Kasey Michaels
einen Iren zu
treffen, der mit ihrem Fitz dort gewesen war. Nicht unverständlich.“
„Nein?“
„Für einen
verliebten Mann? Meiner Ansicht nach ein unwiderstehlicher Impuls. Spürst
immer noch die Hand eines Toten auf deiner Schulter, was?“
„Hin und
wieder, ja. Es wird seltener. Was für ein Mann gibt seine Liebste in
die Hut eines anderen, Justin? Selbst auf dem Sterbebett, wer wäre so
selbstlos?“
„Ein sehr guter
Mann, würde ich sagen. Leider kannte ich ihn nicht. Aber wir beide
wissen doch, dass letztendlich Lydia entscheiden wird. Nicht du, welch
aufrechte, ehrenvolle Gründen du auch anführen wirst, um noch mehr Wirrwarr in
die Angelegenheit zu bringen, und auch nicht
Fitz, trotz seiner hehren Bitten auf dem Sterbebett. Sie wird dich um deiner
selbst willen lieben oder auch nicht. Wie du ist sie zu ehrenhaft, um anders zu
handeln.“
Tanner hob
den Kopf und sah Justin spöttisch an. „Seit wann bist du so weise?“
„War ich
schon immer. Nur erwartet es niemand von mir, also erscheine ich doppelt so klug,
wenn ich mich herablasse, etwas nur halbwegs Tiefsinniges
zu äußern.“
„So weit
würde ich nicht gehen, das eben als tiefinnig zu bezeichnen.
Sag, war sie heute Abend nicht großartig, wie
sie dich da so nett um eine Scheibe Fleisch bat und sich benahm, als hätte
Flynns Bemerkung ihr nicht gerade die Füße weggerissen?“
„Und da
sind wir wieder bei Flynn. Dein Gefühl, dass er nicht ist, was er zu sein vorgibt,
macht mich neugierig. Bleibt die Frage, wer
ist er dann?“
„Wenn ich
das wüsste! Ich weiß nur, dass der Zeitpunkt seines Erscheinens einfach zu gut
passte. Wie gut stehen denn die Chancen, ausgerechnet
unterwegs nach Malvern einen Mann zu treffen, der bei Quatre Bras gekämpft
hat? Einen Iren und Captain obendrein. Und noch etwas: Im Rückblick denke ich,
dass Jasmine ihn erkannte.“
Justin ließ
seinen Zigarillo sinken. „Wie bitte?“
„Ja, es
klingt lachhaft. Aber ich fand ihre Reaktion verdächtig, als sie ihn mit Lydia
zusammen eintreten sah. Meine Cousine ist kein Meister darin, ihre Gefühle zu
verbergen, und mir kam es vor, als wäre sie ... wütend.“
„Auf Lydia,
ja.“
Tanner
schüttelte den Kopf. „Wer weiß? Sie schaute beide an. Jedenfalls, während du
nach dem Dinner mit Wigglesworth konferiert hast ... worüber auch immer ihr
konferieren müsst ...“
„Wir
besprachen meine Kleidung für morgen; ein abendliches Ritual. Ich meinerseits
könnte gut darauf verzichten, aber Wigglesworth wäre am Boden zerstört. Aber
fahr fort.“
„Entschuldige,
dass ich dir gestattet habe, mich mit Details aus deinem Tagesablauf zu
unterbrechen.“
Spöttisch
sah Justin ihn an. „Guter Gott, du klingst schon wie ich. Das ist nicht gut,
Tanner. Ich zähle so sehr darauf, dass du dich nicht zu solchen Bemerkungen
herablässt.“
„Wie es
aussieht, lasse ich mich zu noch ganz anderem herab, wenn Lydia verletzt wird.
Aber ich entschuldige mich. Darf ich fortfahren? Während du also mit deinem
Kammerdiener beschäftigt warst, besuchte ich hier im Dorf das andere Gasthaus.
Flynn war dort nicht. Dann fragte ich hier im Stall nach und hörte, dass er den
Ort Richtung Malvern verlassen hat. Heute Nacht ist Neumond. Wohin zum Teufel
soll ein Fremder in stockdunkler Nacht reiten?“
„Direkt in
den nächsten Graben, denke ich wohl. Wirst du deine Cousine darauf
ansprechen?“
„Nicht
hier. Eigentlich glaube ich, dass Jasmine nicht gerade die Königin der Intrigen
ist.“
„Ja, mehr
Haare als Verstand. Eigentlich genau die Sorte Frau, die mir gefällt. Schön und
mit glitzernden Dingen leicht zu blenden, aber nicht übermäßig üppig mit Hirn
ausgestattet.“
„Schlimm.
Wenn ich dich nicht so gut leiden könnte, würde ich sie dir schenken. Sie
strapaziert meine Geduld erheblich, was mir aber erst
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