Kasey Michaels
Zeit mit dem Duke of Malvern ausgegangen! Was bin ich dumm! Das
war mir überhaupt nicht aufgefallen!“
„Der Duke
ist mit uns allen befreundet, Sarah, besonders mit meinem Bruder. Mehr ist da
nicht. Ich bin nicht ... also, ich ... ach, schon gut! Erzähl mir mehr über
Great Malvern.“ Und schwach lächelnd ließ sie Sarah weiterplappern, was
ihr Zeit gab, sich zu sammeln. Ob sie in der Bibliothek nach einer Karte der
Gegend suchen sollte? Little Malvern hörte sich so heimelig an, nicht so
überwältigend wie Great Malvern ...
„Und die
Hügel“, hörte sie Sarah sagen. „Überall Hügel! Und wenn man Martha reden
hört, klingt es, als wär' da das Paradies.“
„Es gibt
Schlangen da?“, fragte Lydia, um den Redefluss, mit dem Tanners
herzogliche Heimat gerühmt wurde, mit einem Scherz zu stoppen.
„Davon hat
Martha nichts gesagt“, entgegnete Sarah ernst, knickste und entschuldigte
sich, weil sie trotz so vieler Arbeit der Abreise wegen ins Reden gekommen war.
„Sie werden alle Ihre Sachen packen wollen, nicht wahr? Wo wir doch anschließend
nach Ashurst weiterreisen. Wann werden Sie zum Einkaufen ausfahren, Miss?“
„Einkaufen?
Ich muss nichts einkaufen.“
Einen Arm
voll Kleider an sich drückend hielt Sarah inne. „Aber Maisie hat es gesagt! Ich
sollte mich mit Packen beeilen, weil ich Ihnen beim Ankleiden helfen soll,
damit Sie rechtzeitig fertig wären, wenn Seine Gnaden eintrifft, um Sie in die
Bond Street zu begleiten. Und sie wusste das ganz sicher, Miss.“
„So, das
wusste sie? Und wusste sie auch, welche Gnaden gemeint ist?“
Zuerst
stirnrunzelnd, dann breit grinsend erwiderte Sarah: „Ja, Mylady, nicht Ihr
Bruder, sondern der andere, der mit dem federnden Gang. So hat sie's gesagt,
und dann hat sie mir zugeblinzelt. Ein schlimmes Kätzchen is' sie, die
Maisie.“
Lydia
machte sich nicht die Mühe, die Worte ihrer Zofe zu kommentieren. Zu sehr
wunderte sie sich darüber, dass Tanner meinte, sie habe in der Bond Street
etwas zu erledigen. „Danke, Sarah, leg mir doch den Hut mit dem blauen Band
heraus und meine Handschuhe. Wenn mich jemand braucht, ich bin bei meinem
Bruder.“
Sarah
knickste ungeschickt. „Vielleicht tragen Sie besser den Hut mit den Kirschen
drauf, Miss? Das blaue Band an dem anderen Hut
ist schon ganz zerschlissen, weil Sie ihn so oft tragen. Wenn Sie schon
einkaufen, können Sie ja vielleicht ein neues Band kaufen, ich tausche es Ihnen
dann aus.“
Wie zum
Schutz gegen den beinahe physisch empfundenen Schlag umschlang Lydia mit beiden
Armen ihre Taille. Das blaue Band ersetzen? Das Band fortwerfen, das, wie der
Captain gesagt hatte, so gut zu ihren Augen passte.
„Oder
vielleicht überlegen Sie sich, ob Sie eine andere Farbe nehmen? Gelb wäre
hübsch, passend zu dem Sträußchen an der Krempe.“
„Nein!“,
rief Lydia empört, wedelte aber dann mit den Händen, wie um den fast wilden
Aufschrei vergessen zu machen.
„Äh, das
heißt, ich denke, ich tausche nur das Band aus. Schneid doch ein kleines
Eckchen davon ab, Sarah, damit ich es als Muster mitnehmen kann.“
Sarah,
ziemlich erschrocken, da Ihre Herrin sonst nie die Stimme auch nur hob, nickte
eifrig. „Das mach ich, ja, genau. Und ich lege es in Ihr Retikül, Sie finden es
dann unten in der Halle, zusammen mit Ihrem Hut und den Handschuhen.“
„Danke,
Sarah.“ Lydia war nicht wenig beschämt über ihren Ausbruch. Sie schloss
die Tür ihres Zimmers, lehnte sich mit dem Rücken
dagegen und versuchte erst einmal, sich zu fassen. Was war nur los mit ihr? Im
einen Moment dachte sie an Tanners Kuss, und im nächsten überließ sie sich
einem Anfall von Schwermut, weil ihr blaues Band ersetzt werden musste.
Aber sie
wusste, was es war. Ob sie es wollte oder nicht, Fitz entfernte sich aus ihrem
Herzen. Er fand in ihrer Erinnerung
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