Kasey Michaels
mein Freund,
und die meisten müssen sich auf
eine Enttäuschung einrichten. Aber wir schweifen ab, also zurück zu der
ursprünglichen Frage. Du malst dir also ganz klar eine Zeit aus, in der du und
die Dame mehr als Freunde wäret. Sag, ich soll mich zurückziehen, und ich tu's.“
„Nein.“
Tanner schüttelte den Kopf. „Das verlange ich nicht. Ich habe keinen Anspruch
auf Lydia.“
„Und ich
bin egoistisch genug, dich beim Wort zu nehmen, obwohl ich immer noch glaube,
dass du zumindest einen von uns beiden belügst. Und nun erzähl mir bitte etwas
über Miss Harburton. Auch eine schöne junge Frau.“
„Jasmine?
Sie ist eine Cousine dritten Grades; ihr Vater ist der Cousin meines Vaters,
aber um die Sache nicht zu komplizieren, pflege ich einfach von Cousin und
Cousine zu sprechen.“
„Das alles
erzählte sie mir, als wir tanzten. Und sie erwähnte den letzten Wunsch deines
Vaters. Eine sehr ... mitteilsame junge Dame. Immerhin nahm sie mir die Last,
mir beim Tanz mit einer fast Fremden verzweifelt den Kopf über ein
faszinierendes Gesprächsthema zerbrechen zu müssen.“
„Jasmine
plappert, wenn sie aufgeregt und unsicher ist.“
„Tatsächlich?
Dann Schande über mich, denn ich muss das arme Kind wohl zu Tode erschreckt
haben.“
Tanner
lachte. „Ach, wie gut, dich wieder hier zu haben, alter Knabe! Ich fürchte, ich
war während der letzten Jahre viel zu nüchtern und ernst, hab viel zu ruhig
gelebt.“
„Und doch
bist du heute Abend hier mit Lady Lydia, auf die du angeblich keinen Anspruch
hast, und mit Miss Harburton, die du ebenfalls nicht für dich willst. Gleich
zwei Schönheiten für einen Abend? Wenn das deine Vorstellung von einem ruhigen
Leben ist! Und dann, als hättest du damit nicht genug Probleme, stolpert zum
zweiten Akt ein gut aussehender Taugenichts mit definitiver Begeisterung für
schöne Frauen auf die Bühne. Wenn ich da nicht alle Zutaten für eine
märchenhafte Gesellschaftskomödie sehe!“
Tanner warf
ihm einen finsteren Blick zu, lächelte aber dann. „Sag, warum war ich doch
gleich dein Freund?“
„Was, du
findest, die Rolle passt nicht zu mir? Ich könnte das schwarze Schaf geben – du
weißt schon, eine schwarze Vergangenheit, aber ein Herz aus Gold.“
„Du hast
ein Herz? Gut zu wissen.“
„Aua! Du
hast mich bis ins Mark getroffen! Aber ich glaube, wir haben uns lange genug
hier draußen versteckt. Und falls ich mich noch nicht bedankt habe, weil du da
drin zu mir gestanden hast, tue ich das hiermit.“
„Was dir
jetzt gelegen käme, Justin, wäre, wenn sich ein neuer Skandal ereignete, um die
Aufmerksamkeit von dir abzulenken. Aber der wird bestimmt nicht lange auf sich
warten lassen, denke ich. Bis dahin solltest du erwägen, ob du dich vielleicht
nicht unbedingt ... sagen wir, der Gesellschaft aufdrängst.“
„Keine
Sorge, ich habe keinerlei Einladungen bekommen. Aber du hast recht, ich sollte
nicht gleich voller Dramatik auf die Bühne springen, was?“
„Tut mit
leid, Justin ...“
„Schon gut.
Ich hätte am Galgen enden können, wie du weißt. Dass Molton und einige andere
mich schneiden, ist zumindest nicht tödlich. Ah, und als wenn ich ihn gerufen
hätte! Geh lieber, Tanner. Du musst da nicht hineingezogen werden.“
Und da kam
Lord Molton heranstolzierte, das Gesicht von Zorn und falschem Mut gerötet.
Vorsorglich stellte Tanner sich zwischen Justin und den aufgebrachten Mann und
stemmte ihm die Hände vor die Brust. „Weder die richtige Zeit noch der richtige
Ort“, warnte er leise.
„Robbie
Farber war mein Freund!“ Molton zeigte anklagend auf Justin. „Und er hat
ihn umgebracht, hat ihn niedergeschossen wie einen Hund, als der arme Robbie
mit ungeladener Waffe dastand.“
Tanner
fixierte den Mann scharf. „Ungeladen, weil er vorzeitig gefeuert
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