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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Schicksal bewahrt. Sie hat sie vor der Winterwelt gerettet und sie hat sich vorgenommen, sich um sie zu kümmern. Die alte Pippa wäre nie fähig gewesen, über ihre eigenen Probleme hinauszublicken, um jemand anderem zu helfen, und das muss wohl etwas zählen.
    Schließlich strecken wir uns erschöpft auf dem kühlen Waldboden aus. Die Tannen stehen Wache. Die Sträucher mit den gezackten Blättern tragen eine Handvoll winziger harter Beeren, nicht größer als Erbsen. Es riecht nach Gewürznelken und Orangen und Moschus. Felicity legt ihren Kopf in Pippas Schoß und Pippa flicht ihr Haar zu langen, lockeren Zöpfen. Bessie beobachtet die beiden traurig. Es tut weh, Pippas Zuneigung an eine andere zu verlieren.
    Auf den dicken Zweigen einer Tanne erscheinen funkelnde Lichter.
    »Was ist das?« Mae läuft zu dem Baum und die Lichter stieben fort zu einem anderen Baum.
    Wir folgen ihnen. Nach einer Weile stelle ich fest, dass es gar keine Lichter sind, sondern kleine, elfenhafte Wesen. Sie flitzen von Zweig zu Zweig und der Baum schwirrt vor Bewegung.
    »Ihr habt Magie«, rufen sie. »Wir können es fühlen.«
    »Ja, und?«, sagt Felicity herausfordernd.
    Zwei von den winzigen Wesen landen auf meiner Handfläche. Ihre Haut ist so grün wie junges Gras. Sie glitzert, als sei sie von Tau benetzt. Ihr Haar ist wie gesponnenes Gold; es fällt in Wellen auf ihre schillernden Rücken herab.
    »Du bist es – du bist die, die die Magie in sich trägt«, wispern sie und lächeln verzückt. »Du bist schön«, flüstern sie mit süßen Stimmchen. »Beschenke uns mit deiner Magie.«
    Ann ist hinter mich getreten. »Oooh, darf ich sehen?« Sie beugt sich vor und eine der Elfen spuckt ihr ins Gesicht.
    »Verschwinde. Du bist nicht unsere Schöne. Nicht unsere Magische.«
    »Hört sofort auf damit«, sage ich.
    Ann wischt die Spucke von ihrer Wange. Ihre Haut glänzt da, wo die Spucke war. »Ich habe auch Magie.«
    »Du solltest sie damit zerquetschen«, sagt Felicity.
    Die Elfen stöhnen und klammern sich an meinem Daumen und den Fingern fest. Sie reiben ihre Gesichter an meiner Haut wie Schoßhündchen. Ich streiche einem der Wesen leicht über den Rücken. Seine Haut ist wie die eines Fisches. Sie hinterlässt eine glitzernde Schuppenspur auf meinen Fingern.
    »Also was wollt ihr?«, fragt Felicity energisch. Sie stupst eines der Wesen mit ihrem Fingernagel an und es fällt auf den Rücken.
    »Schön, so schön«, murmeln die elfenhaften Dinger immer wieder.
    Ich weiß, dass ich nicht schön bin, nicht so wie Pippa, und ich habe nicht Felicitys verführerischen Charme. Aber die Worte der Elfen wiegen mich in neuer Hoffnung. Ich möchte ihnen glauben und das genügt, damit ich ihnen weiter zuhöre. Die größere der beiden kommt nach vorn. Sie bewegt sich mit einer aufreizenden Anmut, wie ich sie bei Kobras gesehen habe, die für ihre Gebieter tanzten: gefügig, doch jeden Moment bereit, blitzschnell zuzustoßen. Ich möchte wieder von ihnen hören, wie schön ich bin. Dass sie mich über alles lieben. Es ist merkwürdig: Je öfter sie es sagen, umso mehr breitet sich ein Gefühl der Leere in mir aus, die ich verzweifelt ausfüllen möchte.
    Die kleinen Wesen klammern sich an mich. »Wie lieblich, wie allerliebst sie ist, unsere Schöne. Wir beten dich an. Wir möchten etwas von dir als Andenken haben, wir lieben dich so sehr.«
    Ich lege meine Hand auf ihre Köpfe. Ihr Haar ist weich. Mit geschlossenen Augen, mit einem Kribbeln, das meinen Körper erfasst, spüre ich, wie die Magie in mir lebendig wird. Aber sie sind ungeduldig. Ihre winzigen Hände greifen gierig nach meinen Fingern. Ihre schuppige Haut irritiert mich und ich verliere für einen Moment die Konzentration.
    »Nein! Dummes Menschenpack!« Die Stimme schmerzt in meinen Ohren. Als ich nach unten blicke, starren sie mich mit gierigem Verlangen und voller Hass an, als wollten sie mich töten und verspeisen, wenn sie könnten. Instinktiv schüttle ich sie ab und ziehe meine Hand zurück.
    Sie springen nach meinen Fingern, ohne sie zu erreichen. »Gib sie wieder her! Du wolltest sie uns schenken!«
    »Ich habe meine Meinung geändert.« Ich setze sie auf einen Zweig des Baumes.
    Sie nehmen ihre bisher prächtigste Grünschattierung an. »Wir könnten niemals hoffen, so herrlich wie du zu sein, du Schöne. Liebe uns, wie wir dich lieben.«
    Sie lächeln und tanzen für mich, aber dieses Mal wirken ihre Worte nicht so betörend. Ich kann das geifernde Zischen unter ihren

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