Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Leben sehnte.
    Er wusste genau, dass der andere Junge auf ihn wartete, aber es würde für ihn schwer werden, an ihn heranzukommen. Er fühlte sich beobachtet.
    Ständig war jemand von den Wölfen um ihn herum. Wenn er jetzt wegzulaufen versuchte, war es ihm kaum möglich, das Gebiet des alten Kastells zu verlassen. Und so blieb er auf dem Gelände und suchte irgendwann seinen Lieblingsplatz auf.
    Der Junge hatte den Tieren gegenüber einen Vorteil. Er konnte klettern. Er konnte mit seinen Händen greifen. Und diese Fähigkeit nutzte er weidlich aus. Zuerst hatten die Wölfe versucht, ihm zu folgen, doch sie waren gescheitert. Sie schafften es höchstens auf die Ränder alter Mauern zu springen, ansonsten mussten sie auf dem Boden bleiben, was ihnen überhaupt nicht passte. So behielten sie ihn von unten im Blick.
    Der Junge hockte auf einer riesigen Eiche, hier war sein Stammplatz. Hier nahm seine Sehnsucht Gestalt an. Sein Blick glitt weit über das Land hinweg, und er sah auch den Ort, in dem der Andere lebte.
    In der Krone des Baumes konnte er stundenlang sitzen und warten. Nur wenn der Hunger und der Durst ihn dazu trieben, verließ er diesen Ort. Dann lief er zu dem kleinen Bach in der Nähe und trank das klare Wasser. Zu essen gab es auch genug. Beeren, Pflanzen, Kräuter, die Natur schenkte ihm Nahrung in Hülle und Fülle.
    Aber er aß auch Fleisch. Das brachten ihm seine Freunde von der Jagd mit. Bevor sie ihre Beute ganz verschlangen, gaben sie ihm immer etwas ab. Und er stopfte sich die rohen Stücke in den Mund, denn er kannte nichts anderes.
    Auch an diesem Tag hatte er wieder in seinem Baum gesessen und über das Land geschaut. Seine Sehnsucht war stärker geworden, und so machte er sich irgendwann auf den Weg nach unten.
    Der Abstieg war kein Problem. Der Wolfsjunge wusste sehr genau, wohin er zu greifen hatte. Den Weg nach unten hätte er auch mit geschlossenen Augen geschafft. Diesmal ließ er sie offen, aber er sah dennoch nur verschwommen. In seinem Innern spürte er eine tiefe Trauer, und eine Folge davon waren die Tränen.
    Der Junge hatte so etwas noch nie erlebt. Als er wieder den Erdboden berührte, blieb er zunächst stehen und wunderte sich. Er spürte auch, dass seine Nase lief. Auch das kannte er nur, wenn er krank war.
    Die Tränen flössen. Er konnte nichts daran ändern und ließ sie fließen, als er sich auf den Weg zum Bach machte. Er ging auf Händen und Füßen, doch diesmal war der Drang besonders stark. Immer wieder versuchte er, auf die Beine zu kommen und seinen Weg wie der andere Junge fortzusetzen.
    Es klappte – leider nie lange. Zu sehr war er das andere Laufen gewohnt, und so fiel er nach wenigen Schritten wieder zurück in die erlernte Haltung.
    Mit einem mal wusste der Wolfsjunge, dass sich wieder ein Verfolger in seiner Nähe befand, der sich nicht blicken ließ und ihn nur überwachte. Er nahm die Gerüche auf wie ein Hund. Von überall wehten sie an seine empfindliche Nase. Der Durst trieb ihn an den Bach, dessen Quelle in der Nähe lag, aber unter einem Gebüsch verborgen lag.
    Am Ufer streckte er seinen Körper und beugte den Kopf so weit wie möglich vor. Er starrte für einen Moment auf die zitternde Wasserfläche, er lauschte dem Plätschern und sah auch sein verzerrtes Bild im Wasser.
    Er kannte es. Er hatte es auch schon besser gesehen und damals gemerkt, dass ihn doch einiges von denen unterschied, bei denen er sich aufhielt und die ihn aufgezogen hatten.
    Nur eine Armlänge entfernt trank der Wolf, sein Aufpasser. Er schleckte das Wasser anders. Er schlug mit der Zunge hinein und schaufelte es dann in sein Maul.
    Das hatte der Junge auch getan. Bis ihm eine andere Möglichkeit eingefallen war. Er hatte dabei an seine Hände gedacht, sie zusammengelegt und das Wasser hineinfließen lassen. Danach hatte er es aus dieser Schale getrunken, und genau das tat er auch jetzt.
    Er schlürfte dabei wie der neben ihm hockende Wolf. Er war auch ebenso erfreut über das herrlich kühle Nass, das ihm die Kehle hinunterfloss. Es war für ihn eine wunderbare Wohltat, und er presste zum Schluss sein Gesicht in das Wasser, um sich zu erfrischen.
    Nach einer Weile richtete er sich auf. Er schüttelte den Kopf, von dem die Haare jetzt lang und feucht herabhingen. Letzte Tropfen rannen ihm über die Haut.
    Neben ihm befreite der Wolf sich schüttelnd sein Fell von Wassertropfen und ließ den Jungen nicht aus den Augen.
    Erneut durchlief ein Frösteln den Wolfsjungen. Er stellte

Weitere Kostenlose Bücher