Kasey Michaels
man muss
ihn mal näher unter die Lupe nehmen.“
Rafe nickte
zustimmend. „Du bist klug, Charlie, das sage ich, weil es stimmt, und weil du
anscheinend mit mir in allem übereinstimmst. Nein, gegenseitiger Respekt und
Bewunderung zogen ihn wohl nicht zu meinen Verwandten.“
„Bestimmt
nicht, was die Frage von vorhin erneut aufwirft: Wo stehen wir?“
Nachdenklich
marschierte Rafe im Zimmer auf und ab. „Vermutlich müssen wir uns fragen, warum
er mich würde tot sehen wollen.“
„Wollte er
das wirklich, wärest du tot. Aber er stieß dich aus dem Weg.“
„Also ist
er ein Held?“
Charlotte
sah ihn nur an, dann zuckte sie die Achseln. „Oder er möchte noch etwas
anderes. Da uns die Diskussion über Mr Hobart nicht weiterbringt, lass uns auf
dich zurückkommen. Bist du dir sicher, dass du dir niemanden zum Feind gemacht
hast?“
„Nein,
natürlich nicht. Aber zumindest habe ich niemanden derart gekränkt, dass er
mich über längere Zeit drangsalieren und sogar würde töten wollen.“
„Weiß du,
was ich denke, Rafe?“
„Nein, aber
du wirst mich kaum in seliger Unkenntnis lassen. Los, Charlie, was denkst
du?“
„Elender!
Also, ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht: Weißt du, man hätte dich
jederzeit erschießen können; schließlich
bist du auf Ashurst Hall täglich ausgeritten, und auch hier bist du ständig in
der Stadt unterwegs.“
„Vergiss
nicht, man hat auf mich geschossen. Um den Hut tut es mir immer noch
leid.“
„Ah, aber
das könnte tatsächlich Zufall gewesen sein. Ein Wilderer, ja? Dachtest du das
nicht? Und der Hufnagel unter Boneys Sattel? Auch ein unglücklicher
Zufall.“
„Und die
Mauerbrocken heute? Nicht ungewöhnlich hier in der Stadt, hörte ich, als ich es
im Kriegsministerium erwähnte. Vor Kurzem noch wurden zwei Menschen in der
Brook Street von so etwas übel verletzt. Ohne dass Mr Hobart zugegen war
...“
„Nur dass
bei uns ein Mann auf dem Dach gesehen wurde.“
„Ja, aber
von unserem Mr Hobart. Aber er hätte genauso gut ungesehen bleiben können, und
die Sache wäre als Unfall durchgegangen. Wenn mich jemand töten will, möchte
derjenige jedenfalls nicht, dass es wie Mord aussieht.“
„Und
überleg nur, welche Energie daran gesetzt wird. Drei Versuche in fünf Monaten.
Derjenige ist entschlossen und hat Geduld. Außer es gab noch weitere
Zwischenfälle, die du nicht als Mordversuch erkannt hast?“
Einen
Moment überlegte er, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, nicht, dass ich
wüsste. Auf Elba wurde einmal auf mich geschossen, aber das war der Feind. Da
war ich wohl kaum das einzige Zielobjekt.“
„Was genau
war denn da passiert?“
„Na ja, in
einer Schenke sah ich zwei Fremde und erkundigte mich, was sie nach Elba
führte“, erklärte Rafe. „Als sie hinausgingen, folgten Fitz und ich ihnen,
und plötzlich drehte der eine sich um und schoss auf uns. Vielleicht wollte
man mich töten und es aussehen lassen, als wäre ich bei dem Versuch umgekommen,
Bonapartes Entführung zu verhindern. Und dann ist mir der Mann nach England
gefolgt, um es erneut zu versuchen. Denk nach, Charlie, hast du, als die Steine
neben uns niedergingen, eine Stimme gehört, die auf Französisch sagte: Mon
dieu, wieder daneben!“
Unwillkürlich
musste Charlotte lachen. „Manchmal, Rafael
Daughtry, könnte ich dich mit Wonne erwürgen! Konzentrieren wir uns doch einfach
auf Mr Hobart, da wissen wir zumindest, wer er ist. Ich mag ihn schlicht nicht,
auch wenn er uns das Leben gerettet hat. Und nun ist er nicht nur um
fünftausend Pfund reicher, sondern meint auch noch, wir sehen ihm wegen seiner
guten Tat manches nach. Wie widerlich selbstgefällig er lächelte, als du ihn
batest, mit uns ins Haus zu kommen. Ich schlage vor, du stellst jemanden ein,
der ihn überwacht.“
Auch
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