Kasey Michaels
ein Taubenei, nun ja, beinahe. Aber
ein so großer Stein ist nur schwer zu verkaufen, ohne dass es sich
herumspricht. Dein Vater würde nicht gewollt haben, dass Gerede darüber in
Mayfair die Runde macht, und ein Juwelier vom Lande könnte sich nicht leisten,
so etwas aufzukaufen.“
„Außer die
Steine wären schon vor ewigen Zeiten ausgetauscht worden, immer mal ein oder
zwei im Laufe von Jahren oder Jahrzehnten. Wie soll man das wissen?“
„Möchtest
du mich immer noch auf Malvern Hall sehen? Vielleicht fühlst du dich wohler,
wenn du nicht weißt, ob ‚Malverns Pracht‘ echt ist oder nicht.“
Tanner
rappelte sich aus seinen düsteren Gedanken auf. „Ich lade dich nicht ein, damit
du dir dieses verdammte Ding ins Auge klemmst.“
„Nein,
natürlich nicht, du tust es auch, um sicherzugehen, dass ich – zumindest bis
deine Wunde abgeheilt ist – hier in der Stadt nicht erneut in Schwierigkeiten
gerate und du dann nicht hier bist, um mich rauszuhauen, indem du selbst in die
Bresche springst.“
Tanner
lächelte, hielt sich aber sofort die Wange, da er die Wunde spürte. „Glaub mir,
ich habe nicht vor, mich an deiner Stelle schlagen zu lassen. Wäre mir klar
gewesen, dass du da im Dunkeln herumlungerst, hätte ich Molton geradewegs zu
dir geschickt.“
„Das glaube
ich dir nicht. Du hättest nicht anders gehandelt! Du hättest dich für mich in
die Bresche gestürzt. Wirklich, das solltest du dir abgewöhnen, mein Freund.
Dadurch sterben die guten Männer, während die üblen anscheinend einen
Schutzengel haben. Irgendwie, scheint mir, weiß Lady Lydia das.“
Nun lachte
Tanner laut auf, und zum Kuckuck mit der Wunde. „Sie nannte mich dumm.“
„Eindeutig
eine junge Frau mit überragendem Verstand. Vermerke bitte auch, dass sie nicht
schrie oder in Ohnmacht fiel. Eine bewundernswerte Frau und noch dazu von
engelsgleicher Schönheit – also höchst anziehend für einen schlechten Menschen
wie mich. Ich gebe dir eine letzte Chance. Bist du ganz sicher, dass du mich
nicht von ihr fernhalten willst?“
„Würdest du
mir glauben, wenn ich sagte, dass du dich besonders um sie bemühen
sollst?“
Justin
runzelte die Stirn und musterte Tanner eindringlich. „Du möchtest Konkurrenz?
Warum? Hat das etwas mit dem toten Captain zu tun? War das dein Ernst?“
„Ich
versuche immer noch, mir das einzureden.“
„Dann
besetzt also – soweit unsere kleine Farce geht, meine ich – die gesprächige
Miss Harburton nicht die Rolle der zukünftigen Duchess of Malvern?“
„Ganz bestimmt
nicht.“
„Ich gab es
ja schon zu, ich habe an der Tür gelauscht, aber da hörte ich, wie abweichend
das dein Verwandter sieht. Ich denke, und damit habe ich kaum unrecht, er trägt
sich mit der Vorstellung, dass du dich ihr irgendwann während unseres kurzen
Ausflugs nach Malvern erklären wirst.“
„Er dachte
auch schon, ich hätte sie mit nach London genommen, um mich ihr hier zu
erklären. Wenn Jasmine niest und ich ihr
Gesundheit wünsche, ist er sicher, dass ich dabei bin, mich zu erklären. Es
spielt keine Rolle, wo ich gerade bin.“
„Also einen
Moment bitte!“, rief Justin aus und reckte einen Finger in die Höhe, als
wäre ihm jäh eine Idee gekommen. „Verstehe ich richtig? Hat meine Anwesenheit
auf dieser Bühne mehr als einen Zweck? Erstens, dass Lady Lydia mich mit dir
vergleicht und mich als fehlerhaft erkennt – wenn du darauf hoffst, bist du
wirklich ein Narr – und zweitens, dass ich die kleine Plaudertasche
umschwärme, um sie zu beschäftigen und dir aus dem Weg zu schaffen? Meine armen
Ohren! Welch schwere Buße für mich, so hübsch sie auch ist. Es war doch nur ein
winziger Peitschenhieb, Tanner, von einem ziemlich bezechten Narren, nur ein
kleiner Hieb, den du leicht hättest vermeiden können, wenn du nur ...“
„Ich nach
rechts
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