Kasey Michaels
du im Nu hinunterkommst.“
Lydia
nickte, während sie einen Seufzer unterdrückte, bis Charlotte gegangen war.
Sollte das für den Rest der Saison ihr Leben sein? Charlotte und Rafe ein
glückliches Paar, lieb, und um sie besorgt, aber sehr mit sich selbst beschäftigt,
Captain Fitzgerald unwiderruflich dahin, Nicole, ihre Herzensfreundin, zu
neuen Ufern unterwegs. Und dann war da Tanner Blake, den sie einst, aus den
damaligen Umständen heraus, nicht hatte leiden können. Immer noch schien er
stur entschlossen, seinem Versprechen an Fitz gerecht zu werden, doch er
könnte bald schon verheiratet sein und völlig neue Verpflichtungen haben.
Nun, wenn
sie nicht so vernünftig wäre, würde sie glatt behaupten, zwischen all diesen
glücklichen Paaren ganz allein dazustehen, was sich nicht sehr schön anfühlte.
Wenn es
nicht so anstrengend wäre, könnte ich mich glatt hinwerfen und mit den Fäusten
auf den Boden trommeln, dachte sie. Nicole schwor, dass es einem danach viel
besser ging. Sie selbst jedoch war viel zu wohlerzogen, zu beherrscht und
zivilisiert. Zu fade und langweilig. Kein Wunder, dass sie bei den Mauerblümchen
hockte! Andererseits, wenn sie jemals täte, was sie dachte, und auf die Folgen
pfiffe, wie Nicole, wäre vermutlich alle Welt zutiefst bestürzt, sie selbst
nicht ausgenommen.
Noch einmal
seufzte sie tief, dann hob sie energisch das Kinn und holte brav Pelisse und
Hut. Den Hut mit dem himmelblauen Seidenband, das Captain Fitzgerald in der
vergangenen Saison für sie ausgesucht hatte, weil es, wie er sagte, so gut zu
ihren Augen passte. Derart gerüstet steuerte sie auf die Treppe zu, nachdem sie
sich fest versichert hatte, dass sie kein ängstliches Mäuschen war, sondern
eine Daughtry, und dass es Zeit wurde, auch so zu handeln.
2. Kapitel
ald ist es ein Jahr her“, bemerkte
Tanner Blake, Duke of Malvern, während er von seinem Freund Rafe ein Glas Wein
entgegennahm. „Manchmal scheint es mir schon eine Ewigkeit und manchmal, als
wäre es erst gestern gewesen.“
Mehr musste
er nicht sagen, er wusste, dass Rafe ihn verstand. Der letzte Kampf gegen
Bonaparte im vergangenen Jahr war ein Faktum, das sie beide nie vergessen
konnten.
„Zumindest
sieht es dieses Mal so aus, dass Boney wohl bleiben wird, wohin wir ihn
verfrachtet haben.“ Rafe ließ sich seinem Freund gegenüber auf einem Sofa
nieder. „Auf Fitz“, sagte er und hob sein Glas zum Toast. „Und auf all die
anderen guten, ehrlichen Männer, die in dieser unnötigen Schlacht gefallen
sind.“
Feierlich
stieß Tanner mit dem Freund an. Er war im gleichen Alter wie Rafe, doch mit
seinen klassischen Zügen und dem dunkelblonden Haar, das sich ein wenig
wellte, wirkte er jünger. Nur seine grünen Augen, die seit dem letzten Jahr
nicht mehr so zu strahlen schienen, verrieten, dass die Jünglingszeit hinter
ihm lag.
„Jetzt
nennen sie es alle Waterloo, weil Wellington dort nach der Schlacht in einem
Gasthof seinen Bericht ans Parlament verfasste. Aber ein Name ist so gut wie
der andere, was? Eine große, glorreiche Schlacht sagen sie jetzt alle, ein
gewaltiger Sieg für die Alliierten und überaus denkwürdig. Und all diese
lobhudelnden Narren vergessen, dass sie völlig unnötig gewesen wäre, wenn man
den Mann nur nach seiner ersten Niederlage sicher weggesperrt hätte. Auf
Fitz“, wiederholte Tanner und hob abermals sein Glas. „Auf Fitz und die
anderen. Und immer aufrecht bleiben!“
Die beiden
tranken und schwiegen eine Weile, in Erinnerungen versunken an Captain Swain
Fitzgerald und all die anderen Freunde, die sie viel zu früh verloren hatten.
„Ich
glaube, es geht ihr viel besser“, sagte Tanner schließlich, denn von dem
Captain zu Lydia war für ihn kein großer gedanklicher
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