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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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rascher ein und sie ist stärker. Ihre Augen leuchten. »Bin ich schön?«
    »Du bist das schönste Mädchen von allen«, sage ich und es ist die Wahrheit.
    »Oh, Gemma, danke!« Wieder umarmt sie mich wie ein dankbares Kind und ich schmelze unter ihrem Charme dahin.
    »Gern geschehen, Pip.«
    Pippa stürmt glückstrahlend in den Salon. »Meine Lieben!«
    Bessie springt auf, als sei sie Pippas Hündchen. »Miss Pippa. Sie sehen großartig aus.«
    »Ich fühle mich großartig, Bessie. Tatsächlich bin ich neugeboren. Seht!« Sie legt ihre Hände an Bessies Hals und plötzlich hängt dort eine schöne Kamee an einem Samtband.
    »Ich glaub’s nicht!«, ruft Bessie.
    »Ja, ich habe Magie«, sagt Pippa mit einem Blick in meine Richtung. »Gemma hat sie mir gegeben. Die ganze Zauberkraft des Magischen Reichs ist jetzt in ihr.«
    Felicity küsst tatsächlich meine Wange. »Ich wusste, du würdest das Richtige für sie tun«, flüstert sie.
    Die Mädchen haben hunderttausend Fragen: Woher kommt die Magie? Wie funktioniert sie? Was kann sie bewirken?
    »Ich wünschte, ich wüsste selbst mehr darüber«, sage ich kopfschüttelnd. »Manchmal ist sie wirklich sehr stark. Dann wieder kann ich sie kaum spüren. Sie scheint nicht sehr lange anzuhalten.«
    »Kannst du sie uns geben?«, fragt Mae mit leuchtenden Augen, als könne ich ihr Schicksal wenden.
    »Ich … ich würde lieber …«,stammle ich. Es wäre besser, nicht zu viel davon wegzugeben, finde ich. Was ist, wenn meine Zauberkraft dadurch nachlässt? Was, wenn das bedeutet, dass ich uns in unserer eigenen Welt nicht mehr helfen kann? Die Augen der Mädchen aus der abgebrannten Fabrik sind auf mich geheftet.
    Bessie schnaubt. »Nein, natürlich will sie sie mit solchen wie wir nicht teilen.«
    »Das stimmt nicht«, sage ich, aber im Herzen weiß ich, dass sie nicht ganz unrecht hat. Warum sollten nicht auch sie Magie besitzen? Nur deshalb, weil sie in einer Fabrik gearbeitet haben? Weil sie mit einem Akzent sprechen?
    »Wir sind keine Damen wie sie, Bessie«, meint Klein-Wendy bescheiden. »Wir sollten das nicht erwarten.«
    Pippa springt von ihrem wackeligen Stuhl auf. »Ich gebe dir etwas, Mae. Hier, strecke deine Hände aus.«
    »Ich spür nichts«, sagt Mae nach einer Weile und ich bin froh, dass sie meine Erleichterung nicht bemerken. Ich will diejenige sein, die über die Magie verfügt.
    Aus Pippas Gesicht spricht Enttäuschung. »Na ja, es kam mir einfach so in den Sinn. Wenn ich könnte, mein Liebling, würde ich dich damit beschenken.«
    »Ich weiß, dass Sie das tun würden, Miss Pippa«, sagt Mae entmutigt und wieder überkommt mich Scham. Wie kann ich so herzlos sein, diesen bedauernswerten Mädchen mit ihren schlimmen Verbrennungen ein bisschen Glück zu verweigern?
    »Na gut. Lasst uns nun, wo wir hier sind, die Zeit genießen und Spaß haben, ja?«, sage ich und schließe uns alle Hand in Hand zu einem Kreis zusammen, ausgenommen Wendy, die darauf beharrt, nicht mitspielen zu wollen. Bald sprudeln wir alle vor überschäumender Kraft und selbst die Wände können unseren Jubel nicht fassen. Sie knirschen und stöhnen unter dem Griff der Ranken, die sie noch fester umklammern, um sie zusammenzuhalten.
    *
    Felicity und Ann helfen den Fabrikmädchen, ihre zerlumpten Röcke in prächtige, mit Perlen bestickte Seidenröcke wie aus den vornehmsten Geschäften von Paris zu verwandeln.
    Alle sind glücklich mit Ausnahme von Wendy. Sie sitzt in einer Ecke, die Knie an ihre Brust gedrückt. Ich setze mich neben sie auf den kalten, von Unkraut überwucherten Boden. »Was ist los, Wendy?«
    »Ich habe Angst«, sagt sie, ihre Beine fest umschlingend.
    »Wovor?«
    »Dass ich zu viel will, Miss.« Sie wischt sich die Nase an ihrem Ärmel ab. »Sie haben gesagt, die Magie hält nicht für immer. Aber was ist, wenn ich erst mal davon gekostet habe …« Eine Träne rollt über ihre schmutzige Wange. »Wenn ich es dann nicht mehr ertragen kann, wie es vorher war? Wenn ich nicht mehr zurückkann?«
    »Eine Lehrerin von mir hat einmal gesagt, wir können nicht zurück; wir können uns nur vorwärts bewegen«, sage ich, Miss Moores Worte wiederholend. Damals, als sie für mich Miss Moore war und nicht Circe. »Es ist deine Entscheidung.«
    Sie nickt. »Vielleicht könnte ich nur ein ganz kleines bisschen haben? Nicht zu viel?«
    Ich gebe ihr nur ein bisschen, und als ich spüre, dass die Magie in sie übergeht, höre ich auf.
    »So, Wendy, was soll es zuerst sein – ein

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