Kasey Michaels
und schmeichlerisch,
er ritt ständig auf dieser Behinderung herum und drängte immerzu auf diese Heirat
mit Jasmine. Aber dass er ein Dieb sein könnte?“ Er nahm Lydia bei der
Hand und führte sie zu einem Sessel am Feuer, wo er sich niederließ und sie auf
seinen Schoß zog.
„Jasmine
bestätigt es aber“, erinnerte ihn Lydia. Sie streichelte seine Wange und
hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Wegen seiner Spielschulden sah er sich
dazu gezwungen.“
„Und das
bekümmert mich viel mehr. Ich habe sogar Roswell deswegen befragt, und der war
ebenso erstaunt wie ich. Wie er sagt, verließ Thomas den Besitz nie, außer er
hatte hier und da geschäftlich im Dorf zu tun, und das war immer tagsüber. Wann
hätte er denn Gelegenheit gehabt, zu spielen, noch dazu mit so hohen
Einsätzen?“
„Jasmine
behauptet, er wäre oft mehrere Tage fort gewesen.“
„Ja, genau
das hat sie auch Justin erzählt. Aber auch davon weiß Roswell nichts.
Irgendetwas stimmt da nicht, Lydia, ich weiß nur noch nicht, was.“
Aufseufzend
schmiegte Lydia sich erneut an seine Brust. „Liebster, ich sage jetzt etwas
Abscheuliches, und ich bin beschämt deswegen, weil ihr Vater gerade ermordet
wurde, aber ... also ... ich würde Jasmine nicht einmal glauben, wenn sie
sagte, der Himmel wäre blau.“
Tanner
umfasste ihre Schultern und schob sie ein wenig von sich ab, sodass er ihr in
die Augen schauen konnte. „Ich höre es, und ich finde nicht, dass das, was du
gesagt hast, abscheulich ist.“
„Weißt du,
alles, was sie mir heute erzählte, ist nämlich völlig unlogisch. Es fiel mir
erst auf, als ich etwas Abstand hatte und ihre Worte noch einmal genau
überdachte. Sie redet ja so unablässig und so wirr, dass man nach einer Weile
nicht mehr richtig hinhört. Und sie lügt mit einer unglaublichen Leichtigkeit,
Tanner! Nicht einmal Nicole könnte so gut schwindeln, und die habe ich immer
für eine Meisterin dieser Kunst gehalten. Jasmine sah mir fest in die Augen
und erklärte, die Zimtschnecken seien schon alle, dabei hatte sie eine in ihrem
Retikül versteckt!“
„Das mit den Zimtschnecken erklär mir später, ja?
Jetzt möchte ich nur wissen, welche Lügen sie dir heute Nachmittag aufgetischt
hat.“
„Aber das
ist ja das Problem. Das kann man bei ihr nicht sicher wissen. Ich jedenfalls
glaube, sie hat in den letzten zwei Tagen so viele verschiedene Lügen erzählt,
dass sie jetzt selbst durcheinander gekommen ist, bildlich gesprochen ist sie
über ihre eigene Zunge gestolpert. Es klingt nicht mehr so, als wäre sie
schuldlos, und obwohl ich mich miserabel fühle, wenn ich das sage, muss ich es
doch aussprechen. Wenn ich auch nur ein Wort von dem, was sie äußerte, glauben
sollte, müsste ich auch glauben, was sie mir über ... über ... ihren Liebhaber
erzählt hat. Ich fand in ihrem Retikül eine Nachricht von ihm. Ich hatte ihr
nachspioniert – so sehr ich mich schäme, es zuzugeben. Und ich sah die Striemen
in ihrem Gesicht, wo er sie geschlagen hatte. Ihr habt es ja auch
gesehen.“
„Jasmine
hat einen Liebhaber? Tatsächlich?“ Ehe sie antworten konnte, hob er
abwehrend eine Hand und bat Lydia, doch ganz von vorn anzufangen und ihm alles
zu berichten, was ihr wichtig erschien. Er unterbrach sie nicht und fragte auch
nicht nach Einzelheiten, bis sie den Namen von Jasmines Liebhaber nannte.
„Bruce Beattie?“,
rief er. „Nein, das ist unmöglich. Das dürfen wir getrost als weitere Lüge
abhaken.“
„Aber ich
sagte doch, ich habe mit eigenen Augen gelesen, dass er den Schlüssel von ihr
forderte. Er hatte seine Initialen darunter gesetzt. Seine Handschrift war
übrigens sehr gut.“
„Aber, mein
Liebling, Bruce Beattie ist mindestens siebzig, und selbst seine Frau hält ihn
vermutlich nicht für einen
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