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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Steigung kämpfe. Warum soll man in einer Welt in Amarant aufzusteigen wünschen, die deutlich sichtbar aus den Fugen gerät?«
    Imish war zur einen Hälfte belustigt, zur anderen besorgt. »Sie sind tatsächlich in einer ausgesprochen trübseligen Stimmung!«
    »Ein großer Mann, ein großer Kanzler, könnte die Entwicklung in andere Bahnen lenken und damit die Zukunft gestalten. Er könnte Clarges retten.«
    Imish stemmte sich in die Höhe und trat an seinen Schreibtisch. »Sie strotzen vor guten Ideen.« Er lächelte. »Jetzt verstehe ich auch, wieso es zu den Gerüchten kommen konnte, die ich über Sie gehört habe.«
    Waylock hob die Augenbrauen. »Über mich?«
    »Richtig.« Imish stand an seinem Schreibtisch und sah auf ihn herab. »Mir sind da einige bemerkenswerte Dinge zu Ohren gekommen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Man sagt von Ihnen, Sie zögen einen düsteren Schatten hinter sich her. Wohin auch immer Sie gingen, das Unheil sei Ihr ständiger Begleiter.«
    Waylock schnaubte. »Wer hat diesen Unsinn in die Welt gesetzt?«
    »Caspar Jarvis, der Generaldirektor der Assassinen.«
    »Der Generaldirektor verbringt seine Zeit damit, üble Nachreden zu verbreiten, während Schicksalsverrückte und Lebensartzweifler wie ein Damoklesschwert über unserer Kultur hängen.«
    Imish lächelte. »Nun ja, so ernst und bedrohlich dürfte die Lage kaum sein, oder?«
    Waylock hatte die Schicksalsverrückten zunächst nur als Schreckgespenst benutzt, um sich auf diese Weise Zutritt zur Garderobe des Kanzlers zu verschaffen, doch inzwischen war er in dieser Sache ernsthaft beunruhigt.
    »Die Schicksalsverrückten sind unorganisierte Rowdys und Psychopathen«, fuhr Imish fort. »Bei den Lebensartzweiflern handelt es sich um Traumtänzer, verklärte Romantiker. Die wirklich gefährlichen Gesetzeslosen haben alle im Viertel der Tausend Diebe in Kharnevall Zuflucht gesucht.«
    Waylock schüttelte den Kopf. »Wir kennen sie; sie sind isoliert. Jene anderen aber sind Teil von uns selbst – hier und dort und überall. Die Lebensartzweifler zum Beispiel führen ihr Zersetzungswerk auf einer unteren Ebene durch. Sie geben sich damit zufrieden, ihre zentrale Vorstellung zu übertragen, Clarges sei krank und müsse somit geheilt werden – denn dadurch haben sie einen weiteren Zweifler gewonnen.«
    Imish strich sich verblüfft mit der Hand über die Stirn. »Aber das ist doch genau das, was Sie mir gerade vor ein paar Minuten erzählt haben! Dann sind Sie selbst ein Erzzweifler!«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, gab Waylock mit gelinder Belustigung zurück. »Aber meine Lösung für das Problem ist nicht annähernd so revolutionär wie einige von denen, die lauthals propagiert werden.«
    Imish war unnachgiebig. »Alle wissen, daß wir in einem Goldenen Zeitalter leben. Der Generaldirektor hat mir gesagt …«
    »Morgen abend«, unterbrach ihn Waylock, »versammeln sich die Lebensartzweifler. Wir beide besuchen dieses Treffen, und dann können Sie sich selbst ein Bild machen.«
    »Wo findet diese Zusammenkunft statt?«
    »In Kharnevall. In der Offenbarungshalle.«
    »Wo sich die Übergeschnappten ein Stelldichein geben? Und Sie nehmen sie trotzdem noch ernst?«
    Waylock lächelte. »Kommen Sie mit und sehen Sie selbst.«
     
3
     
    Kharnevall war zum Bersten voll; durch die Boulevards ergossen sich schäumende Ströme aus glitzernden Kostümen. Hinter Masken halb verborgene Gesichter glänzten auf, trieben vorbei und verblaßten wieder wie die Funken eines Schmiedefeuers.
    Waylock trug ein neues Kostüm, das aus orangefarbenen Lumineszenzzungen und Leuchtfedern bestand. Eine Maske aus scharlachrotem Metall verdeckte sein Gesicht und reflektierte das Glitzern und Funkeln; er schritt wie eine lebende Flamme dahin.
    Imish trug eine ähnlich eindrucksvolle Tracht: den feierlichen Ornat eines Mataghankriegers. Unzählige Glocken läuteten an seinem Leib. Schmuckvolle Verzierungen glänzten an Armen und Beinen; schwarze Borsten und grüne Federbüsche flatterten. Sein Kopfschmuck bestand aus einer enormen Anordnung von rotem, grünem und blauem Schimmerglas und war durchsetzt mit weißen Lumineszenzborten.
    Die allgemeine Aufregung blieb nicht ohne Wirkung auf Waylock und Imish. Sie lachten heiter und unterhielten sich lebhaft. Imish zeigte die Neigung dazu, die Absicht zu vergessen, die sie nach Kharnevall geführt hatte, doch Waylock blieb unnachgiebig und führte ihn an den Tempeln der Verlockung vorbei. Sie wanderten unter der

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