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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fest, dass sich in seinem Kopf etwas abspielte, das er nicht beeinflussen konnte. Es war plötzlich vorhanden gewesen.
    Es war eine Botschaft, nur wusste das Kind es nicht. Jemand wollte etwas von ihm. Plötzlich zuckten seine Lippen, und es lächelte.
    Was war das?
    Der Wolfsjunge gab sich seinen Gefühlen hin und fand sie wunderbar. Das Lächeln verstärkte sich. Auf seinem Gesicht schien die Sonne aufzugehen, und in seinem Kopf entstand plötzlich ein bestimmtes Bild. Er sah einen jungen, den er besucht hatte. Er hatte sich immer näher an ihn herangetraut, war stets mutiger geworden.
    Dann war alles vorbei gewesen. Das hatte aber nichts mit dem Jungen zu tun gehabt. Ihm wollte er keine Schuld geben. Der Wunsch, ihn wiederzusehen, brannte in ihm, aber er wusste auch, dass er das niemals schaffen würde.
    Irgendwann drehte er sich enttäuscht ab. Der Wolf, der ihn bewachte, schien zu begreifen, wie es ihm ging. Er schlich dicht an ihn heran und rieb sich an dem Jungen. Dabei knurrte er leise. Automatisch wurde er von einer Hand gestreichelt, was ihm ebenfalls gefiel.
    Alles war so anders geworden. Das Kind fing an zu denken. Es war in der Lage, über Erinnerungen nachzudenken, was für es ein sehr großer Fortschritt war.
    Der junge spürte, dass es für ihn besser war, wenn er allein blieb. Deshalb wollte er seinen Schlafplatz aufsuchen, der nur ihm allein zur Verfügung stand.
    Er schlich geduckt an Sträuchern vorbei. Er roch die alten Mauern. Er sah auch die Türme, die so hoch emporragten wie die Bäume und früher noch höher gewesen waren. Blätter schlugen ihm ins Gesicht. Nachdem er einen kleinen Hang hinabgerutscht war, hatte er sein Ziel so gut wie erreicht.
    Vor ihm lag eine Höhle. Sie glich allerdings mehr einem Loch, das sich im Boden auftat wie ein klaffendes Maul. Es war der Eingang zu einem Keller – zumindest war er das früher gewesen –, jetzt war er der Zugang zu seiner Höhle.
    Er konnte sie nur auf allen vieren betreten und rutschte durch den nach oben hin gebogenen Spalt in die Dunkelheit.
    Das Loch schluckte ihn und wurde zu einer recht geräumigen Höhle, die sich an einer Stelle verengte und in einen Hang hineinführte, der ebenfalls zu dem Labyrinth gehörte.
    Er tauchte in das Zwielicht, das ihm nichts ausmachte, obwohl er kaum etwas sehen konnte. Sein Schatten malte sich zuckend und übergroß an den Wänden ab. Ein seltsames Licht sprang aus einem Gang, in den sich der Junge nicht hineintraute.
    Wäre er ein Mensch gewesen, dann hätte er möglicherweise von einem Allerheiligsten gesprochen. Aber er war kein Mensch und konnte sich zudem nicht ausdrücken. Doch er spürte, dass sich die Dinge in Bewegung gesetzt hatten.
    Das seltsame Licht, das ihm aus dem Gang entgegenschien, war nicht sehr hell. Der Junge sah auch nicht die Quelle, aus der es stammte. Diese hatte sich tief im Innern des Labyrinths vergraben, und das Licht gehörte zu dem, das Macht besaß und alles kontrollierte.
    Für den Jungen war es zu einer Ersatzmutter geworden. Er war nie ganz nahe herangetreten, er fürchtete sich davor. Aber die Macht dort wusste genau, was sie tat.
    Er blieb hocken und empfing die Botschaft. Die Macht war so stark, dass sie die Gedanken des Jungen empfing und entsprechend handelte.
    Der Wolfsjunge erhielt eine Antwort. In seinem Innern veränderte sich nun etwas: Die Sehnsucht nach dem anderen Jungen verschwand.
    Dafür überkam ihn ein anderes Gefühl, und das war nur mit einem Wort zu umschreiben.
    Zufriedenheit!
    Ja, er war zufrieden. Es gab nichts mehr, was ihn antrieb und worüber er sich hätte beschweren wollen. Die Zufriedenheit steckte in ihm – aber etwas blieb dennoch in seinem Kopf.
    Das Bild des anderen Jungen!
    Es war sehr stark, als stünde der Junge bereits vor ihm. Das Wolfskind atmete heftig. Als seinem Mund drangen plötzlich leise Schreie. Sie zeugten nicht von Schmerz, sondern von einer großen Freude.
    Das Bild seines neuen Freundes rückte näher. Immer näher...
    ***
    Wölfe!
    Ich lachte nicht. Auch die Miene meines Freundes Bill Conolly blieb ziemlich kantig, aber wir gingen davon aus, dass es in Chailey Wölfe gab oder welche geben musste.
    Wo verbargen sie sich?
    Ich hatte keine Ahnung, aber sie waren in diese Richtung gelaufen, nachdem sie die Schafherde in Panik versetzt hatten. Jetzt suchten wir sie – vergeblich...
    Wir waren uns allerdings sicher, dass sie von anderen Menschen ebenfalls nicht gesehen worden waren, denn das hätten wir erfahren. Für Bill

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