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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Lächeln, weil wir uns nicht dazu durchringen können, es auszusprechen: Er stirbt.
    Am dritten Tag bin ich vor Kummer und Sorge fast außer mir. Da verkündet Großmama, wir seien zu einem Gartenfest zu Ehren von Lucy Fairchild eingeladen. Ich behaupte hartnäckig, ich fühle mich nicht wohl und sollte besser zu Hause bleiben – denn vielleicht könnte ich mich fortstehlen und einen Zug zurück nach Spence nehmen, während sie weg ist –, aber Großmama will nichts davon hören. Und so betreten wir einen Garten in Mayfair von unvorstellbarer blühender Pracht.
    Ich erspähe Lucy allein auf einer Bank unter einem Weidenbaum. Mit klopfendem Herzen setze ich mich neben sie. Sie beachtet mich nicht.
    »Miss Fairchild, ich – ich möchte Simons Verhalten auf dem Ball erklären«, sage ich.
    Ihre gute Erziehung gebietet ihr, sehr still zu sitzen. Sie hält ihr Temperament so fest im Zaum wie die Zügel ihres Pferdes. »Fahren Sie fort.«
    »Es könnte der Eindruck entstanden sein, dass Mr Middleton und ich an diesem Abend zu vertraulich waren, aber das stimmt nicht. Die Wahrheit ist, als meine Anstandsdame kurz weg war, kam mir ein Herr, den ich nicht kannte und der viel zu viel getrunken hatte, zu nahe.«
    Glaub mir … bitte glaub …
    »Ich war natürlich furchtbar erschrocken, weil ich allein war«, lüge ich. »Glücklicherweise sah Mr Middleton, in welchem Dilemma ich mich befand, und da unsere Familien schon lange befreundet sind, ergriff er augenblicklich die Initiative, ohne an die Konsequenzen zu denken. So ein Mann ist er eben. Ich dachte mir, Sie sollten die wahren Umstände kennen, bevor Sie den Stab über ihn brechen.«
    Langsam glätten sich ihre Gesichtszüge. Eine schüchterne Hoffnung spielt um ihre Lippen. »Er hat mir gestern wunderschöne Blumen geschickt. Und ein raffiniertes Silberkästchen mit einem Geheimfach.«
    »Für all Ihre Geheimnisse«, sage ich, ein Lächeln unterdrückend.
    Ihre Augen leuchten auf. »Genau das hat Simon mir erklärt. Er hat gesagt, er ist nichts ohne mich.« Sie hält sich die Hand vor den Mund. »Vielleicht hätte ich Ihnen etwas so Persönliches nicht sagen sollen.«
    Ihre Worte versetzen mir einen Stich, aber ich stelle fest, dass der Stich nicht ganz so wehtut. Simon und Lucy sind einander sehr ähnlich. Sie wollen ein angenehmes und unbekümmertes Leben führen. Ich könnte mich nicht auf diese Weise arrangieren, aber ihnen behagt es.
    »Es war schon in Ordnung«, versichere ich ihr.
    Lucy tastet nach der Brosche, die Simon ihr geschenkt hat, dieselbe, die er mir gegeben hatte. »Ich weiß, dass Sie beide sich sehr … nahestanden.«
    »Ich war nicht das richtige Mädchen für ihn«, sage ich. Überrascht stelle ich fest, dass es keine Lüge ist. »Ich wage zu behaupten, dass ich ihn nie fröhlicher gesehen haben als in Ihrer Gesellschaft. Ich hoffe, Sie werden zusammen glücklich sein.«
    »Falls ich ihm verzeihen sollte.« Ihr Stolz meldet sich zurück.
    »Ja. Das liegt ganz allein in Ihrer Hand«, sage ich und es ist zutreffender, als sie wissen kann. Denn das, was geschehen ist, ist nicht mehr zu ändern. Es ist Teil des Weges, der hinter uns liegt. Jetzt zählt nur das, was vor uns liegt.
    Lucy erhebt sich. Unsere Unterhaltung ist zu Ende.
    »Danke, Miss Doyle. Es war nett von Ihnen, mit mir zu sprechen.« Sie reicht mir nicht die Hand und ich habe auch nichts anderes erwartet.
    »Es war nett von Ihnen, mir zuzuhören.«
    *
    Am Abend geht Tom wieder in seinen Klub. Ich versuche, ihn davon abzubringen, aber er weigert sich, mit mir zu reden. Großmama trifft sich mit ihrer Bakkaratrunde. So sitze ich also allein in meinem Zimmer und zerbreche mir den Kopf, wie ich zurück nach Spence und ins Magische Reich gelangen könnte.
    »Gemma.«
    Ich schreie fast auf, als ein Mann hinter den Vorhängen hervortritt. Dann sehe ich, dass es Kartik ist, und bin vor Freude überwältigt.
    »Wie bist du hergekommen?«
    »Ich habe mir in Spence ein Pferd geliehen«, erklärt er. »Na ja, in Wirklichkeit hab ich’s gestohlen. Als du nicht zurückgekommen bist …« Ich schließe ihm den Mund mit einem Kuss.
    Wir liegen nebeneinander auf meinem Bett, mein Kopf ruht auf seiner Brust. Ich kann das Klopfen seines Herzens hören, stark und sicher. Seine Finger zeichnen Muster auf meinen Rücken. Seine andere Hand ist mit meiner verbunden.
    »Ich verstehe nicht«, sage ich und genieße die Wärme seiner Finger, die an meiner Wirbelsäule auf und ab wandern. »Warum hat sie mir nicht

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