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Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Rajin in den Träumen, die Liisho ihm in der Vergangenheit schickte, immer wieder gesehen hatte. Aber es machte einen Unterschied, ob man es selbst tun musste oder nur ein Traumbeobachter war.
    Der Drache schlief tief und fest – so fest, dass offenbar nicht einmal das Schreien und Wehklagen ihn zu wecken vermochte.
    „Dich scheint es überhaupt nicht zu beunruhigen, was dort draußen vor sich geht“, sagte Rajin zu dem Weisen Liisho. „Ich dachte, die Insel und die Ruinen wären unbewohnt, abgesehen von ein paar wunderlichen Kreaturen, die hier hausen.“
    „Das sind die Stimmen der Vergessenen Schatten“, erklärte Liisho. „Kein Grund, sich aufzuregen. Selbst mein guter Ayyaam lässt sich durch sie nicht aus der Ruhe bringen oder gar den Schlaf rauben. Weil er genau weiß, dass sie ihm hier nichts anhaben können. Ich habe nämlich einen Teil der Ruinen von Qô mit einem Bannkreis umgeben, der mir diese aufdringlichen Plagegeister vom Leib hält. Dass ihre Schreie und ihr Gewimmer bis hierher dringen, kommt leider hin und wieder vor. Obwohl – ich habe mich schon so an dieses Gekreische gewöhnt, ich höre es schon gar nicht mehr.“
    Ein besonders furchtbarer Schrei – von einem Kind, wie es Rajin schien – drang an ihrer aller Ohren, und entgegen seiner gerade geäußerten Behauptung schien dieser schreckliche Laut auch dem Weisen Liisho durch Mark und Bein zu fahren.
    „Das muss unmittelbar vor diesem Gebäude gewesen sein“, stieß Bratlor hervor – und Rajin teilte diesen Eindruck. Kurz entschlossen streifte er sich die Stiefel über und ging in Richtung Ausgang, das leichte drachenische Schwert in der Hand.
    Einen vollkommen dunklen Gang von nicht mehr als fünf Schritten musste er hinter sich bringen, ehe er die Tür ins Freie aufstoßen konnte.
    Das Licht der fünf Monde beschienen die Ruinen von Qô. Der Drache Ayyaam lag auf der Meerseite des Plateaus und hatte die Flügel nicht auf dem Rücken gefaltet, wie des bei Drachen üblich war, wenn sie ruhten, sondern breit ausgefächert. Am Vortag hatten Liisho, Rajin und Bratlor die Wunden seiner Schwingen immer wieder mit verschiedenen Tinkturen bestrichen, die den Heilungsprozess beschleunigen sollten, und auch diese Haltung diente dazu. Liisho hatte sie ihm durch seinen Willen aufgezwungen und Rajin erklärt, dass es zu den schwierigsten Künsten gehörte, einen Drachen dazu zu bringen, mit gespreizten Flügeln zu schlafen, damit Verletzungen, die der Drache dort davongetragen hatte, besser heilten.
    Rajin ließ den Blick schweifen. Nirgends war etwas zu sehen, das sein Misstrauen geweckt hätte. Nur das Wimmern und Wehklagen wurde immer lauter.
    Bratlor tauchte hinter ihm auf, ebenfalls mit dem Schwert in der Hand. „Ihr Götter“, murrte er. „An was für einen Ort sind wir geraten?“
    Ayyaams Atem ging ruhig und regelmäßig und vermischte sich mit dem Rauschen des Meeres.
     
    Endlich erschien auch Liisho. Aber seine Sorge galt nicht den Stimmen, sondern seinem Drachen. Er ging auf Ayyaam zu, berührte ihn zwischen den Nasenlöchern mit seinem Drachenstab. Die Vorsichtsregel, die er Rajin gegeben hatte und nach der man sich nicht von vorn einem Drachenmaul nähern sollte, schien für ihn selbst keine uneingeschränkte Gültigkeit zu haben, jedenfalls dann nicht, wenn der Drache tief und fest schlief. Zwei kleine Rauchwolken staubten aus seinen Nüstern hervor, und der Drache ließ ein tiefes Grunzen hören, woraufhin Rajin ein Gefühl überkam, als würde ihm jemand auf den Bauch drücken.
    Liisho atmete auf. „Alles in Ordnung“, sagte er.
    Rajin trat an den Rand des Plateaus. Von dort konnte er auf die tiefer gelegenen Teile der Ruinenstadt blicken, deren äußerste Viertel bereits vom Dschungel überwuchert waren. Schattenhafte Gestalten schienen sich dort zwischen den verfallenden Gassen zu bewegen.
    „Du kannst ganz beruhigt sein, sie kommen nicht hierher“, sagte Liisho. „Aber man sollte sich nicht bei Nacht außerhalb des Bannkreises aufhalten, der nicht viel mehr als dieses Plateau und ein paar angrenzende Ruinen umfasst. Denn die Vergessenen Schatten greifen jeden an, der ihnen begegnet, und so manchen mögen sie schon in den Wahnsinn getrieben haben. Ein Stück weiter die Küste entlang findet sich das Wrack eines Schiffs, das hier offenbar gestrandet ist. Die Menschen an Bord töteten sich gegenseitig in wilder Raserei. Man sieht es noch immer an ihren gebrochenen Knochen und eingeschlagenen Schädel und wie ihre

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