Kassandra Verschwörung
gewesen. Sie hatten den Kauf mit einem Abendessen in einem indischen Restaurant gefeiert, das sich in der Nähe ihrer Wohnung befand, und vor dem Schlafengehen noch einen halben Videofilm gesehen. Am Sonntag waren sie spät aufgestanden und hatten im Trent Park ein Picknick gemacht... Bestimmt ein völlig anderes Wochenende als das von Doyle, aber er glaubte, dass er es besser getroffen hatte.
»Nehmen Sie bitte Platz«, sagte Commander Trilling, der bereits saß. Er schien nicht gerade in Bestlaune zu sein. Seine Financial Times lag zusammengefaltet und offensichtlich ungelesen in einer Ecke seines Schreibtischs. »Ich habe gerade eine lange Unterredung mit Mrs. Parry aus Spionage City gehabt. Wie es aussieht, hatte ich recht. Sie hat uns Informationen vorenthalten.«
»Na, sieh mal einer an«, kommentierte Doyle.
»Ja«, sagte Trilling. »Diese gleichzeitige Versenkung zweier Schiffe gleicht fast haargenau dem Fall eines gesunkenen Schiffs vor einigen Jahren in Japan.«
»In Japan?« Die Frage kam von Greenleaf.
»Ja«, erwiderte der Commander. »Eine Terroristin ist auf dem Seeweg nach Japan gereist und hat das Schiff, das sie hingebracht hat, in die Luft gejagt.«
»Eine Frau ?« Diesmal fragte Doyle.
»Eine Frau«, bestätigte Trilling.
»Um was für eine Gruppe handelt es sich, Sir?«, wollte Greenleaf wissen.
»Was das angeht, hat sich Mrs. Parry mehr als vage ausgedrückt. Sie schickt einen Kurier mit sämtlichen verfügbaren Informationen. Am besten nehmen Sie beide sich diese Informationen gründlich vor. Ergibt alles irgendwie Sinn, wenn man darüber nachdenkt. Terroristen entführen ein Mädchen, ein Teil des Lösegelds taucht nach der Explosion in Folkestone wieder auf. Die naheliegendste Erklärung ist, dass irgendein Mitglied der damals beteiligten Terroristen sich nach Großbritannien hat einschleusen lassen.«
»Und«, fügte Doyle hinzu, »dass die in Frage kommende Person auch in Japan einen Mord begangen hat.«
»So ist es.«
»Politisch motiviert?«
»Nicht ganz. Das Opfer war ein Friedensaktivist. Mrs. Parry zufolge gab es damals Gerüchte, dass womöglich irgendwelche Waffenhändler einen Killer engagiert hatten.«
»Nette Geschäftspartner«, stellte Doyle fest.
Greenleaf schwieg. Er registrierte, wie sehr Trilling auf dieser Frau herumritt. Er war offenkundig stinksauer auf Mrs. Parry.
»Wie es aussieht«, fuhr der Commander fort, »müssen wir also damit rechnen, dass sich irgendwo in unserem Land ein Terrorist, ein angeheuerter Killer, aufhält. Vielleicht eine Frau. Und sie ist jetzt schon seit ein paar Tagen da, Tage, an denen Mrs. Parry uns entscheidende Informationen vorenthalten hat.«
»Dann kann sie jetzt also überall sein.«
»So ist es.«
»Und auf wen hat sie es abgesehen?«
Trilling zuckte mit den Achseln. »Dieser Frage werden wir uns als Nächstes zuwenden. Immer davon ausgehend, dass wir es wirklich mit einer einzelnen Person zu tun haben, welchen Geschlechts auch immer. Mrs. Parry scheint, was die Vermutung angeht, dass es sich um eine Frau handelt, nur halb überzeugt, aber ursprünglich stammt diese Theorie von einem pensionierten Agenten namens Dominic Elder. Ich kenne Elder von früher. Er neigt zu Übertreibungen, ist aber ansonsten im Großen und Ganzen zuverlässig.«
»Was sollen wir also tun, Sir?«
»Ich möchte, dass Sie eine Liste sämtlicher potenzieller Anschlagsziele aufstellen, politischer Ziele, aber auch aller anderen, eingeschlossen Friedensaktivisten, Journalisten, Richter, im Grunde genommen aller einflussreichen Personen. Die meisten dürften sowieso in den Akten stehen, es geht also nur darum, die Namen zusammenzutragen.«
»Als augenfälligstes Angriffsziel muss sicher der Regierungsgipfel gelten«, stellte Doyle fest.
»Da haben Sie leider recht.«
»Gibt es eine Beschreibung der Frau?«
»Keine, die uns weiterhelfen würde.«
»Das ist nicht viel, um loszulegen, oder?«
»Nein«, stimmte Trilling zu, »weiß Gott nicht. Aber wir wissen, wo sie an Land gegangen ist, das ist immerhin schon mal ein Anfang.«
»Kommt ganz drauf an, Sir«, warf Greenleaf ein. »Sie kann das Boot an jedem Punkt der Küste verlassen haben.«
»Na gut, gehen wir einfach davon aus, dass sie... oder er ... oder mehrere ... das nicht getan hat beziehungsweise getan haben. Beginnen wir einfach mit dem Küstenstreifen fünf Kilometer östlich und westlich von Folkestone. Entweder muss dort ein Auto gewartet haben, was Sinn ergibt, oder der Terrorist
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