Kasey Michaels
kennenlernen.“
Schwach
lächelnd folgte sie ihm. Na, wunderbar! Rafe sah in ihr seine Freundin. Aus
Kindertagen. Seine Charlie. Da er seine neue Stellung im Leben und die damit
verbundenen Verantwortungen mit Vorbehalten betrachtete, seine Tante nicht hier
war und er nicht einmal seine Schwestern erkannt hatte, hegte er ihr gegenüber
vermutlich Gefühle, wie man sie für ein altes, bequemes Paar Schuhe hegte.
Während sie
für ihn ... was genau fühlte? Charlotte wusste es nicht. Den Rafe von früher
hatte sie geliebt, als Kind, das sie damals war, hatte sie den Jungen geliebt.
Was würde sie an dem neuen Rafe entdecken?
Er
betrachtet sie als Freundin. Würde er je mehr wollen? Und wenn, was würde sie
dann tun? Ihm die Wahrheit sagen? Und wie würde er sie mit seinen ihr so
gefährlichen Augen ansehen? Ein Schaudern unterdrückend folgte sie ihm in die
Halle.
2. Kapitel
afe zog Charlotte mit sich zurück in
die Halle, wo sie Zeuge wurden, wie Captain Swain Fitzgerald gerade, von zwei
Lakaien gestützt, ins Haus Einzug hielt.
„Da bist du
ja“, blaffte er, als er Rafe erblickte. „Verstehen diese Idioten hier kein
Englisch? Ich will meine Krücken! Die wollen mir meine Krücken nicht geben! Sie
behaupten, ihr verfluchter Duke bestehe darauf, dass sie mich tragen! Zum
Teufel, Rafe, ich lass mich nicht wie ein Säugling herumschleppen!“
„Grayson,
kümmern Sie sich bitte darum“, sagte Rafe, ließ Charlottes Hand los und
ging, um seinem Freund behilflich zu sein. „Wer sich wie ein Säugling benimmt,
wird auch so behandelt. Was ärgert es dich so, dir helfen lassen zu müssen?
Willst du die Treppen hinauf in dein Bett kriechen?“
„Ins Bett?
Oh nein, Rafe Daughtry, kein Krankenlager für mich, egal was dein
hochgestochener Londoner Arzt gesagt hat! Mir geht es gut, ich komme
hervorragend allein zurecht. Gib mir einfach meine verdammten ... Ah, hallo,
junge Dame.“
Der
plötzliche Tonwechsel seines Freundes ließ Rafe grinsen. „Ja, Fitz, eire Dame,
im Gegensatz zu deinem üblichen weiblichen Umgang. Benimm dich, dann stelle ich
dich vor, du haariger irischer Affe.“
„Hübsches
Dingelchen. Eine deiner Zwillingsschwestern?“, flüsterte Fitz. „Oder kann
ich mich an sie ranmachen?“
„Kommt
drauf an. Hast du ehrliche Absichten?“
„Hatte ich
noch nie, so alt ich bin, und das sind sechsundzwanzig Jahre.“ Fitz flüsterte
immer noch.
„Ich kann
jedes Wort hören“, warf Charlotte von ihrem Platz bei den Salontüren ein.
„Von euch beiden“, fügte sie trocken hinzu.
Panisch
flüsterte Fitz: „Sag, dass das nicht wahr ist, bitte.“
„Tut mir
leid, alter Junge, es stimmt.“ Er konnte nicht anders, die Miene seines
Freundes brachte ihn zum Lachen. Allerdings staunte er, dass Charlotte erwähnt
hatte, sie hören zu können. Andererseits, hatte sie ihn nicht von der ersten
Minute an verblüfft? Ihr hinreißendes Aussehen, ihre kecke Zunge, ihre
Weigerung, sich von seinem Titel beeindrucken zu lassen, während sie ihm
gleichzeitig spöttisch Reverenz erwies! Sie faszinierte ihn ziemlich.
Charlotte
trat näher, blieb vor dem grinsenden Fitz stehen und musterte ihn abschätzend
von oben bis unten. Dann lächelte sie ihm süß ins Gesicht. „In Ihrem Zustand
werden Sie sich, fürchte ich, eine Weile an nichts und niemanden heranmachen,
Captain.“
„Für Sie
Fitz, Madam, bitte, und ich flehe um Vergebung. Das kam nur, weil ich seit
ewigen Jahren nicht mehr die Gegenwart einer so schönen Frau genießen
durfte.“
„Wie
schmeichelhaft, Captain.“ Charlotte knickste leicht. „Ich sehe schon, ich
muss mich hüten, sonst könnte ein glattzüngiger Schurke wie Sie mir mein
jungfräuliches Herz brechen.“
Das ließ
Rafe laut auflachen und seinem Freund einen so kräftigen
Weitere Kostenlose Bücher