sich nicht.
    »Wir haben Schüsse gehört!«, sagt der Inspektor und nimmt die Sache nun in die Hand. Jetzt hat er gar nichts mehr von dem augenzwinkernden Mann, der an unserem Kamin Tee trinkt. Er ist ein gestrenger Hüter des Gesetzes. Es ist erstaunlich, dass Männer die zwei Seiten ihres Wesens so leicht in sich vereinen können.
    »Millers Männer sind gekommen, um unter den Zigeunern Schaden anzurichten«, sage ich und Kartik erklärt, was sich zugetragen hat.
    »Ich werde mir Mr Miller vorknöpfen«, sagt Inspektor Kent ernst. »Er wird mir dafür Rechenschaft ablegen. Und Sie sagen, Sie haben seine vermissten Männer im Wald gesehen?«
    »Ja«, flüstere

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