Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kasey Michaels

Kasey Michaels

Titel: Kasey Michaels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie verführt man einen Hrzog
Vom Netzwerk:
hin­ter­her­ge­hetzt war, dann wie­der sie al­le nicht be­ach­tet
hat­te.
    Was für ein
selt­sa­mes klei­nes Ding sie ge­we­sen war; groß für ein Mäd­chen, dünn, nichts als
Ar­me und Bei­ne und ei­ne Haar­mäh­ne, die er oft ge­nug aus ir­gend­wel­chen Zwei­gen
be­frei­en muss­te, wenn sie ih­nen durchs Ge­büsch hin­ter­her­lief ins Dorf.
    Ei­ne Pla­ge.
Sie war ei­ne. Pla­ge ge­we­sen.
    Da drau­ßen
an der Auf­fahrt hat­te er sie tat­säch­lich nicht er­kannt. Groß war sie im­mer
noch, und schlank, aber in­zwi­schen mit hüb­schen Run­dun­gen. Ih­ren wir­ren Schopf
glän­zend brau­nen Haars al­ler­dings hat­te sie ge­zähmt. Streng nach hin­ten
ge­rafft, fie­len ihr die Lo­cken nun nur über den Rücken noch lo­se her­ab. Es ...
es ver­lock­te zum Strei­cheln.
    An­ders als
sei­ne ei­ge­nen Au­gen, die ihn manch­mal er­schreck­ten, wenn er in den Spie­gel
schau­te, hat­ten ih­re Au­gen sich nicht ver­än­dert. Und ih­re Na­se ge­fiel ihm,
ge­ra­de und ein we­nig keck, und ihr Mund mit den vol­len Lip­pen wirk­te ir­gend­wie
ver­wund­bar.
    Dass die
al­te Char­lie sicht­bar wur­de, ge­sch­ah ei­gent­lich nur, wenn sie die­sen Mund
öff­ne­te. Char­lie sag­te im­mer, was sie dach­te, und be­schö­nig­te ih­re Wor­te nie.
Das hat­te ihm schon da­mals ge­fal­len, als er ihr noch häu­fig ge­nug aus­zu­wei­chen
ver­such­te.
    Jetzt
je­doch war ihm gar nicht mehr da­nach, ihr aus­zu­wei­chen. Im Ge­gen­teil.
    Vor ei­nem
hal­b­en Dut­zend Jah­ren war sie in ihn ver­liebt ge­we­sen. Ob ihr das nun pein­lich
war? Vor­hin da drau­ßen hat­te sie dar­über ge­scherzt, doch wie ernst war ihr das
ge­we­sen? Wie sah sie ihn wohl heu­te? Er war nicht mehr der un­ge­len­ke Jun­ge von
einst.
    Sie wa­ren
nun Frem­de. Frem­de, die ein­mal ge­glaubt hat­ten, sich sehr gut zu ken­nen.
    „Ra­fe? Ich
ha­be dich et­was ge­fragt“, drang ih­re Stim­me in sei­ne Ge­dan­ken. Da stand
sie, mit­ten in dem großen, dun­kel ge­tä­fel­ten Raum, in dem er man­che Stand­pau­ke
von sei­nem On­kel hat­te über sich er­ge­hen las­sen müs­sen.
    „Ent­schul­di­ge,
ich dach­te ge­ra­de dar­an, wie ich ein­mal Ge­or­ge nie­der­ge­schla­gen ha­be, weil er
mei­ne Mut­ter be­lei­digt hat­te. Mein On­kel sag­te da­zu, dass ich grö­ßer und stär­ker
und viel­leicht klü­ger als Ge­or­ge wer­den könn­te, aber nie wür­de ich über mei­nen
Stand hin­aus­kom­men. Da wuss­te ich dann, wo ich hin­ge­hör­te! Jetzt er­war­te ich
bei­na­he, dass mein On­kel her­ein­kommt und mich aus sei­nem Hei­lig­tum wirft.“
    Char­lot­te
setz­te sich in einen der großen Le­der­ses­sel vor dem Ka­min. „Aber er ist nicht
mehr, Ra­fe. Sie al­le sind tot, und du bist nun ganz un­er­war­tet an sei­ner
Stel­le. Hast du das
Ge­fühl, dich recht­fer­ti­gen zu müs­sen, oder bist du nur über­wäl­tigt?“
    Ja, das war
sei­ne Char­lie; nie­mand sonst wür­de die Fra­ge zu stel­len wa­gen, ob dem neu­en
Du­ke of As­hurst sein Ti­tel schwer auf den Schul­tern las­te­te.
    Ra­fe hock­te
sich auf die Kan­te des Schreib­tischs. Lä­chelnd sag­te er: „Und wie siehst du mich,
Char­lie? Se­he ich denn wie ein Her­zog aus?“
    „Ich weiß
nicht. Setzt dich an den Schreib­tisch, setzt dich auf dei­nen Stuhl. Ja,
es ist dei­ner. Und ei­nes Ta­ges der dei­nes Soh­nes. Du bist der Du­ke of
As­hurst.“
    „So muss
On­kel Charl­ton über sei­ne Söh­ne ge­dacht ha­ben.“ Ra­fe setz­te sich be­hut­sam
auf den wuch­ti­gen Schreib­tisch­stuhl. „Ge­or­ge und Ha­rold ha­ben nicht am Krieg
teil­ge­nom­men, ha­ben nie ihr Le­ben für ihr Land ein­ge­setzt, und doch sit­ze
jetzt ich hier, und sie sind tot. Ist das Schick­sal oder ein­fach nur
Zu­fall?“
    „Soll ich
dir et­was sa­gen?“, frag­te Char­lot­te.
    „Ja
bit­te“, sag­te er und drück­te den Rücken ge­gen die Leh­ne, froh, dass es
ihm nicht vor­kam, als teil­te er den Sitz mit dem Geist sei­nes On­kels.
    „Du bist
ein Idi­ot, Ra­fe.“
    Un­will­kür­lich
muss­te er la­chen. „Pfui! Das sagt man nicht.“
    „Hör zu! Du
bist der Du­ke. Der Ti­tel steht dir zu – al­le da­mit ver­bun­de­nen Ti­tel! Das ist
ei­ne Tat­sa­che. Du hast mo­na­te­lang Zeit ge­habt, dich dar­an zu

Weitere Kostenlose Bücher