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Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Pferchen zurück. Ungefähr hundert Schritte von Kallfaer entfernt blieben die Mutigsten stehen. Manche scheuten bereits vorher zurück, verlangsamten erst das Tempo und hielten dann inne. Sie stießen ein lautes Fiepen aus, das sehr ängstlich klang und in einem krassen Missverhältnis zur Größe und Kraft dieser Tiere stand.
    Die Aura des Todes war offenbar sehr mächtig an diesem Ort …
    Kallfaer pfiff noch einmal mit seiner Zahnflöte, diesmal energischer. Aber die Tiere waren einfach nicht dazu zu bewegen, sich weiter zu nähern. Wie zuvor schon die Eismöwen, die an der „Vergeblichen Friedensgabe“ ihr aasiges Leichenmahl verschmäht hatten, so war es auch den Riesenschneeratten einfach nicht möglich, zu ihren Pferchen zurückzukehren.
    So suchte Kallfaer sich einen Sattel, der bei den Pferchen zurückgeblieben war, und trug ihn zu den Tieren. Dann suchte er sich ein besonders kräftiges Tier aus, von dem er zudem wusste, dass es auch ausgezeichnet gehorchte, und sattelte es. Wenig später kletterte er auf den Rücken der Riesenschneeratte und trieb sie voran.
    Sein Ziel war Oriks Hof.
    Und damit er nicht mit leeren Händen dort ankam, beschloss er, die restlichen Riesenschneeratten mitzunehmen. Man hatte auf Oriks Hof gewiss nichts dagegen einzuwenden, wenn die dortige Herde etwas vergrößert wurde – und in Winterborg gab es niemanden mehr, der die Tiere noch gebraucht hätte.
    Kallfaer drehte sich noch einmal im Sattel um. Ein letzter, schmerzhafter Blick zurück auf jenen Ort, der einmal Winterborg gewesen war. Mochten die Götter den Kaiser Drachenias strafen für das, was er den Seemannen angetan hatte …
     
     
    Die Vögel an der „Vergeblichen Friedensgabe“ wurden immer unruhiger. Es ließen sich noch weitere Schwärme bei ihnen nieder, die von weither kamen und sich wohl erhofften, an diesem letzten Festmahl, das ihnen in Winterborg bereitet wurde, teilhaben zu können. Manche dieser Schwärme versuchten zunächst, an anderer Stelle zu landen, schreckten jedoch wieder empor. Die Aura, die über dem Ort lag, hielt sie davon ab, zu tun, wofür die Götter sie als Aasfresser geschaffen hatten.
    Bis zum Abend wuchs die Schar der gefiederten Tiere immer mehr an. Die ängstliche Stille war längst einem Konzert wütender, ungeduldiger Vogelstimmen gewichen.
    Als aber die Sonne endlich versank und die Monde aufgingen, erstarb das Gekreische der Eismöwen.
     
     
    In dieser Nacht kam ein Strahl vom Augenmond herab, als dieser über den Horizont gestiegen war. Der Strahl traf bei den Pferchen für die Riesenschneeratten auf, und im nächsten Moment erschien die düstere Gestalt Ogjyrs. Wie stets stützte er sich auf seine monströse Henkersaxt. Das fahl unter der Kapuze hervorleuchtende Gesicht glich dem Oval des Augenmonds.
    Der Todverkünder ließ den Blick über das Leichenfeld schweifen. Eine vorwitzige Eismöwe zog über den Ruinen ihre Kreise, und in seiner Ungeduld stieß das Tier ein völlig respektloses Kreischen aus.
    Ogjyr streckte die freie Hand in Richtung der Möwe aus, ballte die knochigen, dürren Finger zur Faust und öffnete sie wieder.
    Das Kreischen erstarb, und von einem Augenblick zum nächsten völlig entseelt, stürzte der Vogel aus dem nächtlichen Himmel und schlug mit einem dumpfen Laut auf dem Boden auf.
    Der Herr des Augenmonds krampfte seine Hand wieder zur Faust zusammen – so als hätte er dem Vogel etwas Unsichtbares genommen, das er nun festhalten musste.
    Er ging zu jenen Stelle, wo Wulfgarskint Wulfgarssohn vom Feuer eines Kampfdrachens verbrannt worden war, während gleichzeitig sein Vater durch die Waffen der Drachenier starb.
    „Ein Moment, erfüllt von der wunderbaren Kraft des Hasses", sprach der Totengott zu sich selbst. „Ein Moment, wie ihn die kunstlosen Weber der Schicksalsteppiche auf Groenjyrs Jademonde nur selten zustande bringen.“
    Er sprach oft mit sich selbst, denn weder Sterbliche noch Götter brachten für gewöhnlich die nötige Geduld auf, ihm zuzuhören. Davon abgesehen teilten die Wenigsten seinen Hang zu beißendem Sarkasmus und grausamer Ironie.
    Aber wenigstens war unter all den Seelen, die es hier zu trennen galt, eine, die zu einem Handel bereit war …
    Ogjyr streckte die noch immer zur Faust geballte Hand aus und machte ein paar Schritte nach vorn, wobei er sich mit der anderen Hand die Axt über die Schulter legte.
    Als er direkt vor den sterblichen Überresten von Wulfgarskint stand, hielt er die Faust darüber und öffnete

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