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Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Winterborg so viel dieser grausamen Arbeit zu verrichten war, dass es selbst den Herrn des Augenmonds überforderte. Kallfaer hatte nicht die Absicht, dem Todverkünder die Gelegenheit zu geben, das Versäumte bei ihm nachzuholen.
    Er erreichte die Pferche der Riesenschneeratten. Dort lag der gefallene Wulfgar Wulfgarssohn. Viel mochte den Schmied in letzter Zeit von dem Urahnen des großen Wulfgar Eishaars getrennt haben, aber in diesem Augenblick empfand er nur noch Trauer und Wut darüber, ihn so daliegen zu sehen.
    Bei den Pferchen waren vom Drachenfeuer versengte sterbliche Überreste zu finden, die nicht allein von einem Menschen stammen konnten. Ein beklemmendes Gefühl ergriff von Kallfaer Besitz. Er konnte kaum atmen. Überall sonst hatte er sich die Toten genau angesehen und nach Spuren gesucht – aber an diesem Ort gelang es ihm nicht. Er schien gerade die Pferche zunächst instinktiv gemieden zu haben, wofür er keine rechte Erklärung fand. Doch dann erinnerte er sich an die Vögel an der „Vergeblichen Friedensgabe“.
    Ogjyr …
    Den Aasvögeln sagte man einen sehr feinen Sinn nach, mit dem sie den Todverkünder spüren konnten. Dieser Sinn war bei den Menschen vielleicht nur etwas weniger ausgeprägt, was für die Seemannen in ganz besonderer Weise gelten musste – wie sonst wäre ihre besondere Risikobereitschaft im Kampf gegen die stürmische See und die gefährlichen Seemammuts zu erklären gewesen?
    Wir glauben, dass wir den Tod verachten – in Wirklichkeit sehen wir ihn vielleicht nur nicht, dachte Kallfaer schaudernd. Aber jetzt, in diesem Moment, musste er in der Nähe sein. Kallfaer spürte es im tiefsten Inneren seiner Seele und mit jeder Faser seines Körpers. Glaub ja nicht, dass du mit mir einen Handel schließen kannst, Ogjyr, dachte er grimmig. In Njordirs nassem Reich werde ich einst Ruhe finden, aber ich denke nicht daran, dir die Langeweile auf deinem tristen Mond zu vertreiben!
    In der Asche fand Kallfaer eine verrußte Mantelspange. Die Runen darauf verrieten, wer an dieser Stelle – womöglich auf einer Riesenschneeratte reitend – ein Opfer des Drachenfeuers geworden war.
    Wulfgarskint Wulfgarssohn, Liebling eines Gottes und der Ahnen, stand dort in der seemannischen Runenschrift.
    Hinter dem Wort »Gott« befand sich ein Zeichen, das nicht zum Runenalphabet des Seereichs gehörte. Es war sehr verschnörkelt und offenbar eine Ligatur mehrerer Buchstaben, deren Sinn Kallfaer nicht begriff. Eine Geheimrune, die offenbar für den Namen jenes Gottes stand, der Wulfgarskint in besonderer Weise hatte nahestehen und ihn beschützen sollen. Manche glaubten, dass die Beistandskraft größer war, wenn der Name der jeweiligen Gottheit in ein solches persönliches Zeichen gefasst wurde, anstatt dass man ihn gleich offenbarte. Aber dazu gab es unterschiedliche Ansichten.
    Aber wer auch immer der Gott sein mochte, der zu Wulfgarskints Schutzpatron erkoren worden war – er hatte offensichtlich versagt und war es Kallfaers Meinung nach nicht wert, dass man sein Zeichen entschlüsselte und den Namen noch einmal in ehrender Weise aussprach.
    Kallfaer steckte die Mantelspange ein und wandte sich in Richtung des toten Wulfgars. Die Tatsache, dass auch Wulfgar ein Kind verloren hatte, versöhnte Kallfaer endgültig mit dem Ahnen Wulfgar Eishaars – auch wenn dieser den Fluchbringer aufgezogen hatte, der wahrscheinlich allein durch seine Existenz all dieses Unglück über Winterborg gebracht hatte.
    Dennoch – in diesen Augenblicken fühlte Kallfaer in erste Linie eine tiefe Gemeinsamkeit. „Ich werde für uns beide Rache an den Dracheniern üben, Wulfgar Wulfgarssohn!“, versprach er.
    Kallfaer sah sich nach einer Riesenschneeratte um. Ein paar der Tiere hielten sich noch in einiger Entfernung auf. Sie warteten wohl darauf, dass jemand sie einfing oder ihr Besitzer sie mit seinem Pfiff zu sich rief. Von allein trauten sie sich nicht zurück, aber sie hatten auch Angst, sich in die Eiswüsten des Inlands abzusetzen. Schließlich waren sie daran gewöhnt, dass man sich um sie kümmerte und dass sie regelmäßig versorgt wurden. Es war fraglich, ob sie zu einem auf sich gestellten Leben in der Wildnis überhaupt noch fähig waren.
    Kallfaer holte eine fingergroße Flöte aus Seemammutzahn hervor und erzeugte damit einen schrillen Ton. Die Tiere schienen regelrecht darauf gewartet zu haben, denn ein gutes Dutzend von ihnen lief sofort ungestüm in seine Richtung, doch sie kehrten nicht zu den

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