Kasey Michaels
Schlag in den Rücken
verpassen, dass der beinahe gestürzt wäre. „Tut mir leid, Fitz, ich wollte
dich nicht umwerfen, besonders, da das Miss Seavers schon für mich erledigt hat
– verbal. Miss Charlotte Seavers, erlaube mir, dir meinen langjährigen Freund
und Kameraden Captain Swain Fitzgerald vorzustellen. Fitz, mach deinen Diener
vor Charlie.“
„Guten Tag,
Fitz“, sagte Charlotte. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“ Mit
einem raschen Blick zu Rafe fuhr sie fort: „Da
wir hier auf dem Land recht ungezwungen miteinander umgehen, sagen Sie einfach
Charlotte zu mir.“
„Also das
ist deine Charlie? Du musst ein recht zurückgebliebener Bengel gewesen sein,
wenn du nicht bemerkt hast, was für ein Stückchen Vollkommenheit sie ist. Wie
brachtest du es nur fertig, sie zurückzulassen? Ich versteh's nicht.“
Rafe sah
Charlotte an, die seinem Blick sofort auswich.
„Ha, nun
habe ich ihn geärgert und Sie zum Erröten gebracht, Madam, äh, Charlotte. Es
ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen. Ah, und da kommen meine Krücken! Her damit!“
Ein Lakai
näherte sich, die Stützen unter dem Arm, doch Rafe befahl: „Halt, geben Sie sie
ihm nicht, sonst schlägt er mich damit zu Brei, wenn ich ihm nun sage, was zu
geschehen hat. Fitz, ich wollte sie dir nur zeigen, damit du Ruhe gibst.
Grayson wird sie gut verstauen und dafür sorgen, dass du in dein Zimmer
getragen wirst.“
„Hölle und
Verdammnis, ich werde mich nicht tragen lassen!“
„Na gut,
tragen oder ziehen – wie du nach oben kommst, ist mir gleich, nur nicht auf
eigenen Beinen. Fitz, du weißt, was der Arzt gesagt hat. Und in London hast du
noch beim Namen deiner Mutter geschworen, du würdest seinen Anweisungen
folgen.“
„Und du warst
so dumm, mir zu glauben? Ich werde nicht geschlagene zwei Monate in einem Bett
verschimmeln. Da wird man ja wahnsinnig!“
Ohne ihn zu
beachten, bedeutete Rafe den Lakaien – mittlerweile vier an der Zahl – seinen
lauthals protestierenden Freund die breite Treppe hinaufzutragen. Fitz fluchte
und schimpfte, schwieg aber dann abrupt, als der Schmerz in dem gebrochenen
Bein überhand nahm.
„Armer
Kerl“, meinte Charlotte. „Was ist ihm passiert?“
„Vielleicht
sollte er es dir sagen. Er hat die ganze letzte Woche überlegt, welche nette,
heroische Geschichte er auftischen könnte, wie zum Beispiel, dass er ein Kind
vor einer heranrasenden Kutsche rettete.“
„Was nicht
stimmt?“
Rafe nahm
sie beim Arm und führte sie in das Arbeitszimmer seines verstorbenen Onkels.
Jetzt sein Arbeitszimmer. Trotzdem musste er gegen den Impuls kämpfen,
vor dem Eintreten anzuklopfen. „Nach der stürmischen Überfahrt von Frankreich
hatte er es so eilig, auf festen Boden zu kommen, dass er auf etwas
ausrutschte und Hals über Kopf in einen Stapel Seemannstruhen fiel.“
„Oje! Nun,
bei mir ist sein Geheimnis sicher. Äh, gehen wir nicht zurück in den
Salon?“
„Lieber
würde ich nach Elba zurückkehren“, gab er ehrlich zu. „Ich komme mir hier
wie ein Eindringling vor. Und meine Schwestern machen mir eine Heidenangst.
Vielleicht sollte ich es besser nicht sagen, aber nachdem ich der vornehmen
Gesellschaft so lange fern war, macht mich die holde Weiblichkeit ein bisschen
nervös.“
„Mache ich
dich auch nervös, Rafe?“, fragte sie.
„Du?
Ehrlich gesagt, lässt mich alles und jeder hier wünschen, mich in den
nächstbesten Krieg abzusetzen.“
„Tut mir
leid, hier wirst du den nicht finden.“ Leiser setzte sie hinzu: „Da, ich
beachte dich gar nicht, sieh dich in Ruhe um, es hat sich kaum etwas
verändert.“
Er folgte
ihr mit dem Blick, wie sie zu einem der Regale ging und angelegentlich die
Bücher darin musterte. Plötzlich sah er das Mädchen vor sich, das ihm und
Harold und George einmal
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