Kasey Michaels
hatte.
Erinnern Sie sich auch daran? Ich schon, denn ich war dabei. Farber war
mindestens so schuldig wie Justin. Belassen Sie es dabei. Lassen Sie die Toten
ruhen und uns andere unser Leben leben. Robbies Tod war eine unglückliche
Sache, aber es ist acht Jahre her. Dem Baron tut es leid, uns allen tut es
leid.“
Erneut
lenkte Molton seinen schwankenden Blick zu Justin, dessen entspannte Haltung
und amüsiertes Lächeln allerdings nicht geeignet war, die Lage zu entspannen.
„Es
interessiert ihn nicht, das sieht man doch! Es ist ihm egal!“, keuchte
Molton, drehte sich auf dem Absatz um und stapfte davon.
„Du hättest
etwas sagen könne, ihn beruhigen“, meinte Tanner ein wenig vorwurfsvoll.
„Ja,
sicher, und anschießend hätte sich die ganze Bagage da drin gleich in einer
Reihe aufstellen können, damit ich mich bei jedem einzelnen dafür entschuldige,
dass ich das Verbrechen beging, in Notwehr zu schießen. Wenn ich erst einmal
anfange mit dem Entschuldigen, wird es nie enden.“
„Aber du
hast den Mann damals gefordert, ja?“
„Was blieb
mir denn anderes übrig? Das sag mir bitte, mein Freund.“
Tanner
hatte damals gehört, was Robert Farber über Justins Gemahlin sagte. Dass sie
schön wie die Venus sei, aber so wenig erregend wie ein Stein, und dass er sich
besser die Mühe erspart hätte, sie zum Beischlaf zu überreden. Robbie Farber
war ein Idiot gewesen, und diese Äußerungen in Justins Gegenwart zu machen,
hätte man als Selbstmordversuch bezeichnen können.
„Nein, du
hattest keine Wahl. Du musstest ihre Ehre verteidigen. Aber jetzt gibt es
andere Optionen.“
„Welche?“,
Justin hob fragend eine elegant geschwungene Braue.
„Ich weiß
es noch nicht. Du hast deine Rückkehr weidlich bekannt gemacht. Aber willst du
dich weiterhin so stur dem ton präsentieren oder erst einmal eine Zeit
lang kürzertreten, damit sie sich langsam daran gewöhnen, dich im Park oder in
der Bond Street zu sehen? Du scheinst es in einem Durchgang hinbiegen zu wollen
– knallst es ihnen praktisch vor den Kopf, dass die Krone dir Pardon gewährt
hat.“
„Das hast
du schon einmal gesagt, und langsam sehe ich die Vorzüge ein. Gut denn, ein
Tanz noch mit der schönen Lady Lydia, und dann verabschiede ich mich.“
„Justin?“
Lächelnd
schüttelte Lord Wilde den Kopf. „Du hast schon wieder recht. Sie sollte nicht
da hineingezogen werden. Bitte überbringe ihr meine Entschuldigung. Ich werde,
wenn du gestattest, sozusagen den Schwanz einziehen und verlasse die Szene
meines letzten Verbrechens.“
„Um Himmels
willen, Justin ...“
„Nein, ich
meine es ernst, Tanner. Ich hätte besser sofort meinen Besitz in Hampshire
aufgesucht und wäre dort eine Zeit lang geblieben, bis meine Heimkehr sich
langsam in London herumgesprochen hätte. Und genau das werde ich jetzt
tun.“
„Du willst
London verlassen? Wann denn? Ich bin mir sicher, Lydia würde sich von dir
verabschieden wollen.“
„Ich werde
mich nicht im Morgengrauen davonschleichen. Bestimmt werden wir uns noch einmal
sehen, ehe ich mich büßend aufs Land zurückziehe.“
„Wo du ein
härenes Hemd tragen wirst – zweifellos von deinem besten Schneider nach Maß
gefertigt“, neckte Tanner.
„Ja, wir
sehen uns noch! Ah, ehe ich es vergesse. Ich möchte dich gern etwas sehr
Persönliches fragen. Hör, mein Freund, bist du finanziell irgendwie in einer
Klemme, aus der ich dir helfen könnte? Aber tu dir keinen Zwang an, mir zu
sagen, dass mich das nichts angeht.“
Neugierig
schaute Tanner ihn an. „Wieso fragst du? Danke, mir geht es mehr als gut, dank
der klugen Wirtschaft meines Vaters. Als Vater war er nicht besonders, aber
zumindest hielt er sein Geld zusammen.“
„Interessant“,
meinte Justin und warf einen Blick
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