Kasey Michaels
loslassen. Sollte sie nicht weiter quälen. Sollte ihre Geheimnisse Geheimnisse
sein lassen, anstatt herumzuschnüffeln.
Ungeduldig
sog sie die Luft ein. „Was ist, Rafe? Ich fühle mich in dieser Haltung ziemlich
albern.“
„Gleich
lasse ich dich los“, versprach er, „Sag mir nur eins: Wärest du betroffen,
wenn mir etwas zugestoßen wäre?“
Sichtlich
aufgeschreckt schaute sie zu ihm auf. „Ob ich ... Herrgott, Rafe, was ist das
für eine Frage? Natürlich wäre ich betroffen. Ich wäre sogar ... war's das? Da
ich jetzt weiß, dass du nicht schwer verletzt bist, muss ich mich um meine Mama
kümmern.“
„Was wärst du, Charlie?“, drängte
er, flüsterte plötzlich fast, so verzweifelt wollte er wissen, was sie hatte
sagen wollen. „Traurig? Am Boden zerstört? Würdest du um den guten Rafe
weinen? Würdest du dir wünschen, wir hätten ... wären uns nähergekommen.“
Langsam
schüttelte sie den Kopf. „Du bist unmöglich! Ich weiß nie, wann du scherzt und
wann du ernst bist. Falls du je ernst bist. Wir sind keine Kinder mehr. Du bist
nicht der arme Verwandte und ich bin nicht der Quälgeist von Mädchen, das dir
wie ein Mondkalb hinterherlief – oh, lass mich los!“
„Nein,
lieber nicht“, sagte er und beugte sich zu ihr. „Noch nicht.“
Ihre Lippen
waren kühl und weich, und sie presste sie sofort fest zusammen, als ob sein
Kuss den gleichen Effekt hervorriefe wie der Biss in eine Zitrone. Doch als er
sie näher an sich zog, gab sie ein wenig nach, ihr Mund verlor die Spannung,
sie seufzte leise und schlang ihm die Arme um den Nacken.
Trotzdem
vertiefte er den Kuss nicht. Er würde den gleichen Fehler nicht noch einmal
machen. Aber es fiel ihm teuflisch schwer, sie so nahe zu spüren und nicht
mehr zu verlangen. Viel mehr. Er hob den Kopf. „Na, das war doch s000 übel
nicht, oder?“
„Findest du
nicht, dass die Frage unhöflich ist?“
Sanft legte
er seine Hände auf ihre Hüften. „Seit wann bin ich denn höflich?“
„Gute
Antwort.“
Ihr Lächeln
entschied seinen nächsten Zug. Zart drückte er seine Lippen auf ihre Schläfe,
ihre Wange, dann umfing er ihr Gesicht mit den Händen, bewusst jedoch, ohne sie
an sich zu ziehen.
Sehr behutsam
ging er vor, küsste ihre Stirn, ihr Ohr, strich mit den Daumen zart über ihre
Wangen, und als sie die Augen schloss, küsste er ihre Lider.
Endlich
öffnete sie die Lippen; er spürte, wie sie vertrauensvoll nachgab, und als er
sie nun auf den Mund küsste, versteifte
sie sich nicht unwillkürlich, als ob sie irgendwie einen intimen Übergriff
erwartete. Sie besser küssen zu lehren würde
noch Zeit genug sein, Zeit, zu korrigieren, was sein tölpelhafter Cousin Harold
anscheinend an Fehlern gemacht hatte. Vorerst
würde er sich darauf konzentrieren, ihr die Scheu zu nehmen, deshalb blieb er
bei keuschen, nicht fordernden Küssen und löste sich von ihr, ehe er vergaß,
dass der Zweck der Übung war, ihre Ängste zu dämpfen, und nicht, seine längst
schon brennende Glut noch anzufachen.
„Wir machen
Fortschritte, nicht wahr?“, flüsterte er dicht an ihrem Mund, als sie die
Augen aufschlug, erstaunt, weil er nur ein winziges Stück von ihr abgerückt
war.
„Ja,
anscheinend“, sagte sie, und dann, Gott segne sie dafür, lächelte sie ihn
an. „Rafe, du bist ein sehr netter Mann.“
„Nur nett?
Dann habe ich es nicht richtig angestellt. Meinst du, wir sollten noch ein
wenig üben?“
„Vor allem
meine ich, dass wir aufhören sollten, dummes Zeug zu reden, und dass du
hinaufgehen und dich ausruhen solltest.“
Damit wandte sie sich ab, schaute sich aber noch einmal um und setzte hinzu:
„Und, weißt du, ich hatte keine Angst, als du mich küsstest. Beim ersten Mal
nicht, und jetzt auch nicht. Ich war ... ich war nur ... verdutzt.“
„Ah,
natürlich! Und nun wirst du mir vermutlich mitteilen, dass wir es nie wieder
erwähnen
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