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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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Gesicht fast komplett. Der Jaguar bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit
auf die belgische Hauptstadt zu, obwohl noch reichlich Zeit war.

 
    Van
den Berg dachte nach. Es war nicht das erste Mal, dass er Ermittlungen auf
eigene Rechnung führte, aber was er diesmal vorhatte, ging weit über das
hinaus, was er früher durchgezogen hatte. Wenn die Sache schief ging, konnte er
seine Dienstmarke abgeben, soviel war klar. Ihm drohte ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs
– mindestens das. Auch wenn die Sache klappte, würde ihm der Staatsanwalt
sicher einen Einlauf verpassen, aber das wäre auch alles. In den Medien würde
er als Held gefeiert werden, als der Mann, der die schlimmsten Bestien in der
Geschichte Belgiens zur Strecke gebracht hatte.
    Als
der Jäger seinen Wagen an der Kathedrale parkte, war das Areal um das
Gotteshaus beinahe menschenleer. Es hatte leicht angefangen zu regnen und die
Temperaturen, die nur knapp über dem Gefrierpunkt lagen, luden nicht zu
Spaziergängen ein. Fontaine knallte die Autotür zu und ging im gemäßigten
Schritt auf die mächtige Kirche zu. Er dachte daran, dass Jorge Ramos hier die
erste Leiche abgelegt hatte. Es kam ihm wie vor einer Ewigkeit vor. Der Jäger malte
mit der Schuhspitze ein Kreuz in die Erde, während er wartete. Als seine Uhr
zehn Minuten nach acht zeigte, reichte es ihm. Er blickte sich nach allen
Seiten um, aber keine Menschenseele war zu sehen. Hatte man sich etwa einen
bösen Scherz mit ihm erlaubt? Nein, das war äußerst unwahrscheinlich. Seine
E-Mailadresse war schließlich kaum jemandem bekannt. Er wickelte einen Teil
seiner Bankgeschäfte über diese Adresse ab, Hugo kannte sie, aber sonst
niemand. Fontaine schritt auf den Eingang zu und rüttelte heftig an der Tür,
die verschlossen war. Jetzt fiel ihm auf, dass jemand etwas hinterlassen hatte.
Es war eine elfstellige Zahlenreihe, die mit Kreide aufgemalt war. Fontaine
dachte nach, das konnte nur eine Handynummer sein. Eilig tippte er die Zahlen
ein. „Hallo!“ „Mit wem spreche ich?“ „Ich bin der, den sie sprechen wollen“,
antwortete De Gruye cool. „Warum sind sie nicht hier?“ „Ich musste den Plan
ändern, sagen wir in einer Stunde am Grand Place – ich warte vor dem Hotel de
Ville.“ „Ich dachte, wir sollten ungestört sein“, erwiderte der Jäger unwirsch.
„Nirgendwo sind wir anonymer als dort“, konterte De Gruye selbstsicher. „Okay“,
zischte der Jäger und drückte auf die rote Taste. „Das hast du klasse gemacht“,
sagte Nicole zu ihrem Kollegen, „das hätte niemand besser hingekriegt.“

 
    Hugo
stand am Fenster seines Zimmers und beobachtete den Hauseingang auf der anderen
Straßenseite. Er schaute auf seine Armbanduhr: Es war genau 19:30 Uhr. In
diesem Moment öffnete sich die Tür und Irina kam langsam heraus. Es verging
kaum eine Minute, bis ein Taxi vorfuhr. Der Chauffeur war kein beliebiger
Taxler, sondern ein alter Kumpel von van den Berg, der in seiner Freizeit
Sportschütze war und diverse Kampfsporttechniken beherrschte. Der Kommissar
hatte sich entschieden, keine weiteren Polizisten in die heikle Mission
einzubeziehen, anderseits konnte er nicht riskieren, dass Irina ihrem Verfolger
auf der Fahrt schutzlos ausgeliefert war.
    Hugo
raste geschickt die Treppe herunter. Der Portier schaute verwirrt, als der neue
Gast an ihm vorbei sprintete und den Zimmerschlüssel auf die Theke fallen ließ.
Vom Taxi sah er gerade noch die Rücklichter. Hugo gab Gas, es war nicht schwer,
den Wagen einzuholen, der in gemäßigtem Tempo Richtung Zentrum fuhr. Irina
kramte nervös in ihrer Handtasche, puderte ihr Gesicht und trug knallroten
Lippenstift auf. Ihre Hände zitterten, als sie ihr Make-up im Spiegel
überprüfte. Der Fahrer setzte die Russin unmittelbar am Grand Place ab. Hugo
hielt in dezentem Abstand, aber er konnte sehen, wie sich die Wagentüre
öffnete. Irina stieg aus dem Taxi und ging durch die Pfützen auf den Platz zu.
Obwohl es noch immer regnete, waren einige Touristen unterwegs, die unter ihren
Regenschirmen komische Verrenkungen machten, um brauchbare Fotos von den
historischen Bauten hinzubekommen. Irina war schnell in der Menge verschwunden.
Hugo verließ seinen Wagen – jetzt hatte er sie wieder im Visier. Er beobachtete
seelenruhig, wie sie sich umdrehte und dann im El Greco verschwand.
    Van
den Berg wurde durch den hohlen SMS-Ton aufgeschreckt. „Alles okay!“ stand auf
dem Display. Der Kommissar atmete tief durch. Irina war also schon ganz

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