Kasey Michaels
jetzt
war sie wieder auf den gleichen Gedanken gekommen wie er. Allerdings hatte er
sogar schon überlegt, zu diesem Zweck einen der Detektive aus der Bow Street
hinzuzuziehen. So spaßig fand er es wirklich nicht, sechs Jahre Krieg überlebt
zu haben, nur um dann daheim von einem Mauerbrocken erschlagen zu werden.
„Einverstanden.“
Er setzte sich neben sie auf das Ledersofa. „Und da wir nun das Thema Hobart
erledigt haben, sag mir: Wie hat sich Mrs Buttram eingelebt?“
„Ah, Mrs
Buttram. Noch ist sie damit beschäftigt, mich an der richtigen Stelle in die
Hackordnung einzusortieren, da sie anscheinend glaubt, es müsse für meine
Anwesenheit einen bestimmten Grund geben. Zurzeit fragt sie sich, ob ich eine
bessere Bedienstete bin, eine Gouvernante oder dein Mündel. Lange werde ich sie
wohl nicht mehr ohne Erklärung hinhalten können. Nicole sagt, sie sei ein Drache.
Obwohl ihre ziemlich spitze Schnauze bisher noch kein Feuer gespien hat.“
„Aber du
bist aus einem bestimmten Grund hier“, sagte Rafe, während er wagte, eine
ihrer langen Locken um seine Finger zu wickeln. „Nämlich, mich in den Stunden
der Not zu stützen.“
„Wenn du
nicht ernst sein willst ...“
„Ich bin
immer ernst, Charlie, wenn es darum geht, was ich für dich empfinde.“
Charlotte
verschlang die Hände auf ihrem Schoß; jäh herrschte Spannung im Raum. „Manchmal
... Manchmal denke ich, du fühlst dich nur für mich verantwortlich, so als ob du mir
etwas schuldetest wegen der Sache mit deinem Onkel und deinen Cousins. Da,
jetzt habe ich es ausgesprochen. Ich mag kein Mitleid, Rafe.“
„Und das
glaubst du wirklich? Dass du mir leid ... tust?“
Sie senkte
den Kopf. „Und warum solltest du nicht? Mir jedenfalls tut es leid um mich
selbst. Was sie mir antaten, war abscheulich.“
Er legte
ihr eine Hand an die Wange. „Ich weiß. Sie nahmen dir etwas, das du nie richtig
besessen hattest.“
Sie sah zu
ihm auf, und es zog sich ihm das Herz in der Brust zusammen. Wie sehr er sich
danach sehnte, sie zu umarmen ... und mehr.
„Ich ...
ich verstehe dich nicht.“
„Nein, wohl
kaum. Und ich weiß nicht so recht, wie ich es dir erklären soll“, sagte
er, froh, dass sie seine Hand nicht wegstieß und neben ihm sitzen blieb, ohne
eine Ausrede zu suchen, um sich ihm zu entziehen, weil sie beide, ein Mann und
eine Frau, allein hier waren, allein in dem milden Lichtkreis der Kerzen und
des Kaminfeuers.
„Charlie,
ich spüre deine Angst, wenn ich dich küsse, wenn ich dich umarmen will. Das
nahmen sie dir, mein Herz, sie nahmen dir etwas, das schön sein sollte, und
machten es zu etwas Hässlichem, Ekligem, unsäglich Grobem.“
„Was er mit
jener Frau machte ... was er mit mir machen wollte ...“
„Pscht ...
ich weiß.“ Rafe streichelte zart ihre weiche Wange. „Es kann ganz anders
sein.“
Nun
versuchte sie, ihn fortzuschieben. „Rafe, so dumm bin ich nicht. Ich weiß das.
Ich meine, mein Verstand weiß es. Und tief drinnen weiß ich, dass du mich nie,
niemals verletzen würdest. Und ... und ich weiß, wir sind keine Kinder mehr,
und dass du meinst, was du dir von mir wünschst, sollten wir beide
gleichermaßen wollen ... und ich will es auch ... ich will es. Aber dann bist
du so verständnisvoll, und so ... so verdammt sanft, als wenn ich in tausend
Stücke zerbersten würde, und ich komme mir so dumm vor, wenn du mich ansiehst,
als wäre ich dieses arme missbrauchte Opfer, aber das bin ich
nicht, Rafe. Nein! Ich weiß, wie es zwischen uns sein sollte. Wenn ich glaube,
dass du in Gefahr bist, möchte ich auf der Stelle zu dir kommen, dich
festhalten und ...“
Er küsste
sie noch einmal, brachte ihren Protest mit seinem Mund zum Schweigen und spürte
ihr Nachgeben, ja, gar etwas wie Leidenschaft, wusste jedoch, dass das nicht
anhalten würde. Im nächsten Moment konnte sie sich zurückziehen, und er
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