Kate und Leah
sich nicht einmal, ihm vom neuen Job zu berichten. Vielleicht änderte er seine Meinung, wenn sie es ihm sagte.
Ein sehr unprofessionelles Schnaufen wäre fast aus ihrer Kehle gekommen, deshalb wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Diskussion zu und dem Jammern des Präsidenten, der sich angegriffen fühlte.
Als sie den ersten Tag endlich überstanden hatten, nickte Dix ihr höflich zu und ging, zusammen mit seiner Assistentin Carlina Southam, die nach der Pause aufgetaucht war. Kate wollte sich von Leah alles über den Musiker erzählen lassen, ehe sie die Freundin an der kleinen Nachmittagsepisode mit Dix teilhaben ließ.
Was auch immer sie tat, sie durfte nicht an Dix’ Ex-Frau Eve denken und an die Tatsache, dass die Assistentin ebenfalls klein und zierlich war. Hatte das Methode, oder war das Zufall? Nein, lieber nicht dran denken.
Kurz vor den Aufzügen hatte sie die Freundin eingeholt. »Leah, wir haben eine Verabredung zu Essen, Drinks und Tratsch.«
»Ja, einverstanden. Ich will mich umziehen, und dann muss ich aus diesem Laden raus. Ich habe dir eine Menge zu erzählen.«
Oh, das hörte sich vielversprechend an.
»Komm bei mir vorbei, wenn du fertig bist.«
Sobald sie einen Tisch gefunden hatten und die Getränke vor ihnen standen, packte Kate die ganze Geschichte mit Dix am Nachmittag aus. Leah schaute sie nur an und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß nicht, warum du so verkrampft bist. Niemand merkt es dir an, und ich kenne dich besser als sonst jemand hier. Leute können Beziehungen haben; das ist kein Verbrechen. Du wirst zwei Stunden von ihm entfernt sein, aber du tust so, als wärt ihr zusammen in einem Büro.«
»Hm, nun, es bleibt abzuwarten, wie sehr er auf mich steht. Und um ehrlich zu sein, Leah, ich bin mir meiner Gefühle auch noch nicht sicher. Er hat zwei Töchter im Teenageralter und eine geschiedene Frau. Eine Ex, die zu diesen hilflosen Geschöpfen zählt. Sie ruft ihn an, wenn es irgendwas zu regeln oder zu reparieren gibt – als wären sie noch verheiratet.«
Sie nahm einen kräftigen Schluck ihres Drinks. »Ich kann damit leben, dass ich nach seinen Kindern die zweite Stelle einnehme, das ist nur richtig. Aber ich will nicht auch noch hinter seiner geschiedenen Frau zurückstehen. Es ist eine Sache, mit einem Typ mal einen Nachmittag zu verbringen, aber sollten wir unsere Pläne verwirklichen, teilen wir unser ganzes Leben.«
Leah schaute sie an und wartete, bis Kate ihren Vortrag abgeschlossen hatte.
»Aber wie kann ich damit konkurrieren? Die beiden haben eine Geschichte, sie haben Kinder zusammen und Erinnerungen an Flitterwochen und gemeinsamen Urlaub. Oh, Mist, das ist alles viel zu früh. Ich habe ihm noch nichts gesagt, und er hat noch nicht gesagt, dass er mehr will, als wir jetzt haben. Genug über mich.« Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Erzähle mir von dem Musiker.«
Leah sagte lange Zeit nichts. »Es hat ein paar Streitpunkte an diesem Nachmittag gegeben, aber dann hat er alles gemacht, was ich ihm aufgetragen habe. Exakt. Perfekt.«
Kate machte es sich auf ihrem Sitz bequem und erwartete den Rest der Geschichte. »Ja und? Habe ich ein Problem verpasst? He, warte mal – unser Musiker aus der Bar ist der Bankettchef?«
Leah schlug beide Hände vors Gesicht, dann schaute sie auf und nickte. »Ich sagte ihm, wenn er alles regelt, was ich ihm auftrage …«
Kate wollte nicht versäumen, was jetzt folgte, deshalb wartete sie darauf, dass Leah fortfuhr.
Leah ließ ein leises, verlegenes Stöhnen hören, aber als sie aufschaute, glänzten ihre Augen. »Ich sagte ihm, wir müssten uns treffen. In meinem Zimmer.« Sie schaute auf die Uhr. »In einer Stunde.«
»Mrs. Robinson! Sie werden dem Musikus zeigen, was er alles versäumt hat, weil er sich auf den Rücksitzen mit den Groupies abgegeben hat.« Kate lachte, war dann aber sofort ernüchtert, als sie Leahs Kampf zwischen Entsetzen und Vergnügen sah. »Okay, ich halte mich zurück und stehle dir nicht die Schau, aber dafür will ich alle Details hören. Das ist der Preis für meine Zurückhaltung.«
»Es wird keine Details geben«, sagte Leah. »Glaube ich wenigstens.«
Kate kicherte, bedrängte die Freundin aber nicht weiter. Sie wandten sich dem üblichen Klatsch und Tratsch zu und lästerten gemeinsam über die aufgetürmten Haare einer Arbeitskollegin von Leah. So reagierten Freundinnen eben. Sie hakten nicht nach, wenn sie merkten, dass die andere nicht reden wollte.
Elftes Kapitel
Er
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