Kasey Michaels
Stimmen im Augenblick nicht bekamen. „Sie lässt
das nicht durchgehen? Herrgott, was für ein Drache!“
„Oh Gott,
es ist alles meine Schuld!“, seufzte Charlotte und barg ihr Gesicht in
den Händen. „Was machen wir nun? Bestimmt sind Nicole und Lydia auch schon
wach. Was sage ich nur? Ich bin so ein schlechtes Vorbild für die Mädchen, die
mir doch anvertraut sind!“
Auf
Strümpfen, wie er war, tappte er zu ihr hinüber. Er konnte sich nicht erinnern,
sie je so aufgelöst gesehen zu haben. „Das klingt bedenklich. Vielleicht beginnst
du noch einmal von vorn und erzählst mir genau, was letzte Nacht war.“
„Nichts
war!“, fauchte sie und sprang auf. „Gar nichts! Sagte ich doch. Dir ging
es schlecht, deine Zähne klapperten vor Kälte, und du warst nicht ganz bei dir.
Du hast mich für Fitz gehalten.“
„Herzchen,
wie könnte ich dich mit dem verwechseln! Er ist viel größer als du und viel
haariger im Gesicht.“
„Hör auf,
das ins Lachhafte zu ziehen, und lass dir erklären. Du warst so schlecht dran,
Rafe, ja ... und da habe ich mich eben neben dich aufs Bett gelegt, um dich zu
wärmen, das ist alles. Und ... und dann bin ich eingeschlafen. Mehr ist nicht
passiert.“
„Du hast
dich zu mir gelegt? Nach all dem, was vorangegangen war ... nachdem meine
verfluchten Cousins ... und obwohl es dir schwerfällt, dich berühren zu lassen
... das hast du für mich getan? Du lehrst mich Demut, Charlie, ehrlich.
Danke.“
Unsicher
schaute sie zu Boden. „Ja, nun ... so schlimm war es nicht ... und dir ging es
so schlecht.“ Den Blick hebend setzte sie hinzu: „Heute Morgen siehst du
schon viel besser aus. Ich
glaube, das Fieber ist gesunken.“
„Ja, denke
ich auch. Mir geht es wirklich wieder gut, und entschuldige, wenn ich dir Angst
gemacht habe. Fitz sagte auch immer, wenn mich dieses Fieber erwischt, sehe
ich aus wie der Tod persönlich. Aber es vergeht immer genauso schnell, wie es
kommt. Sag ... äh ... habe ich mich anständig betragen?“
Sie biss
sich kurz auf die Unterlippe, dann nickte sie. „Sagte ich dir doch schon. Das
Ganze war meine Schuld.“
Fragend sah
er sie an. „Also war da etwas? Also, Charlotte Seavers, ist etwa meine Tugend
beschädigt?“
„Noch
einmal, Rafe, ich fände es sehr erfreulich, wenn du mit diesen
Ablenkungsmanövern aufhörtest und einfach den Mund hieltest! Was sollen wir nur
tun? Mrs Buttram trifft fast der Schlag, weil sie meint, unter ihrer Aufsicht
wäre Ungehöriges vorgegangen, und ehrlich, ich kann es ihr nicht einmal übel
nehmen. Du weißt, sie wird es nicht zulassen, dass das unter den Teppich
gekehrt wird. Immerhin hat sie mich hier bei dir gesehen. Sie wird nicht tun,
als wäre nichts passiert.“
„Stimmt.
Die Frau hat Karriere gemacht, indem sie Debütantinnen unbeschadet durch die
Saison brachte und ihnen zu blendenden Ehen verhalf – oder zumindest steht sie
in dem Ruf. So weit, so gut. Nur muss man bedenken, dass die Gute die Mutter
allen Tratsches ist und ein Geheimnis nicht mal bei sich behalten könnte, wenn
man ihr den Mund zuklebte. Wir müssen uns verloben, Charlie, und das meine ich
ernst.“
„Ich bin
kompromittiert, das meinst du doch! Nein, das kommt nicht infrage. Angesichts
der Tatsache, dass ich allein für diesen Schlamassel verantwortlich bin, mag
es albern klingen, aber ich weigere mich einfach, zum zweiten Mal von einem
Daughtry kompromittiert worden zu sein!“
Und mit
diesem verbalen Giftpfeil marschierte sie aus dem Zimmer.
Nachdem Charlotte eine Stunde später im
Salon ihre Verteidigungsrede vorgetragen hatte, sagte Mrs Buttram: „Ich will ja nicht
plump erscheinen, aber wem wollen Sie diesen Bären aufbinden?“
„Sie meint,
du lügst, dass sich die Balken biegen“, erklärte Rafe, als er Charlottes
Verwirrung sah.
„Aber du
warst wirklich krank, Rafe, erklär's ihr! Los, sag ihr, wie schlecht
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