Kasey Michaels
Schurke,
kommt vielleicht her und könnte uns Schreckliches antun. Bitte hilf uns!“
Jasmine hob
ihr tränennasses Gesicht und schaute mit angstvoll aufgerissenen Augen zu
Tanner. „Uns? Mir? Er könnte es auf mich abgesehen haben? Er will mich
vielleicht töten?“
Tanner
zuckte die Achseln. Anscheinend hatte Lydia eine Möglichkeit gefunden, Jasmine
aufzurütteln. Wenn es etwas gab, worum Jasmine sich ernstlich sorgte, war es
Jasmine selbst, wie ihm
langsam klar wurde. „Nun ja, möglich. Du weißt, wer er ist.“
„Oh, mein
Gott, er wird mich umbringen! Weil ich weiß, wer er ist. Nein, nein, ich will
nicht sterben! Tanner, du musst mir helfen. Du musst ihn finden. Töte ihn, ehe
er uns tötet!“
„Erzähl
es noch mal“,
meinte Justin, während sie draußen vor der kleinen Schenke von Malvern Wells im
dichten Buschwerk verborgen standen.
„Ich habe
dir schon alles erzählt“, entgegnete Tanner. Zwischen den Zweigen
hindurch musterte er die Umgebung. Es war nach Mitternacht.
„Ja, aber
ich kann mich nicht satt daran hören. Also hat Lydia ihr sämtliche
Informationen fein säuberlich aus der Nase gezogen, was? Mitsamt den
schmutzigen Einzelheiten? Besonders die will ich noch einmal hören.“
„Später!
Sag lieber, wie wir deiner Meinung nach vorgehen sollen. Er kennt uns, deshalb
können wir nicht einfach da hineinmarschieren. Jasmine schwor, er sei allein,
aber das muss nicht stimmen, meint Lydia. Sie traut ihr immer noch nicht.“
„Und wenn
deine Herzallerliebste ihr nicht traut, schließt du dich dem an, und ich schließe
mich euch natürlich auch an. Warum sind wir eigentlich so argwöhnisch,
hm?“
„Weil Lydia
ihr nicht einmal die offensichtlichsten Dinge mehr glaubt. Zimtschnecken hatten
auch etwas damit zu tun, aber es war keine Zeit, darauf näher einzugehen. Ah,
verdammt, Justin, da ist er. Und er ist wirklich allein. Ich dachte schon, wir
müssten die ganze Nacht hier hocken.“
Der Baron,
der lässig an einem Baumstamm lehnte, drehe sich um und spähte zum Eingang der
Schenke herüber. „Und sieh nur, ihm ist ein Wunder geschehen. Er hat sein
Augenlicht wieder!“
Tanner
beobachtete, wie Brice Flanagan – ohne Augenklappe – aus der Tür trat, sich
vorsichtig umschaute und dann auf das Pferd stieg, das sie beide eindeutig als
das des angeblichen Captain Flynn erkannten.
Beide wussten
sie, was zu tun war, wortlos huschten sie tiefer in das Wäldchen, wo ihre
eigenen Reittiere warteten. Möglicherweise saßen in der Schenke Komplizen von
Flanagan, die ihm zu Hilfe eilen würden, deshalb bot es sich an, ihn erst
weiter die Straße hinab zu schnappen.
In sicherem
Abstand folgten Tanner und Justin ihm auf ihren Pferden.
„Sein Ziel
ist Malvern. Frecher Bursche, was?“ Justin flüsterte unnötigerweise.
„Eher
verzweifelt“, entgegnete Tanner nicht weniger leise. „Er musste sich
darüber klar sein, dass Jasmine sich irgendwann gegen ihn wenden würde. Bist du
bereit?“
„Hm, ich
weiß nicht. Fast möchte ich erst sehen, was er vorhat, oder?“
Einen
Augenblick überlegt Tanner. Wollte Flanagan nach Malvern, um in einem letzten
Versuch noch ‚Malverns Pracht‘ zu suchen? Oder wollte er Jasmine, seine
Geliebte, entführen? Oder etwa ... sie töten?
„Gut“,
stimmte er schließlich zu, und sie zügelten die Pferde ein wenig, denn es war
nicht mehr notwenig, zu dicht aufzuschließen, da sie sein Ziel kannten. „Ich gestehe,
auch ich bin neugierig. Warum sollte er sich noch mit ‚Malverns Pracht‘ befassen?
Schließlich ist das Prunkstück verschwunden, sonst hätte er doch nicht Jasmine
auf den Schlüssel ansetzen müssen, um sich persönlich umzusehen. Jetzt hat er
den ganzen übrigen Schmuck, der Schuft, oder zumindest die Edelsteine daraus,
das ist genug, um den Rest
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