Kasey Michaels
richtig auffällt, seit
ich sie für die Saison mit nach London gebracht habe. Allerdings denke ich eher
an ihren Vater.“
„Danke,
nein, den will ich auch nicht.“
Tanner tat
ihm den Gefallen zu lächeln. „Vielleicht meint Thomas Harburton, ich
interessierte mich zu sehr für Lydia anstatt für Jasmine ...“
„Und
weiter!“
„Er möchte,
dass sie sich von mir abwendet, und sie an Fitz zu erinnern, wäre eine
Möglichkeit.“
„Ja, ja,
ich weiß schon, du als der Überbringer schlechter Nachrichten und so weiter.
Aber welchen Grund dafür sollte er haben?“
„Muss ich
es aussprechen? Du weißt es doch.“
„Ja, wir
beide wissen es, denke ich. Lydia soll sich von dir abkehren, damit du schließlich
doch nachgibst und seine kleine Quasselstrippe heiratest und so seine Taschen
füllst. Den Gedanken hatten wir aber schon, ehe Captain Flynn auftauchte. Und?
Weiter, Tanner.“
„Der
Familienschmuck. Nur ein Idiot kann glauben, dass die falschen Steine nicht
irgendwann auffallen. Aber es wäre sehr geschmacklos, meinen Schwiegervater in
den Kerker werfen zu lassen.“
„Ich war ja
nun ziemlich lange außer Landes, aber ich glaube, dass die Strafe für einen
Diebstahl in so großem Stil der Strick ist oder zumindest Deportation. Da die
Juwelen möglicherweise schon vor Jahren verkauft wurden, sind das alles reine
Spekulationen, trotzdem ...“
„Genau,
trotzdem“, sagte Tanner und erhob sich. „trotzdem könnte man noch weiter
gehen. Nämlich, ich heirate sie, sie beglückt mich mit einem männlichen Erben,
und dann falle ich einem tödlichen Unfall zum Opfer. Ihr Vater wird Jasmines
Berater und Vormund des Kindes und schwimmt den Rest seines Lebens in Geld. Und
irgendwann in finsterer Nacht wird Malvern Hall ausgeraubt, und der falsche
Schmuck ist auf Nimmerwiedersehen verschwunden.“
„Wie in
einem billigen Schauerroman.“ Justin nickte. „Leider aber trotzdem
plausibel. Wer also ist unser Captain Flynn, dem wir vielleicht danken sollten,
weil er so plump vorging?“
Tanner
zuckte die Achseln. „Ein gemieteter Schurke? Ich bin mir einfach sicher, dass
die so leicht durchschaubare Jasmine ihn erkannt hat, ihn vielleicht mal bei
ihrem Vater gesehen hat und wusste, dass er lügt. Ich schätze, ihr Wiedersehen
mit ihrem Vater wird kein Freudenfest. Auch wenn sie vielleicht nicht die
Hellste ist, muss sie doch wissen, dass er sie manipuliert.“
„Und mir
scheint, der Gedanke, dass die Pläne ihres Papas bald Frucht tragen – das
heißt, die Heirat mit Jasmine ist nicht mehr fern – genügt, um sie zum Wahnsinn
zu bringen. Mir war nicht klar, dass du ein so schlechter Fang bist.“
Endlich
lächelte Tanner doch. „Ihr Zögern ist ziemlich erniedrigend, was? Aber
ehrlich, eigentlich ist ihr Zögern ihr liebenswertester Zug.“ Er griff in
seine Westentasche und zog einen kleinen, aber massiven Schlüssel hervor.
„Würde es dir etwas ausmachen, uns morgen vorauszureiten? Ich möchte Lydia nämlich
unterwegs vom Pferderücken aus ein wenig von Malverns Umgebung zeigen.“ Er
reichte ihm den Schlüssel. „Der Schmuck ist in einer verschlossenen Schatulle
in meinem Arbeitszimmer, in einem Geheimfach hinter dem Porträt des ersten
Duke. Vielleicht nicht das beste Versteck.“
„Aber es
jetzt zu ändern ist ein bisschen, wie den Brunnen zu verschließen, nachdem das
Kind hineingefallen ist“, stimmte Justin zu, während er den Schlüssel
einsteckte. „Dann werde ich mir also die Wartezeit damit vertreiben, die
Juwelen zu begutachten. Dann haben wir es hinter uns und können uns dem
zuwenden, was uns mehr Kopfzerbrechen macht an der Sache. Was bist du für ein
großartiger Gastgeber, deinem Gast ein solches Vergnügen zu gönnen.“
Tanner warf
ihm einen finsteren Blick zu.
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