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Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Titel: Katakomben (Van den Berg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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Killer trotz seiner Schusswunde immer noch sehr schnell auf den Beinen war. Als sie in der ersten Kugel ankamen, fehlte von Hugo jede Spur. Sie hörten Schritte, die aus dem mittleren Baustein kamen. „Da lang“, schrie van den Berg, dem der Lauf durch die Röhren im Gegensatz zu Deflandre wenig Spaß machte. Der Kommissar ließ seine Blicke kreisen, als er in der Cafeteria ankam. Er hatte keinen Plan, wo Hugo sich befand, auch Deflandre war weg. „Wo bist du?“, rief van den Berg, der sich nicht einmal sicher war, ob er in der richtigen Röhre lief.
      Jetzt hörte er Schritte – er schien auf der richtigen Fährte zu sein. Van den Berg eilte zum Restaurant hinauf – er vernahm Stimmen, von denen er eine Deflandre zuordnete. Er wunderte sich darüber, dass das Licht eingeschaltet war, obwohl keine Gäste mehr da waren. Kaum hatte van den Berg die kleine Cafeteria betreten, flogen Kugeln in seine Richtung. Hugo hatte seine Beretta inzwischen nachgeladen und ballerte wie ein Wahnsinniger. Der Kommissar war im Begriff das Feuer zu erwidern, aber als er den Abzug drückte, gehorchte die Pistole nicht. Alles, was er hörte, war er ein metallisches Klicken. „Das kann nicht sein“, fauchte er, wohl wissend, dass er das Magazin noch kontrolliert hatte, bevor er zur Avenue Eisenhower geeilt war.
      Der Kommissar begann zu schwitzen. Er war sicher, dass er in diesem scheiß Atomium sterben würde. Hugo merkte, dass sein Gegner ihm wehrlos ausgeliefert war. „Komm raus, du Feigling“, rief er van den Berg zu, der sich hinter einem Tisch verschanzte. Hugo machte drei Schritte auf den Polizisten zu, zielte auf seinen Kopf und war kurz davor abzudrücken. In diesem Moment hatte van den Berg endgültig mit seinem irdischen Dasein abgeschlossen. Ein merkwürdiger Film lief vor seinem Auge ab.
      Durch die Fenster flackerte Blaulicht. Hugo blickte nach unten und bemerkte, dass da ein großes Aufgebot an Streifenwagen auf ihn wartete. Katzengleich machte er einen Satz auf den Kommissar zu und drückte ihm die Pistole an die Schläfe. „Dein Glück, dass ich dich noch brauche. Wenn du mitspielst, lasse ich dich am Leben“, sagte Hugo, der ganz gelassen blieb. „Sie haben keine Chance – da draußen warten zwanzig Kollegen, geben sie auf.“
      Hugo lachte. „Du verkennst die Realität mein Junge. An deiner Stelle würde ich beten, dass wir hier rauskommen, sonst bist du tot.“ Van den Berg sah ein, dass es besser war, nicht den Helden zu spielen. Er hatte einen Trumpf in der Hand, an den Hugo vielleicht nicht dachte: Deflandre.
      „Ich schlage vor, wir nehmen den Fahrstuhl“, meinte Hugo scharf. Der Lift glitt zügig bis Parterre. Hugo schob seinen lebenden Schutzschild bis zum Eingang des Atomiums vor sich her.
      Van den Berg glaubte zu träumen, als er auf den Vorplatz blickte. Kein einziger Streifenwagen stand mehr unter den Silberkugeln. „Enttäuscht?“, fragte Hugo höhnisch. Den Killer schien der leere Platz weit weniger zu überraschen als den Kommissar. „Wir haben leider keine große Auswahl, also nehmen wir deine Kiste – ich hoffe sie fährt besser, als sie aussieht“, flachste Hugo, der van den Berg ans Steuer seines MGs dirigierte.
      Beim Einsteigen warf van den Berg einen Blick auf das Handschuhfach, das offen stand. Er starrte auf die Munition, die er in seiner Waffe glaubte. Während er den Wagen startete, versuchte sich der Polizist einen Reim auf die mysteriösen Vorgänge zu machen. Einen Moment lang zweifelte er an seinem Verstand. Er war sich darüber im Klaren, dass ihn die letzten Tage ziemlich mitgenommen hatten. Hatte er die Waffe womöglich gar nicht geladen, das Magazin nicht kontrolliert? Wenn er sich das nur einbildete, war es ein besorgniserregendes Signal. Dann war er nicht mehr imstande, rational zu handeln.
      Er versuchte klar zu denken. Er stellte sich einfache Fragen. Es war Mittwoch, er hatte Toast mit Honig gefrühstückt. Nein, er war nicht durchgedreht. Er schob die Sache mit der Munition zur Seite. Eine andere Sache war ihm genauso unerklärlich: Warum waren die Kollegen abgezogen? Warum war Deflandre plötzlich verschwunden? Langsam begann er zu begreifen, er bekam er eine Gänsehaut. Das konnte nicht sein und doch fiel ihm keine andere Erklärung ein.
      Sie rasten Richtung Brüsseler Ring – hinter der Autobahn lotste Hugo den Kommissar auf einen unbeleuchteten Feldweg. Hugo betrachtete seine Schussverletzung, die inzwischen stärker blutete. „Sie

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