Kasey Michaels
zurück in den Saal. „Dann gehört das
Collier, das den hübschen Hals deiner Cousine ziert, nicht zu den berühmten
Malvern-Juwelen?“
„Die
Smaragde? Doch, sie stammen aus der Sammlung. Aber mir schien es vernünftig,
Jasmine für die Saison ein paar weniger kostbare Stücke zu leihen. Warum fragst
du?“
„Warum?
Weil sie ... nein, ohne Lupe kann ich mir nicht sicher sein. Wer hält den
Schmuck unter Verschluss?“
„Ich.
Justin, meinst du etwa ...“
„Die
Smaragde sind falsch, ja, das meine ich und bemühe mich gerade sehr, es nicht
auszusprechen. Sehr gut gefälscht, aber dennoch ... Morgen um zehn, Tanner? Ich
glaube, mich hindert keine andere Verabredung, besonders nicht, da ich die
gütige Dame im Stich ließ, die mir den Weg hier auf diesen Ball bahnte.
Vielleicht bin ich doch kein so netter Mensch. Ich werde meine Lupe mitbringen,
aber ich glaube nicht, dass ich mich irre.“
Tanner
nickte und schaute seinem Freund nach, der den Balkon entlangging bis zu einer
Tür nahe dem Ausgang, wo er sich Hut und Handschuhe aushändigen ließ und über
die Prunktreppe hinab verschwand.
Eine Weile
verharrte Tanner noch an seinem Platz. Im Geiste ging er die Stücke des
Familienschmucks durch, die er mit in die Stadt gebracht hatte, und fragte
sich, ob er vielleicht den Familienanwalt um eine Vermögensaufstellung bitten
sollte.
Auf Malvern
führte seit mehr als zehn Jahren Thomas Harburton, sein Großcousin, die Bücher
und verwaltete den Besitz. Er sollte über die Vermögensverhältnisse Bescheid
wissen, oder? Nein, sagte Tanner sich, ich werde mich nicht an ihn wenden,
nicht, ehe ich weiß, was genau ich ihn fragen muss.
„Verdammt“,
murmelte er vor sich hin, während Geigenklänge in seine unerfreulichen
Gedankengänge drangen. Da begann ein neuer Tanz, und Lydia rechnete damit,
dass Justin sie auffordern würde.
Tanner
marschierte in den Ballsaal. Jasmine Harburton fächelte sich so heftig, dass
der Luftzug die Rüsche an Lydias Ausschnitt in leichte Bewegung versetzte.
5. Kapitel
ir
sind in einen
Skandal verwickelt, Lady Lydia“, keuchte sie, die Augen weit aufgerissen –
ob vor Entsetzen oder Entzücken, war bei ihr schlecht festzustellen. „Ich
verstehe wirklich, dass Tanner sich dem Baron verpflichtet fühlt, aber wie
unerhört von ihm, uns den Mann aufzudrängen, sodass wir beide nun im
Mittelpunkt dieser ganzen Aufregung stehen!“
Als sie sich
Lydia vollends zuwandte, sah man ihr an, dass ihr Entzücken gesiegt hatte.
„Nicht nur, dass alle meine Tänze auf der Karte vergeben sind, ich musste sogar
zwei Herren abweisen, einen Viscount und einen Earl. Wenn ich das Papa erzähle,
wird er toben, aber andererseits meint er ja vielleicht, dass nichts einen Mann
schneller in die Gänge bringt als ein bisschen Konkurrenz. Oh je, ich plappere
schon wieder! Immer, wenn ich aufgeregt bin! Aber das erwähnte ich bereits,
nicht wahr? Tut mir leid. Allein schon der Gedanke daran, dass Tanner mich
heiraten wird, bringt meine Zunge in Schwung.“
Als Jasmine
das Thema Tanner und seine angebliche Verlobung mit ihr beim ersten Mal
angesprochen hatte, war es Lydia unangenehm gewesen, ihr Interesse deutlich zu
zeigen; jetzt war sie noch abgeneigter.
Neugierig
bin ich trotzdem, gestand sie sich ein. Viel neugieriger, fand sie, als sie
sollte. Also begann sie am besten mit dem Offensichtlichen.
„Tanners
Vater ist schon seit über zwei Jahren tot, glaube ich. Stimmt das?“
Jasmine
nickte heftig. „Und seit einem Jahr ist Tanner aus dem Krieg
zurück. Nun ja, er war direkt nach dem Tod daheim, aber nur ganz kurz, dann
reiste er wieder ab, weil Bonaparte von Elba geflohen war. Wie auch immer, die
Trauerzeit ist jedenfalls beendet. Papa sagte, deshalb hätte er – Tanner meine
ich – nicht
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