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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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hatte.
    »Ich muss Mrs. Parry zustimmen«, meldete sich Trilling ruhig zu Wort, »dass London, wenn man lediglich die Sicherheitsaspekte betrachtet, alles andere als eine ideale Wahl ist.«
    »Ein bisschen spät, jetzt damit zu kommen, meinen Sie nicht auch?«, fragte der Innenminister kühl. »So wie ich die Sache sehe, wollen der MI5 und die Special Branch nur vorsorglich ihre Köpfe aus der Schlinge ziehen – für den Fall, dass ein Anschlagsversuch stattfinden und, Gott bewahre uns, vielleicht sogar erfolgreich sein sollte . Das riecht für mich nach Panik und Hilflosigkeit, Commander.« Er sah Elder in die Augen. »Panik und Hilflosigkeit, Mr. Elder.«
    »Ich bin sicher, Mrs. Parry wollte nur darauf hinweisen...«
    »Warum ist sie heute nicht hier?« Der Innenminister hatte seine Stimme so weit erhoben, dass der Assistent aufsah. »Ich sage es Ihnen, Mr. Elder: Weil sie nicht den Mumm hat, mich damit persönlich zu konfrontieren. Deshalb hat sie Sie geschickt. Und wer sind Sie überhaupt, Mr. Elder?« Der Finger, der auf ihn zeigte, war lang und dick, an seinem Ende glänzte ein manikürter Fingernagel. »Sie sind pensioniert. Sie sind nur in beratender Funktion in London. Was zum Teufel, ist in Mrs. Parrys Abteilung los? Das würde ich wirklich gerne wissen. Und glauben Sie mir, ich habe die Absicht, sie zu fragen.«
    »Was Mrs. Parry meint«, erklärte Elder, »ist, dass Sie unmöglich das ganze Zentrum Londons absperren können. Die IRA weiß das schon lange. In London gibt es keine Sicherheit.«
    »Aber diese Killerin ist nicht von der IRA, oder?«
    »Sie gehört gar keiner Gruppe an.«
    »Wird sie gezielt angeheuert?«
    »Manchmal ja, aber nicht immer. Sehen Sie, Menschen wie die Hexe wollen keinen Frieden. Sie sind keine Typen, die in Hotelzimmern und an irgendwelchen Konferenztischen herumsitzen. Nehmen Sie zum Beispiel die Hamas in Palästina – die PLO ist ihnen zu sehr wie das Establishment geworden. Die Hexe ist eine Einzelkämpferin, eine nur aus ihr bestehende Splittergruppe.«
    »Was ist dann ihr Ziel?«
    Elder lächelte. »Das werde ich immer wieder gefragt. Warum muss sie eins haben?« Er hielt inne und spürte, dass Trilling ihn unter dem Tisch mit dem Fuß anstieß. Es war eine Warnung. Eine Warnung, nicht zu explodieren.
    Barker saß einen Moment schweigend da, sein Gesichtsausdruck war unversöhnlich. Als er wieder sprach, klang seine Stimme erneut kühl, aber nicht gerade sachlich.
    »Wir gehen die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal durch. Schritt für Schritt. Sie können es sich sparen, auf die Uhr zu sehen, denn wir werden so lange in diesem Raum bleiben, bis wir fertig sind.« Er zog sich sein Jackett aus und hängte es über die Rückenlehne seines Stuhls. Dann krempelte er die Ärmel seines Hemdes hoch. »Ich habe uns Sandwiches bestellt, außerdem Tee und alkoholfreie Getränke. Es gibt Wasser, so viel gewünscht wird. Wie Sie vielleicht wissen, musste der Außenminister wegen dringender Angelegenheiten in den Nahen Osten, weshalb ich mehr Zeit bei dem verdammten Gipfel verbringen muss als ursprünglich geplant. Und ich will keine Pannen erleben.« Er hielt inne und sah die Männer nacheinander an. »Also dann, meine Herren... vielleicht machen wir uns jetzt an die Arbeit.«
    Elder starrte auf den Tisch. Er wusste, dass mehrere anklagende Blicke auf ihn gerichtet waren. Die des Vertreters der Streitkräfte, des SAS, des Geheimdienstes. Alle hier eingesperrt wegen der Abteilung, die er vertrat, wegen eines Briefes, den seine Chefin verfasst hatte. Sie hatte ihn auf Elders Anraten hin geschrieben, nachdem er die für das Konferenzzentrum vorgesehenen und auch alle sonstigen Sicherheitsvorkehrungen geprüft und den beeindruckenden Bericht Greenleafs über das Sicherheitskonzept gelesen hatte. Er war allerdings nicht davon ausgegangen, dass sie seinen Rat befolgen würde.
    »Wir sollten uns absichern«, waren seine Worte gewesen. »Wir sollten uns gegen spätere Kritik absichern.«
    Doch in diesem Moment fühlte er sich so nackt wie am Tag seiner Geburt.
     
    Herr Grunner vom Hochsicherheitsgefängnis Burgwedel war ein viel zu höflicher Mann, als dass er den beiden jungen, vor ihm sitzenden Menschen auf die Nase binden würde, dass ihr Wunsch nach einem Gespräch mit Wolfgang Bandorff all seine Wochenendpläne über den Haufen geworfen hatte. Er und seine Frau wollten eigentlich ihren Sohn in Genf besuchen, der Physiker war und in der Großforschungseinrichtung CERN nahe der

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