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Kasey Michaels

Kasey Michaels

Titel: Kasey Michaels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie betört man eine Lady
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er­zäh­len, was ge­sche­hen war, seit sie
den Brief ab­ge­bro­chen hat­te, wür­de ein gan­zes Buch er­ge­ben.
    Seuf­zend –
und mit der jä­hen Er­kennt­nis, dass sie ei­gent­lich nie seufz­te – tauch­te sie die
Fe­der in das Tin­ten­fass und be­schloss, ziem­lich va­ge zu blei­ben.
    Lei­der
wird der Brief wohl für die Mor­gen­post nicht mehr fer­tig wer­den, was ein Jam­mer
ist, da ich nur noch we­nig zu er­zäh­len ha­be, seit ich ges­tern die Fe­der
nie­der­leg­te. Tan­ners Cou­si­ne (ent­fern­te Cou­si­ne!) ist ent­zückend und
er­staun­lich hübsch, aber was der lie­be Gott ihr an Schön­heit ver­lieh, hat er
auf an­de­ren Ge­bie­ten ge­spart, und so ist sie ziem­lich seicht und tö­richt.
Trotz­dem, ich glau­be, ich mag sie.
    Ly­dia leg­te die Fe­der fort und
be­trach­te­te die letz­ten Wor­te. Aber warum ei­gent­lich moch­te sie Jas­mi­ne
Har­bur­ton? Et­wa weil sie ein biss­chen tö­richt, ein biss­chen zu be­dau­ern war?
Oder weil sie Tan­ner nicht hei­ra­ten woll­te?
    Nein,
dar­über woll­te sie nicht nach­den­ken.
    Was sonst
konn­te sie Ni­co­le über den gest­ri­gen Abend er­zäh­len?
    „Nichts!
“, sag­te Ly­dia laut zu ih­rem ei­ge­nen Er­stau­nen.
    Ih­re
Schwes­ter, ih­re bes­te Freun­din, ihr Zwil­ling. Nach all den Jah­ren, nach all den
ge­flüs­ter­ten Mäd­chen­ge­heim­nis­sen und Ge­ständ­nis­sen war nun das Ge­sche­hen des
ver­gan­ge­nen Abends wirk­lich das Letz­te, was sie mit ihr – oder über­haupt
je­man­dem – zu tei­len be­reit war.
    Sehr
merk­wür­dig!
    Er­neut
tauch­te sie die Fe­der ein. Sie wuss­te, sie wür­de ih­re Schwes­ter be­lü­gen, und
sei es nur durch Ver­schwei­gen.
    Der
Ball, wie die meis­ten sol­cher An­läs­se, war nicht son­der­lich er­eig­nis­reich. Ich
ha­be oft ge­tanzt, al­so magst du dei­ne Furcht ab­le­gen, dass ich mich den gan­zen
Abend hin­ter ei­ner Topf­pflan­ze ver­bor­gen ha­ben könn­te, weil du dich an den
De­kol­letés al­ler mei­ner Abend­klei­der ver­grif­fen hat­test.
    So, lass sie in dem Glau­ben, ihr klei­ner
Streich sei der Grund für den ge­sell­schaft­li­chen Er­folg ih­rer Schwes­ter. Ni­co­le
ge­noss es, recht zu be­hal­ten.
    Wie­der
tauch­te Ly­dia die Fe­der ein und schrieb.
    All die
Eis­sor­ten von Gun­ther wa­ren na­tür­lich über­aus köst­lich.
    Lä­chelnd er­in­ner­te sie sich, wie sie nach
dem Zwi­schen­fall im Gar­ten, als sie ih­re Be­glei­te­rin­nen hin­aus zu Tan­ner und
der Kut­sche zu schaf­fen be­müht war, die ar­me Mrs.Shan­dy im wahrs­ten Sinn des
Wor­tes von dem Eis­buf­fet fort­zer­ren muss­te.
    Ein
merk­wür­di­ger Abend! Und doch, wä­ren da nicht die­se be­trun­ke­nen Töl­pel und
Tan­ners Ver­let­zung ge­we­sen, müss­te sie zu­ge­ben, dass sie den Ball ge­nos­sen
hat­te, mehr als sämt­li­che sons­ti­gen Un­ter­hal­tun­gen seit ih­re An­kunft in Lon­don.
Sie hat­te einen neu­en Freund ge­fun­den, hat­te häu­fig ge­tanzt und war von dem
Ba­ron ge­ra­de­zu lach­haft um­schmei­chelt wor­den.
    Und Tan­ner
hat­te sie ge­küsst. Auf die Wan­ge.
    Aber da lag der Ha­ken. Was hat­te der Kuss be­deu­tet?
    Fest stand,
sie hat­te nicht er­war­tet, dass er sie küs­sen wür­de. Wie­der frag­te sie sich, was
ge­sche­hen wä­re, wenn sie in die­sem Au­gen­blick den Kopf ge­wen­det und er ih­ren
Mund ge­trof­fen hät­te. Hät­te er um Ver­zei­hung ge­be­ten? Oder hät­te er die Ge­le­gen­heit
wahr­ge­nom­men?
    Für sie
bei­de hät­te es pein­lich wer­den kön­nen, von da­her war es ein Glück, dass es bei
dem Kuss auf die Wan­ge ge­blie­ben war. Ein net­ter Kuss. Ein ent­schul­di­gen­der
Kuss? Ein im­pul­si­ver Kuss?
    „Hör auf
da­mit“, ta­del­te sie sich, denn sie merk­te, dass sie sich aus Un­si­cher­heit
ih­re Freu­de über den Kuss verd­arb. Wie­der tauch­te sie die Fe­der ein und
schloss mit dem Wunsch, dass Ni­co­le ihr bald ant­wor­ten mö­ge, ehe sie den Brief
schwung­voll un­ter­schrieb. Sie hat­te eben die Tin­te mit Sand ge­löscht und war
da­bei, die Blät­ter zu fal­ten, als Char­lot­te klopf­te und, oh­ne ab­zu­war­ten,
ein­trat.
    „Gut, du
bist wach, so­gar schon an­ge­zo­gen, und ge­früh­stückt hast du auch“, stell­te
ih­re

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