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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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ich über diese seltsame Welt weiß, für die ich mich mitverantwortlich fühle.
    »Es ist so still. Seit wir zurückgekommen sind, haben wir überhaupt keine Wesen der Winterwelt gesehen. Habt ihr eine Ahnung, wie es dort jetzt ist?«, fragt Ann.
    Pippa lehnt ihren Kopf zärtlich an meinen. »Wir sollten es selbst herausfinden.«

22. Kapitel
    Die morgendliche Eingangshalle quillt über von Kisten und Koffern, denn wir Mädchen fahren für die Osterwoche nach Hause. Wir stehen eng umschlungen und verabschieden uns, als wär’s für immer.
    Ich komme in meinem vernünftigsten Reisekleid herunter – aus braunem Tweed, auf dem man den Schmutz und Ruß des Zuges nicht sieht. Ann hat ihr beiges Reisekostüm an. Felicity will sich natürlich nicht ausstechen lassen. Sie trägt ein wunderschönes Kleid aus Seidenmoiré, dessen Farbe perfekt zum Blau ihrer Augen passt. Neben ihr werde ich wie eine Feldmaus aussehen.
    Die Droschken, die uns zum Bahnhof bringen, werden vorgefahren. Die Mädchen sind in Gruppen eingeteilt, die jeweils von einer Anstandsdame begleitet werden. Alles ist in gespannter Erwartung, aber richtige Aufregung herrscht zwischen Mrs Nightwing und Mr Miller.
    »Einer von unseren Männern fehlt seit letzter Nacht«, sagt Mr Miller. »Der junge Tambley.«
    »Mr Miller, wie kommt es, dass ich die Aufsicht über eine so große Schar von Schulmädchen führen kann und Sie nicht einmal imstande sind, auf eine Handvoll erwachsener Männer aufzupassen?«
    Brigid blickt hinter einer Droschke hervor, wo sie dem Kutscher, sehr zu dessen Ärger, genaue Anweisungen gibt, wie unser Gepäck zu verstauen ist. »Whiskey! Teufelswhiskey!«, erklärt sie und nickt energisch.
    Mrs Nightwing stößt einen Seufzer aus. »Brigid, bitte.«
    Mr Miller schüttelt entschieden den Kopf. »Da war nix mit Whiskey, Ma’m. Tambley hat sich im Wald und oben beim alten Friedhof umgesehen, wo wir Stimmen gehört haben. Jetzt ist er verschwunden.« Er flucht zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Dieses Zigeunerpack war’s, das sag ich Ihnen.«
    »Und der Grund, warum Sie mit dem Ostflügel im Rückstand sind, war der Regen, wenn ich mich richtig erinnere. Es gibt immer irgendeine Be- und Entschuldigung.« Mrs Nightwing schnaubt durch die Nase. »Ich bin sicher, Ihr Mr Tambley wird bald wieder auftauchen. Er ist jung, wie Sie gesagt haben, und die Jugend neigt dazu, zu rebellieren.«
    »Sie könnten wohl recht haben, Ma’m, aber es sieht Tambley überhaupt nicht ähnlich, einfach zu verschwinden.«
    »Haben Sie Vertrauen, Mr Miller. Ich bin sicher, er kommt zurück.«
    Felicity und ich umarmen Ann. Wir beide fahren nach London, während Ann die Ferien bei ihren schrecklichen Verwandten auf dem Land verbringen wird.
    »Lass dir ja nicht von diesen Satansbraten auf der Nase herumtanzen«, rede ich Ann zu.
    »Es wird die längste Woche meines Lebens«, sagt sie mit einem Seufzer.
    »Mutter wird darauf bestehen, dass wir Besuche machen, um uns einzuschmeicheln«, sagt Felicity. »Ich werde ausgestellt werden wie irgendeine grässliche Porzellanfigur.«
    Ich schaue mich um, aber Miss McChennmine ist nirgends zu sehen. »Hier«, sage ich und nehme Felicitys und Anns Hände. »Ein bisschen Mut, um durchzuhalten.«
    Bald fließt Magie durch unsere Adern; sie zaubert einen Glanz in unsere Augen, einen rosigen Hauch auf unsere Wangen. Ein Rabe fliegt über uns hinweg und lässt sich mit einem lauten Krächzen auf dem Turm nieder, wo einer von Mr Millers Männern ihn verscheucht. Ich muss an den Vogel denken, den ich vergangene Nacht gesehen habe und der verschwunden ist. Oder nicht? Es war spät, sage ich mir, und dunkel, und beides zusammen führt zu trügerischen Wahrnehmungen. Und außerdem bewirkt die Magie, dass ich mich jetzt gerade herrlich fühle, zu herrlich, um mir Sorgen zu machen.
    Unsere Droschke klipp-klappert hinter den anderen die Auffahrt hinunter. Ich blicke nach Spence zurück – zu den Männern auf dem Baugerüst, die die Steine mit Mörtel verbinden, zu Mrs Nightwing, die wie eine Schildwache vor der Eingangstür steht, zu Brigid, die den Mädchen beim Einsteigen hilft, dem dicken Teppich aus Gras und den leuchtend gelben Narzissen. Das einzig Drohende ist eine Schar aufziehender Regenwolken. Sie blähen ihre Backen und pusten und schicken die Mädchen hinter ihren Hüten her. Ich lache. Die Magie hält mich in einer sanften Umarmung und wiegt mich in dem Gefühl, dass mir nichts Böses geschehen kann. Selbst die dunklen

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