Kasey Michaels
dein
Cousin, den ich da draußen traf? Der Mann schaut drein wie ein erschrecktes
Karnickel oder schaute zumindest so, seit er meinen Namen hörte.“
„Ja, mein
Cousin zweiten Grades und mein Verwalter, Thomas Harburton, Jasmines Vater.
Als er hier war, hatte ich all diese Schachteln auf dem Tisch liegen und
erwähnte, dass ich sie zu meinem Juwelier bringen wolle, zum Reinigen und zur
Überprüfung der Schlösser und so weiter. Er hat nicht mal geblinzelt.“
Justin zog
aus der Innentasche seiner Weste eine Lupe, wie Juweliere sie benutzen. „Vielleicht,
weil er unschuldig ist; vielleicht habe ich mich gestern auch geirrt.
Oder“, fügte er hinzu, während er eines der Kästchen öffnete, „vielleicht
ist er kein solcher Hanswurst, wie er aussieht. Hast du sie alle auf dem Tisch
aufgereiht? Raffinesse ist nicht gerade deine hervorstechende Eigenschaft, mein
Freund.“
„War ein
bisschen plump, was?“
„Fern sei
es mir, Offensichtliches zu kommentieren. Mit Ausnahme dieses Pflasters, das
dein hübsches Gesicht ziert. Du hättest eine Finte nach rechts machen sollen,
ehe du dich umdrehtest. Aber vermutlich vernebelte deine Angst um die Dame
dein Reaktionsvermögen.“
Den Blick
streng auf den Freund gerichtet, ließ Tanner sich auf seinen Stuhl fallen.
„Woher weißt du?“
„Woher? Ah,
woher? Natürlich war ich dabei.“ Er setzte die Lupe vor ein Auge und kniff
die Lider zusammen, um sie dort zu halten, dann musterte er den Schmuck vor
sich. „Granatsteine, kaum des Stehlens wert, geschweige denn die Mühe einer Fälschung.
Aber hübsch.“
„Zur Hölle
mit den Steinen! Du warst da draußen, im Garten?“
„Schien mir
nur logisch. Schließlich war Molton auf eine Konfrontation aus, was immer er
darunter verstand. Wenn ich mich davongemacht hätte, sozusagen desertiert wäre,
wer blieb dann übrig?“
„Ich.“
Tanner erhob sich wieder. „Ich glaube, ich könnte ein Glas Wein gebrauchen? Was
ist mit dir?“
„Um diese
frühe Stunde? Natürlich. Weißt du, ich hätte mich dir zu erkennen gegeben, nur
warst du so tief in dein Gespräch mit Lady Lydia vertieft, dass ich nicht
stören mochte. Für einen Mann, der behauptet, er beanspruche die Dame nicht für
sich, schienst du mir ziemlich ... interessiert. Wie auch immer, Molton und
seine dressierten Affen tauchten gerade da auf, als ich zu dem Schluss kam,
dass ich kein guter Freund wäre, wenn ich dich und die reizende Dame nicht ein
wenig allein ließe. Ich wollte mich
eben zu erkennen geben, als Molton dich angriff. Ein feiner Schlag übrigens,
den du ihm da verpasst hast.“
Tanner
reichte ihm ein gefülltes Glas und nahm einen Schluck aus seinem eigenen. „Hab
ihn da liegen lassen mit blutiger Nase, Molton, meine ich, ach, und die
Peitsche auch, fällt mir jetzt ein. Du ... äh ... du hast dich rausgehalten,
was?“
„Ob ich mir
den Kerl vornahm, der meinen Freund auspeitschen wollte? Den betrunkenen, doch
so gefährlichen Tölpel, der zwei hochgeborene Schläger mitbrachte, um sich mit
einem wehrlosen Mann anzulegen? Ein Schweinehund und dazu ein Narr, der eine
liebliche Dame wie Lady Lydia in Angst versetzt, und der dafür einzig seine
Nase ein wenig zurechtgerückt bekam? Soll ich wirklich darauf antworten?“
Tanner
grinste und schüttelte den Kopf. „Nein, nicht nötig.“
„Gut“, sagte
Justin spöttisch und hob sein Glas. „Und wann reisen wir nach Malvern Hall
ab?“
„An
Schlüssellöchern lauschst du also auch?“
„Ich gestehe.“
Justin lächelte. „Vielleicht stand ich etwas länger da draußen vor der Tür,
als es die Höflichkeit gebietet. Bin erst in die Halle zurückgerannt, als ich
sicher war, dass du dem Idioten da drin nicht den Hals umdrehst. Obwohl ich den
Ausdruck mag, den er für mich hatte. Der böse Baron. Aber das bin ich
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