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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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nicht aufgetaucht.«
    Anns Wangen röten sich. »Sie ist fortgelaufen.«
    Er nickt grinsend. »Dann hat sie also geheiratet? Das war Miss Trimbles Vermutung. Wahrscheinlich hatte sie recht.«
    »Ich habe im Periodischen Almanack über Ihre Komposition gelesen«, sagt Ann. »Miss Doyle sagt, Sie sind sehr begabt.«
    Sein Grinsen wird noch breiter. »Aufregend, nicht wahr? Meine erste musikalische Komödie, das Stück hat im Juli am Gaiety Premiere. Die vergnügten Jungfrauen. «
    »Ich bin eine Rollenanwärterin«, sagt Ann so leise, dass es über dem Lärm der Wagen und Pferde auf der Straße kaum zu hören ist. »Ich möchte Ihnen gerne vorsingen.«
    Charlies Begleiter misst Ann von oben bis unten. Er stößt Charlie leicht in die Seite. »Macht nicht viel her.«
    »Es geht um Vergnügte Jungfrauen, Tony, nicht um Glamour Girls« ,flüstert Charlie zurück und ich fürchte, Ann wird es als Beleidigung auffassen und einen Rückzieher machen.
    »Es stimmt, dass ich kein Gaiety-Girl bin«, sagt Ann. »Aber ich kann alles singen, was Sie wollen. Und auch spielen!«
    »Kümmern Sie sich nicht um ihn, Miss. Er wollte Sie nicht kränken«, sagt Charlie. »Sehn Sie mich an, mit meinen großen Ohren und meinem langen Rüssel.« Er zieht an seiner Nase.
    »Der Termin war von zwölf bis drei«, sagt Tony mit Blick auf seine Uhr. »Es ist vier vorbei, fast halb fünf.«
    »Es tut mir leid«, sagt Ann. »Wir haben keine Droschke gefunden und …«
    »Die anderen Mädchen haben es rechtzeitig geschafft«, sagt Tony. »Wir sind auf dem Weg ins Wirtshaus. Guten Tag.«
    »Tut mir leid, Miss«, sagt Charlie und tippt an seinen Hut. »Ich hoffe, Sie werden zur Aufführung kommen.«
    »Ja, danke«, sagt Ann mit hängendem Kopf. Als die beiden an uns vorbeieilen, nimmt Anns Gesicht diese ausdruckslose Maske an und ich weiß, die Sache ist erledigt. Ann ist erledigt. Was bleibt, ist Balmoral Spring, sind Klein-Charlottes Wutanfälle und Carrie, die ihr auf der Nase herumtanzt. Ich kann mir nicht helfen: Ich bin wütend.
    »Mr Smalls!«, ruft Ann zu meiner Überraschung. Sie dreht sich um und läuft ihm nach. »Ich singe Ihnen hier vor! Jetzt sofort!«
    Charlies Augen weiten sich. Er grinst breit. »Auf der Straße?«
    »Kein Zeitpunkt ist besser als der gegenwärtige, Mr Smalls«, erwidert Ann.
    Er lacht. »Jetzt hören Sie sich an wie Mr Katz.«
    »Sie ist eine taube Nuss. Komm weiter, Kollege«, sagt Tony und zieht Charlie am Ärmel.
    Aber Charlie verschränkt die Arme. »Also gut, Miss … tut mir leid, ich habe Ihren Namen vergessen!«
    »Bradshaw«, sagt Ann kurz.
    »Ah ja. Also gut, Miss Bradshaw.« Er weist mit einer Geste auf die neugierigen Passanten. »Ihr Publikum wartet. Lassen Sie hören.«
    Eine kleine Menge Schaulustiger hat sich versammelt, die sich nicht entgehen lassen möchten, wie die junge Dame den zwei Impresarios auf einer Straße im West End vorsingt. Ich spüre, wie mir die Röte in die Wangen steigt; ich kann mir nicht vorstellen, dass Ann einen einzigen Ton herausbringt. Aber sie singt, wie ich sie noch nie zuvor habe singen hören.
    Der Gesang, der aus ihrer Kehle quillt, ist so glockenrein wie eh und je, jedoch von einer neuen, frischen Kraft. Und untermalt von einem leisen Ton der Entschlossenheit, gepaart mit Mut. Ein neues Kapitel der Lebensgeschichte von Ann Bradshaw ist aufgeschlagen. Und als sie geendet hat, antwortet die Menge mit begeisterten Pfiffen und Bravorufen – Honig für jeden aufsteigenden Stern am Theaterhimmel.
    Charlie Smalls grinst noch breiter. »’s ist zu komisch. Sie klingen nämlich genau wie Miss Washbrad – nur noch besser! Tony, ich glaube, wir haben eine von unseren vergnügten Jungfrauen gefunden!«
    Sogar der griesgrämige Tony nickt zustimmend. »Die Proben beginnen Ende Mai, am fünfundzwanzigsten, im Gaiety, um vierzehn Uhr – und das heißt Punkt vierzehn Uhr!«
    »Ich werde pünktlich sein«, verspricht Ann.
    »Sie werden nicht fortlaufen und heiraten wie Miss Washbrad, nicht wahr?«, neckt Charlie.
    »Um nichts auf der Welt«, sagt Ann lächelnd und sie ist schöner als zehn Nan Washbrads.

50. Kapitel
    Ganz Spence ist mit Vorbereitungen für unseren Maskenball morgen Abend beschäftigt. Ein Heer von Dienstboten wurde eingestellt, um das alte Mädchen herauszuputzen, als mache es sich selbst für den Heiratsmarkt bereit. Teppiche werden auf den Rasen geschleppt, wo jedes Körnchen Staub aus ihnen herausgeklopft wird. Fußböden werden geschrubbt und gewachst und auf

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