Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
grimmig.
Ubranos deutete eine Verbeugung an. „Ich will auf Folgendes hinaus, mein Gebieter: Die tödliche Kreatur, die in dieser Urne gebannt ist, sollten wir uns nutzbar machen. Bewahren wir sie auf und lassen sie zu einem Zeitpunkt frei, der Euch zum Vorteil gereicht, mein Gebieter.“
Katagi runzelte die Stirn und warf einen sehr skeptischen Blick auf das Gefäß. „Ist das nicht gefährlich?“
„Nicht gefährlicher, als diesen Krug einfach über Bord zu werfen. Denn dann wissen wir nicht, ob der üble Geist – durch welche Umstände auch immer – vielleicht befreit wird und uns verfolgt.“
„Das würde er tun, Meister Ubranos?“, fragte Katagi misstrauisch.
Der Magier nickte. „Ich fürchte, er könnte Euch bis ans Ende der Welt folgen, mein Kaiser.“
„Aber ich habe nichts mit ihm zu schaffen!“
„Es ist natürlich durchaus möglich, dass wir zufällig auf diese Kreatur gestoßen sind“, sagte Ubranos aus Capana. „Aber das glaube ich nicht …“
Der Kaiser atmete tief durch. „Macht, was immer Ihr für richtig haltet, Ubranos! Aber sollte es sich als falsch herausstellen, werdet Ihr dafür zur Rechenschaft gezogen, das sollte Euch klar sein.“
„Niemals würde ich es wagen, Eure Gerechtigkeit und Güte herauszufordern, mein Kaiser“, versprach Ubranos. „Niemals!“
„Da ist gut“, kam es nach einem prüfenden Blick und einer quälend langen Pause zwischen den schmalen Lippen des Usurpators hervor. „Sehen wir zu, dass wir dieses kalte Land so schnell wie möglich hinter uns lassen!“
10. Kapitel:
Insel der Vergessenen Schatten
Grausige Laute weckten Rajin aus dem Schlaf. Er fuhr hoch und lauschte. Nie zuvor hatte er derart schreckliche Laute gehört, hervorgebracht von tiefster Pein. Manchmal waren sie so verzerrt, dass sie kaum noch als die Schreie eines Menschen zu erkennen waren, andere glichen einem jämmerlichen Stöhnen oder einem erbarmungswürdigen Wimmern.
Auf jeden Fall mussten es Hunderte, wenn nicht Tausende sein, die da litten.
Rajin griff zum Schwert und erhob sich von seinem Lager, das er sich aus den in dieser Region überflüssigen, weil viel zu warmen Kleidungsstücken bereitet hatte. In Qô kühlte es selbst in der Nacht nur mäßig ab, und so hatten Rajin und Bratlor sich eines Teils ihrer Kleidung entledigt, die sie zuvor in mehreren Schichten übereinander getragen hatten.
„Liisho! Bratlor“, rief Rajin.
In der Mitte des Raums brannte eine salzähnliche Substanz in einer Metallschale mit bläulicher Flamme. Liisho hatte dieses Feuer am Abend mit Hilfe seiner Zauberkunst entzündet und behauptet, es würde Dämonen ebenso auf Abstand halten wie die Myriaden von Insekten, die in den Nächten dieser Gegend nach Blut jagten.
Die Flamme war die einzige Lichtquelle in dem fensterlosen Raum im Inneren des Kuppelbaus, in dem der Weise Liisho sein Heim hatte. Zahllose Gegenstände und Waffen aller Art hatte er in diesem Gebäude zusammengetragen, um sie bei passender Gelegenheit entweder weiterzugeben oder selbst einzusetzen, wie er Rajin gegenüber erklärt hatte. Darunter waren unter anderem mehrere Piken von doppelter Mannslänge, an deren Spitzen sich riesige Schwämme aufstecken ließen. Bei der Versorgung von Ayyaams Wunden am Vortag hatten sie ihnen gute Dienste geleistet.
Bratlor, der ein paar Schritt von Rajin entfernt sein Lager hatte, war ebenfalls erwacht. „Was ist da draußen los, Bjonn?“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Das hört sich an wie nach der grausigsten Schlacht, wenn die Sterbenden auf dem Feld nach Erlösung schreien.“
Da wurde endlich auch der Weise Liisho wach, doch er schien in keiner Weise beunruhigt. „Legt euch wieder hin“, sagte er. „Hatte ich nicht erwähnt, dass die Nächte hier mitunter unruhig sein können? Zumindest für die, die einen leichten Schlaf haben …“
„Nein, davon hast du nichts erwähnt!“, gab Bratlor mit wütender Stimme zurück.
„Nun, dann muss ich es wohl vergessen haben bei all der Anstrengung gestern …“
Lange hatten sie sich um die Wunden des Drachen Ayyaam kümmern müssen und damit alle Hände voll zu tun gehabt. Erst nachdem der Jademond aufgegangen war, fiel der Koloss endlich in einen unruhigen Schlaf, von dem man nur hoffen konnte, dass er zur Genesung der riesigen Kreatur beitrug. Liisho hatte Rajin dann noch gezeigt, wie man mithilfe des Drachenstabs und mittels der inneren Kraft beruhigend auf einen Drachen einwirken konnte. Das waren Dinge, die
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