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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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sich.«
    Rodenave wollte die Nische verlassen, doch Waylock packte ihn hart am Arm. »Ich sagte, Sie sollen es mir geben.«
    Rodenave begann wütend zu protestieren, aber Waylock schnitt ihm das Wort ab, indem er seine Jacke aufriß. In der Brusttasche steckte ein Umschlag. Waylock nahm ihn heraus. Rodenave schnappte danach, bekam ihn jedoch nicht zu fassen und stolperte in unterdrücktem Zorn zurück.
    Waylock öffnete den Umschlag und fand im Innern drei kleine Filmstreifen. Einen nahm er heraus und hielt ihn gegen das Licht. Die darauf abgebildeten Details waren zu klein, als daß er sie hätte erkennen können, aber auf dem angehefteten Etikett stand: DER GRAYVEN WARLOCK .
    »Aha«, machte Waylock. »Ich beginne zu verstehen.« Rodenave stand niedergeschlagen und mürrisch vor ihm, die Verkörperung wuterfüllter Schuld.
    Der zweite Filmstreifen war mit GAVIN WAYLOCK gekennzeichnet, der dritte mit DIE ANASTASIA .
    »Dies hier scheinen Fernsondierungsaufnahmen zu sein«, sagte Waylock. »Sie sollten mir besser sagen, was …«
    »Ich sage Ihnen gar nichts«, unterbrach ihn Rodenave, und in seinen Augen funkelte Zorn.
    Waylock musterte ihn aufmerksam. »Sind Sie sich darüber klar, was mit Ihnen passieren kann, wenn ich mich zu einer Anzeige entschließe?«
    »Eine ganz harmlose Sache, nichts weiter! Ein Scherz, eine Spielerei aus Neugier.«
    »Harmlos? Ein Scherz? Wenn Sie in meinem Leben herumschnüffeln? Wenn es selbst den Assassinen versagt ist, die Fernsondierung zu benutzen?«
    »Sie überschätzen die Bedeutung der ganzen Angelegenheit«, murmelte Rodenave.
    » Sie überschätzen Ihre Entfernung vom Prangerkäfig.«
    Rodenave streckte trotzig die Hand aus. »Wenn Sie jetzt fertig sind, dann geben Sie mir die Filme zurück.«
    Waylock sah ihn verblüfft an. »Sind Sie übergeschnappt?«
    Rodenave versuchte, seine eigene Verantwortung herunterzuspielen. »Schließlich habe ich dies nur auf Geheiß Der Anastasia beschafft.«
    »Was wollte sie damit?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich nehme an, sie hatte vor, sie Der Jacynth auszuhändigen.«
    Rodenave zuckte mit den Achseln. »Das geht mich nichts an.«
    »Haben Sie vor, ihr weitere Unterlagen dieser Art zu besorgen?« fragte Waylock leise.
    Rodenave sah Waylock in die Augen, blickte dann wieder zur Seite. »Nein.«
    »Stellen Sie bitte sicher, daß es nicht noch einmal dazu kommt.«
    Rodenave warf einen Blick auf den Umschlag. »Was haben Sie mit den Filmen vor?«
    »Nichts, das Sie beträfe. Seien Sie froh, daß Sie so leicht aus der ganzen Sache herausgekommen sind.«
    Rodenave drehte sich auf den Absätzen um und verließ den Alkoven.
    Waylock blieb noch einen Moment stehen und dachte nach. Er setzte das Alter ego ab, zog seine senffarbene Jacke aus, warf beides in eine Ecke und trat hinaus in die Halle.
    Die Jacynth entdeckte ihn beinah sofort. Ihre Blicke trafen sich, und die Luft zwischen ihnen schien plötzlich wie kurz vor einem Duell zu prickeln. Waylock ging auf sie zu. Die Jacynth erwartete ihn mit einem kühlen, nur angedeuteten Lächeln.
     
2
     
    »Haldeman hat die Ruinen im Golf von Biskaya mit eigenen Augen gesehen«, sagte einer der beiden Begleiter Der Jacynth. »Ein Mauerrest, eine Bronzestele, ein kleines Mosaik und – es ist kaum zu glauben – sogar eine blaue Glasscheibe!«
    Der andere Mann klatschte begeistert in die Hände. »Ach, wenn ich nur an all die aufregenden Dinge denke, die es draußen zu erleben und entdecken gibt! Wäre da nicht mein Amt – zum Teufel auch! –, ich würde Sie auf dieser Expedition begleiten!«
    Die Jacynth legte Waylock die Hand auf den Arm. »Hier ist ein Mann, der das Abenteuer liebt! Jeden Leichtsinn, alle nur vorstellbaren Verwegenheiten!« Sie stellte ihn ihren Freunden vor. »Her Sisdon Cam …« – ein hochgewachsener Mann mit wettergegerbtem Gesicht – »… und Seine Gnaden Claude Imish, Kanzler des Prytaneon …« – ein wohlbeleibter, weißhaariger Senior.
    Waylock gab die üblichen Höflichkeitsfloskeln von sich. Die Jacynth spürte vielleicht, daß er innerlich kochte, und schwatzte munter weiter. »Wir sprechen gerade über das Fachgebiet von Herrn Cams Steigungseifer. Er ist Unterwasserarchäologe.«
    Kanzler Imish lachte leise, sah sich in der Halle um und deutete auf die Wassergestaltungen Bieburssons. »Heute abend ist er hier genau richtig! Diese Gebilde sind doch nichts anderes als dem Meer geraubte Eingeweide, Relikte der Eiszeit, nicht wahr?«
    »Ist das nicht verblüffend, Gavin

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