Kasey Michaels
morgendlichen
Fantasien. Sein Feuer verglomm und machte dem Verstand Platz.
„Charlie?“
Erneut schüttelte er sie. „Komm, mein Herz, wach auf. Es ist Morgen!“
Träge regte
sie sich, streckte sich, bog den Rücken durch wie ein Kätzchen, das aus dem
Schlummer erwacht ... und richtete sich jäh im Bett auf, wobei ihre Hand ihn
derart fest im Magen traf, dass ihm die fast die Luft wegblieb.
„Rafe!“
Mein Gott,
war sie schön! Ein wenig benommen noch, mit vom Schlaf weichen Zügen und
glänzend dunklem Haar, das wirr um ihre Schultern fiel.
„Gut
geschlafen?“, fragte er leichthin, in dem albernen Versuch, die
Atmosphäre zu lockern.
„Ich ... äh
... oh mein Gott, es ist Morgen.“
„Das sagte
ich, glaube ich, schon“, murmelte er, während er sich den missbrauchten
Magen rieb.
Sie
blinzelte heftig. „Es ist nur meine Schuld. Ich hätte gehen sollen, als du
fest eingeschlafen warst ... aber ich wollte bei dir sein.“ Und dann riss
sie entsetzt die Augen auf. „Die Zwillinge ... die Dienstboten! Sie werden
jeden Moment auf sein! Wirklich, Rafe, ich muss weg! Sofort, auf der
Stelle!“
Rafe hob
die Hand und ließ seine Fingerspitzen sanft über ihre Wange gleiten. Was war
ihr da in ihrer verständlichen Aufregung entschlüpft? Dass sie hatte bei ihm
bleiben wollen? „Aber wir unterhalten uns später noch? Wir haben uns
eine Menge zu sagen.“
Sie biss
sich auf die Unterlippe und nickte zustimmend. Dann schlüpfte sie rasch aus dem
Bett, schüttelte ihre Röcke aus, hob ihre Schuhe auf und tappte zur Tür. Die
Hand auf dem Knauf,
wandte sie sich zu ihm um. „Nach dem Frühstück?“
„Ja, nach
dem Frühstück. Das Ministerium wird heute ohne mich auskommen müssen. Wir
beide, wir fahren aus, Charlotte
lächelte, anscheinend erfreut von dem Vorschlag, öffnete die Tür und trat
hinaus in den Gang.
„Miss
Seavers? Oh, diese
Schande!“
Charlotte
floh zurück ins Zimmer, knallte die Tür zu und ließ sich mit dem Rücken
dagegenfallen, als müsste sie eine anstürmende Armee aufhalten.
„Du hättest
vielleicht erst vorsichtig hinauslugen sollen“, meinte Rafe, der beim
Anblick ihrer Miene mühsam ein Lächeln unterdrückte.
„Schweig“,
knirschte sie wütend. „Schweig einfach still, Rafael Daughtry! Ich muss
nachdenken!“
„Ach, tatsächlich?
Aber während ich schweige und du nachdenkst – sag mir wenigstens, wer da
draußen auf dem Gang herumkeift.“
„Mrs
Buttram!“, seufzte Charlotte. Sie stieß sich von der Tür ab, trottete zum
nächsten Sessel und ließ sich hineinfallen. Während sie in ihre Schuhe
schlüpfte, stöhnte sie: „Wie sollte ich wissen, dass diese verflixte Frau in
aller Herrgottsfrühe in den Fluren patrouilliert!“ Giftig sah sie Rafe
an. „Hör auf zu lachen! Das ist nicht lustig!“
„Findest
du? Mich amüsiert es. Ach übrigens – da mein Gedächtnis etwas vernebelt ist:
Wie sehr haben wir uns eigentlich heute Nacht amüsiert?“
„Lass das.
Es gibt nichts, woran du dich erinnern müsstest. Du warst krank, und ich habe
dich ins Bett gesteckt.“
„Ich bin
nur halb angezogen. Hast du dich mir etwa genähert, während ich nicht ganz bei
mir war, Miss Seavers?“ Als sie eine kleine Elfenbeinfigur nahm und tat,
als wollte sie sie ihm an den Kopf werfen, grinste er nicht unerfreut. Wenigstens
schien sie nicht erschreckt oder verängstigt.
Es pochte
laut, dann erklang Mrs Buttrams Stimme. „Ich möchte mit Ihnen beiden reden –
unten, in einer Stunde. Auch wenn Sie ein Herzog sind – mein Ruf als Anstandsdame
steht auf dem Spiel! Diese Schmach! Das lasse ich nicht durchgehen. Hören Sie,
Euer Gnaden? Ich lasse das nicht durchgehen!“
„Ja, ja,
schon gut, Mrs Buttram. Und nun gehen Sie“, rief Rafe. Er warf die Decke
zurück, stieg aus dem Bett und stöhnte auf, da sein Kopf schmerzte und ihn
daran erinnerte, dass ihm laute
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