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Kasey Michaels

Kasey Michaels

Titel: Kasey Michaels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie betört man eine Lady
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sei­nen
dau­er­haf­ten Platz, ge­hör­te nicht mehr so zu ih­rem Le­ben, wie er seit
dem Tag, als sie sein ein­zig­ar­ti­ges Lä­cheln ge­se­hen, den reiz­vol­len iri­schen
Ton­fall sei­ner dunklen Stim­me ge­hört hat­te. Der
Stim­me, die sie sich kaum noch ins Ge­dächt­nis ru­fen konn­te, das Lä­cheln, das
sie zu­letzt ge­se­hen hat­te, als er ihr vom Rücken sei­nes Pfer­des zu­wink­te,
wäh­rend er fort­ritt zu Ruhm und letzt­lich in den Tod.
    Sie schloss
die Au­gen. So lan­ge Zeit war sie wü­tend auf ihn ge­we­sen! Weil er ge­gan­gen war.
Weil er sei­ne ver­fluch­te Pflicht an Kro­ne und Va­ter­land über ih­rer bei­der Glück
ge­stellt hat­te. Zwar fehl­te er ihr so sehr, sehn­te sie sich nach ihm, lieb­te
ihn, und doch war sie tief in ih­rem Her­zen so ... so wü­tend auf ihn ge­we­sen.
    Da­mals als
Tan­ner, un­ge­ach­tet sei­ner ei­ge­nen Ver­let­zung und der Tat­sa­che, dass er sei­ne
Heim­rei­se da­mit ver­zö­ger­te, ge­kom­men war, um ihr die trau­ri­ge Nach­richt
per­sön­lich zu über­brin­gen, hat­te sie ihn einen Lüg­ner ge­nannt, hat­te mit den Fäus­ten
auf ihn ein­ge­schla­gen. Weil sie die Tat­sa­che leug­ne­te? Oder viel­mehr aus Wut?
Hat­te sie Tan­ner an­ge­grif­fen, oder hat­te sie im Grun­de Fitz ge­meint, weil er so
herz­los ge­we­sen war, zu ster­ben, an­statt bei ihr zu blei­ben?
    All die­se
Fra­gen hat­te sie sich im­mer und im­mer wie­der ge­stellt. Fra­gen, die sie nie
aus­zu­spre­chen ge­wagt hat­te, nicht ein­mal vor Ni­co­le. Und be­son­ders nicht vor
Tan­ner. Sie hat­te nie nach Fitz' Ver­let­zun­gen ge­fragt, nie da­nach, wie Tan­ner
ihn wäh­rend der noch wü­ten­den Schlacht ge­fun­den hat­te oder was die letz­ten
Wor­te des Cap­tains ge­we­sen wa­ren. Weil sie Fitz brauch­te, le­ben­dig, we­nigs­tens
in ih­rer Er­in­ne­rung. Und nun konn­te sie sich kaum an den Klang sei­ner Stim­me
er­in­nern oder sein Lä­cheln vor ih­rem geis­ti­gen Au­ge auf­ru­fen.
    Und das
blaue Band war zer­schlis­sen ...
    Sie wisch­te
sich mit dem Handrücken die Trä­nen ab. Es war so schwer, Ab­schied zu neh­men.
    Und noch
schwe­rer, sich der Zu­kunft zu stel­len ...
    Ge­pol­ter
auf der Trep­pe! Und ei­ne ta­deln­de Stim­me. „Wil­liam, du un­ge­schick­ter Töl­pel!
Wer hat dir ge­sagt, dass du los­las­sen sollst?“
    Das
Ge­räusch ei­nes hin­un­ter­pol­tern­den Schrank­kof­fers und der fol­gen­de an den ar­men
Wil­liam ge­rich­te­te Ser­mon des ers­ten La­kai­en brach­te Ly­dia un­will­kür­lich zum
Lä­cheln. Rasch raff­te sie ih­re Rö­cke, eil­te den Gang ent­lang und hin­un­ter in
die Hal­le. Ihr Lä­cheln ver­blass­te erst, als sie be­merk­te, dass ein La­kai ge­ra­de
die Tür ge­öff­net hat­te und Ba­ron Jus­tin Wil­de ein­ließ.
    „Myl­ord“,
sag­te sie, leicht atem­los, und knicks­te zur Be­grü­ßung.
    „La­dy
Ly­dia! End­lich ein Grund, an die­sem trü­ben Tag durch­zuat­men“, ent­geg­ne­te er mit
ei­ner über­trie­ben ele­gan­ten Ver­nei­gung.
    „Wis­sen
Sie, das kommt von dem Vul­kan“, hör­te Ly­dia sich sa­gen. „Ir­gend­wo auf
Tam­bo­ra auf der an­de­ren Sei­te der Er­de. Es sind die Aus­wir­kun­gen der Rauch- und
Asche­wol­ken, die in die Luft ge­schleu­dert wur­den, vor ei­nem hal­b­en Jahr schon.
Sagt Ra­fe.“ Ganz kurz schloss sie die Au­gen. Oh, Gott, sie klang
ver­mut­lich ge­ra­de wie Jas­mi­ne, nur dass sie weit bes­ser un­ter­rich­tet war.
    „So hör­te
ich, ja. Und da wir Sei­ne Gna­den er­wäh­nen – wis­sen Sie, ob er heu­te Mor­gen
emp­fängt?“
    „Sie
möch­ten mit Ra­fe spre­chen?“ Ehr­lich, konn­te man noch düm­mer sein? Nun
plap­per­te sie auch noch al­les nach wie ein Pa­pa­gei!
    Sie hielt
es für bes­ser, nichts wei­ter zu sa­gen, be­son­ders da die bei­den La­kai­en sich als
in­ter­es­sier­te Zu­hö­rer er­wie­sen. Al­so wand­te sie sich dem Sa­lon zu und lud den
Ba­ron ein, sie zu be­glei­ten.
    „Ich kom­me
ge­ra­de vom Port­land Squa­re.“ Jus­tin war­te­te höf­lich, bis Ly­dia sich auf
ei­nem der bei­den So­fas nie­der­ge­las­sen hat­te. „Ich den­ke, der Pa­ti­ent wird
über­le­ben“, fuhr er fort, wäh­rend er selbst, fein säu­ber­lich sei­ne
Rock­schö­ße

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