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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Wie hat sie das gemacht?«
    »Ah, Neela.« Philon gießt eine rote Flüssigkeit in einen silbernen Becher. »Sie ist eine Gestaltenwandlerin.«
    »Eine Gestaltenwandlerin?«, wiederholt Ann.
    »Wir hatten die Fähigkeit, in andere Gestalten zu schlüpfen. Das war in eurer Welt sehr praktisch für uns. Wir konnten den Sterblichen jeden beliebigen anderen Menschen vorgaukeln – auch geliebte Verstorbene. Diesen Trugbildern folgten einige von ihnen in unsere Welt und wurden unser Spielzeug. Das passte dem Orden und den Rakschana nicht.« Philon erzählt die Geschichte sichtlich ohne jedes Bedauern, ohne jede Reue.
    »Ihr habt Menschen aus unserer Welt entführt«, sage ich entsetzt.
    Philon nippt an seinem Becher. »Die Sterblichen hatten eine Wahl. Sie entschlossen sich, mit uns zu kommen.«
    »Ihr habt sie verführt!«
    Ein höhnisches Lächeln zuckt um die Winkel von Philons dünnem Mund. »Sie haben beschlossen, sich verführen zu lassen.«
    Philon war unser Verbündeter, aber was ich gehört habe, bestürzt mich und ich frage mich, wem ich da etwas versprochen habe.
    »Diese Fähigkeit ist in vielen von uns verkümmert, seit wir sie nicht mehr üben. Aber einige haben sie sich erhalten, so wie Neela.«
    Als er das sagt, betritt die Dämmerlichtfrau das Zelt. Sie blickt von uns zu Philon und Creostus und sagt etwas zu Philon in ihrer Sprache. Philon antwortet freundlich, und mit einem misstrauischen Blick in meine Richtung nimmt die Frau neben Creostus Platz. Sie legt eine Hand auf seinen Rücken und krault sein weiches Fell. Philon durchmisst mit zwei langen Schritten den Raum und setzt sich in einen großen Sessel aus Palmwedeln. Vor unseren Augen zündet er sich eine lange schlanke Schilfrohrpfeife an und zieht den Rauch tief ein, bis seine Augen mild und glasig werden.
    »Wir müssen über die Zukunft des Magischen Reichs sprechen, Priesterin. Wir haben dir geholfen, als du Hilfe brauchtest. Jetzt erwarten wir die Bezahlung.«
    »Es ist Zeit, das Bündnis zu schließen«, donnert Creostus. »Wir wollen zum Tempel gehen und uns die Hände zum Bund reichen. Dann wird die Magie uns allen gehören und wir werden uns selbst regieren, wie es uns beliebt.«
    »Aber es gibt noch andere Kandidaten«, sage ich. Ich werde den grauenvollen Gedanken, dass sie Menschen zu ihrem Vergnügen hierhergeholt haben, nicht los.
    »Was für Kandidaten?«, fragt Philon und zieht eine Augenbraue hoch.
    »Die Unberührbaren«, sage ich. »Wo sind sie? Sie sollten hier sein.«
    »Die Unberührbaren!«, sagt Neela verächtlich. »Bah!«
    Philon atmet aus und der Raum verschwimmt im Dunst. »Ich habe sie verständigt. Sie sind nicht gekommen, wie ich es erwartet habe.«
    »Warum?«, frage ich.
    »Sie fürchten sich vor Veränderung«, antwortet Philon. »Sie leisten bedingungslosen Gehorsam.«
    »Sie sind Feiglinge! Sie waren immer Sklaven des Ordens – räudiges Gesindel! Ich würde das Magische Reich von ihnen befreien, wenn ich könnte«, bellt Creostus.
    »Creostus!« Philon weist den Zentaur zurecht und bietet ihm die Pfeife an. Creostus grinst höhnisch und schlägt das Angebot aus. Philon raucht ungerührt weiter, bis der Raum von einem starken, würzigen Aroma erfüllt ist, das mich schwindlig macht. »Es gibt viele Völker und Clans innerhalb des Magischen Reichs, Priesterin. Du wirst sie nie alle in Einklang bringen.«
    »Wie wissen wir, ob ihr den Unberührbaren überhaupt etwas von diesem Treffen gesagt habt?«, fragt Felicity anklagend.
    Philon bläst ihr einen Schwall Rauch ins Gesicht. Felicity hustet und hebt dann den Kopf, um noch mehr davon zu bekommen.
    »Ihr habt nur mein Wort«, antwortet Philon.
    Creostus stampft ungeduldig im Raum auf und ab. »Warum sollten wir mit diesem Ungeziefer, den Unberührbaren, teilen? Speichellecker des Ordens. Räudige Feiglinge. Sie haben ihr Schicksal verdient.«
    Neela setzt sich neben Philon und fährt mit den Fingern durch dessen seidiges Haar. »Stell ihre Loyalität auf die Probe. Fordere sie auf, uns jetzt sofort zum Tempel zu führen.«
    »Ich schließe kein Bündnis, ohne mit Ascha zu sprechen«, sage ich. Der Rauch hat meine Zunge gelöst.
    Creostus knurrt wütend. Er tritt mit seinem Huf gegen den Tisch und zertrümmert ihn. »Eine neue raffinierte Taktik, Philon. Wann begreifst du endlich, dass man mit diesen Hexen kein Geschäft machen kann?«
    »Sie werden die Magie für sich behalten«, zischt Neela.
    Creostus sieht aus, als wolle er uns in den Staub stampfen. »Wir

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