Kasey Michaels
einem Flüstern, „ich
denke, du würdest nicht lächerlich wirken. Ich glaube – also, ohne das zu
vertiefen! –, aber ich stelle mir vor, ich würde dich schön finden.“
„Charlie!“
Er machte ein paar rasche Schritte auf sie zu, doch sie war schon aus dem
Zimmer geeilt.
13. Kapitel
Brüssel, 28. Mai 1815
ein
bester Freund und Kamerad, nach wie vielen Paraden, glaubst du, betrachtet ein
Soldat den Tod durch die Hand des Feindes als
Erlösung? Mir tun die Truppen leid, die ich täglich drille, während
wir auf diesen verfluchten Boney warten.
Aber
niemand leugnet, dass in Bälde eine Schlacht ansteht. Du wirst die Berichte
gelesen haben, die alle das Gleiche sagen: Eine Schlacht, ein einziger wilder
Kampftag, ein Sieg,
und der Albtraum ist vorbei.
Und
dann, fürchte ich, werden wir beide, du und ich, einen Kampf auszufechten
haben, denn was ich nun zu sagen habe, wird dich vielleicht wütend machen.
Ich
liebe deine Schwester, Rafe ... ja, ja, Euer Gnaden, ich weiß schon. Sie ist
noch ein Kind, gerade siebzehn, während ich plötzlich uralt scheine mit
sechsundzwanzig. Weswegen ich dir feierlich versichere, dass ich nichts tun
werde, um Lydia zu beeinflussen, ehe sie nicht im nächsten Jahr ihre erste
Saison mitgemacht hat.
Nur weil
ich gerade weit weg und außer Reichweite bin und du mir also keinen Kinnhaken
versetzen kannst, bin ich mutig genug, dir zu gestehen, wie es in meinem Herzen
aussieht ... wem es gehört.
Ich bin
nur ein Soldat, Rafe, der der geliebten Schwester eines Duke wenig bieten kann
außer einem heruntergekommenen Landsitz in Irland – und tiefste, immerwährende
Ergebenheit.
Aber wenn du meinen Antrag – und meine Gefühle – zumindest in Erwägung ziehen
magst, will ich beten, dass ich wenigstens die Hoffnung hegen darf, eines Tages
deine Segen zu bekommen.
Vorerst
will ich nur das Offensichtliche erbitten: Dass du meine liebste Lyddie gut
hütest. Sie fehlt mir so sehr – ihr süßes Lächeln, ihr sanftes Wesen, ihr
zarter Humor und ihre 'Klugheit. Zum ersten Mal, Rafe, fürchte ich mich vor
einer Schlacht, denn ich habe so viel zu verlieren ...
Dein
ergebener Freund und demütiger Bittsteller,
Captain
Swain McNulty Fitzgerald
P.S. Um
Himmels willen, Rafe, verbrenn diesen Brief! Ich höre mich an wie ein dummes,
altes, abergläubisches Weib!
Wortlos reichte Rafe das Blatt an Charlotte
weiter, die ruhig, mit einer Stickerei beschäftigt, neben ihm in seinem Arbeitszimmer
gesessen hatte. Stumm beobachtete er sie.
Sie
überflog die Seiten, einmal, dann ein zweites Mal, ehe sie sie niederlegte und
Rafe mit feuchten Augen ansah.
„Ach,
Rafe“, sagte sie leise, mit rauer Stimme, „das ist so schön und doch so
traurig. Und es macht mir Angst.“
„Ja, zur
Hölle mit ihm!“, sagte er und ließ seine Faust auf den Schreibtisch
krachen.
„Rafe! Ich
weiß, man mag denken, Fitz reicht zu hoch über seinen Stand hinauf, aber wir
wissen beide, er ist ein feiner Charakter und ...“
„Nein,
darum geht es nicht, Charlie. Ich wüsste keinen besseren für Lydia“,
unterbrach er sie.
„Natürlich,
weil er dein Freund ist und wir ihn als feinen, vorbildlichen Mann kennen
...“
Rafe
schenkte sich ein Glas Brandy ein und schüttete ihn auf einen Schluck hinunter.
„Das ist es nicht, aber er ist sentimental, rührselig, er bemitleidet sich und
denkt mehr daran, zu überleben, als den Feind zu besiegen.“
„Aber ist
das nicht ganz normal?“
Rafe
schüttelte den Kopf. „Nein, nicht für einen Soldaten. Ein Soldat denkt nur an
die Schlacht und an seine Männer. Über sich selbst nachzudenken, über die
Möglichkeit, getötet zu werden, ist fatal. Schlimmer als ein Fluch. Es macht
dich vorsichtig und endet häufig vernichtend. Das weiß Fitz. Es ist nicht seine
erste Schlacht, nicht das erst
Weitere Kostenlose Bücher