Kasey Michaels
stürzen.
So also
beginnt ein Krieg, dachte Lydia angewidert, und es gefällt ihnen auch noch.
„Genug!“,
hörte sie sich sagen, während sie ebenfalls aufstand. „Niemand bekommt eine
blutige Nase. Captain Flynn, Ihre Erinnerung täuscht Sie. Captain Swain
Fitzgerald war mein Verlobter.“
Flynn zog
die Augenbrauen hoch. „Ah, so ist das? Swain sagen Sie? Dann nehme ich alles
zurück, ich muss mich geirrt haben. Meine Erinnerung hat mich wohl
getäuscht.“ Seine Worte klangen jedoch nicht sehr überzeugend.
„Ja, das
denke ich wohl. Tanner? Bitte.“
„Gehen Sie
einfach, Flynn“, sagte Tanner voll Überdruss. „Aber Sie sehen wohl ein,
dass Sie sich für die Nacht lieber ein anderes Quartier suchen. Und gute Reise
morgen, wohin auch immer, außer nach Malvern.“
„So ist es,
und nun husch!“, fügte Justin scharf hinzu. Er ließ sich wieder nieder und
breitete seine Serviette auf seinem Schoß aus, ein Zeichen, dass der Mann für
ihn schon abgetan war.
Ohne ein
Wort ging Flynn hinaus; und da Mrs Shandy schon während der vorherigen
Unterhaltung in ihrem Sessel eingeschlummert war, blieb für das restliche
Dinner eine ungewöhnliche Gesellschaft übrig.
„Na, so ist
es doch viel besser! Tanner, du darfst wirklich nicht mehr Hans und Franz zum
Essen anschleppen! Man weiß nie, was für Gesindel sich als Gentleman
verkleidet. Obwohl ich sagen muss – sein Jackett war recht ordentlich. Und nun,
wie wär's mit einer hübschen Scheibe Rindfleisch?“
Als sich
mit Flynns Abgang die Spannung löste, musste Lydia sich setzen, denn ihre Knie
fühlen sich plötzlich ganz weich an. „Er hat sich geirrt“, sagte sie noch
einmal.
„Ja, er hat
sich geirrt. Lydia, ich war die ganze Zeit mit Fitz zusammen, ich schwöre, da
war nichts.“
Sie neigte
nicht zu Hysterie, auch wenn die Aufregung sie erschüttert hatte. Sie konnte
nur glauben, was er sagte. Musste es glauben, es war ihr ein Bedürfnis. Noch
bebten ihre Lippen, sodass sie erst sprach, als sie sich wieder gefasst hatte.
„Danke, Tanner“, sagte sie endlich. „Justin, wenn ich bitte von dem
Fleisch haben könnte? Es duftet wirklich köstlich.“
14. Kapitel
anner saß in einer Ecke des düsteren
Schankraums, der nur von der Glut des Kaminfeuers erhellt wurde. In seiner
rechten Hand befand sich vergessen ein unberührtes Glas mit Brandy,
das der fürsorgliche Wiggleworth ihm beschafft hatte, in
der linken ein erloschener Zigarillo. Er hatte die Beine weit von
sich gestreckt und betrachtete gedankenverloren seine
spiegelblanken Stiefelspitzen.
„Ah, siehe,
der Duke of Malvern, ruhend“, sagte Justin, während er sich in
den Sessel auf der anderen Seite des Kamins sinken ließ. „Oder sollte ich
berichtigen: der Duke of Malvern, schmollend. Lydia mag
Schmollen nicht. Halt dich noch eine Weile so, das verbessert meine Chancen bei
der lieblichen Dame.“
„Geh weg,
Justin.“
„Geh weg,
geh weg! Das sagst du dauernd. Ein Minderer
als ich wäre beleidigt, aber es liegt nun mal nicht in
meiner Natur. Leider nicht. Also rück heraus damit. War der heilige
Fitz ihr treu, oder
hatte dieser einäugige Schuft recht?“
Tanner
schüttelte den Kopf. Schon den ganzen Abend hatte er gegrübelt,
und nun glaubte er zu wissen, was ihm aufgestoßen war.
„Da steckt mehr hinter. Weißt du, ich denke, dass unser Captain Flynn nicht
ist, wer er zu sein vorgibt. Zugegeben, dass
er im Kampf eine böse Verletzung erlitten hatte, hat meinen
Beschluss, ihn einzuladen, sicherlich beeinflusst. Aber ehrlich, seit dem
Moment, als er sagte,, er sei in Quatre Bras gewesen,
taten sich mir Fragen auf. Ich schob meine Zweifel beiseite,
vielleicht, weil ich dachte – ach, vergiss, was ich dachte. Mein
Motiv schmeichelt mir nicht.“
„Weil du
sehen wolltest, wie Lydia darauf reagiert,
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