Kate und Leah
ihre Freundin lebten in Boston. Einmal, während eines Weihnachtsessens, hatte Di ihrer Mutter gesagt, warum sie ihre Zunge hatte piercen lassen. Das beste Feiertagsessen aller Zeiten.
Kate hörte die Mutter immer weiter reden und beschloss, sie zu unterbrechen. »Ich schrieb in meiner E-Mail, dass ich ein paar Tage an einer Konferenz teilnehme. Ich bin in Harrisburg. Ich muss jetzt zu einem Treffen. Ich melde mich, wenn ich wieder zu Hause bin.«
»Was machst du denn in Harrisburg? Deine Nachbarschaft ist ganz nett, abgesehen von diesem Junkie, der uns hereingelassen hat. Habe ich dir das erzählt? Dein Vater hat gesagt, er hofft, dass du eine Gehaltserhöhung kriegst, weil du so weit weggezogen bist. Du weißt, dass sie sich das erlauben können. Wann bist du denn zurück in deinem Haus? Warum wohnst du nicht in einem Vorort statt mitten in der Stadt? Für das, was du bezahlt hast, kriegst du auch ein schönes Haus.«
Kate ließ den Kopf sinken. Ihre Knochen schienen zu Gummi zu werden, als das Leben aus ihnen wich. »Eine Konferenz, wie ich schon sagte. Juristen müssen oft Konferenzen besuchen. Freut mich, dass dir meine Nachbarschaft gefällt.«
Sie fragte nicht, warum die Person, die sie ins Haus gelassen hatte, nicht ein hilfsbereiter Bürger, sondern ein Junkie war, und über ihr Gehalt würde sie kein Wort verlieren. Sie musste zum Frühstück, und wenn sie sich aufregte, konnte sie nicht essen. »Ich muss weg. Wir sprechen uns später.« Sie schaltete ab und nahm sich vor, später Di anzurufen.
Dass sie ihrer Mutter das Wort abgeschnitten hatte, ließ sie sich viel besser fühlen. Kate ging mit einem Lächeln aus ihrem Zimmer, und ihr Hunger kehrte zurück.
Leah saß schon im Restaurant, als Kate eintraf. Sie warf der Freundin einen amüsierten Blick zu, denn man sah ihr an, dass sie was Wichtiges zu erzählen hatte.
Kate wandte sich an den Kellner, der neben dem Tisch stehen blieb. »Ich glaube, ich brauche ein Omelett mit Spinat und Feta, dazu einen Neun-Körner-Toast, Kaffee und Tomatensaft, bitte.«
Leah bestellte Hafergrütze und trockenen Toast und schaute dann ihre Gabel an. Sehr ausgiebig.
»Was sagst du denn zum Wetter? Heute soll’s heiß werden, habe ich in den Nachrichten gehört. Im neuen Haus habe ich übrigens eine großartige Aussicht. Das Haus hat auch einen Pool. Du musst mich besuchen, dann können wir die Jungs anstarren, die viel zu jung für uns sind, und dabei denken wir uns Geschichten über sie aus. Du kannst sie herumkommandieren. Sie fangen an zu stottern. Das ist wirklich ein Heuler.«
»Luder.«
Kate schnaufte und nippte am Kaffee. »Sag mir was, was ich noch nicht weiß. Zum Beispiel kannst du fragen, warum bist du so fasziniert vom Tafelsilber, und warum zieht diese Röte an deinem Hals hoch. Aber erspare mir alles bis auf die nackten verschwitzten Details, denn ich werde sie nicht glauben.«
»Zuerst erzählst du mir was«, forderte Leah sie heraus.
»Was denn? Soll das der dritte Grad sein? Okay, ich habe eben einfach das Gespräch mit meiner Mutter unterbrochen. Was sagst du dazu?«
Leah ruckte mit dem Kopf zurück. Sie war erstaunt. »Du hast bei Shirley einfach aufgelegt? Wow. Hat sie dich wieder gefragt, ob du lesbisch bist? Und dass Diandra dich verdorben hat?«
»Nein. Ich habe nur verschleierte Kommentare über die Juden gehört und über einen Junkie, der sie in mein Haus gelassen hat. Ich muss öfter einfach auflegen, wenn sie mich am Telefon nervt. Es hat mir besser getan als ein Lauf von einer Stunde.«
»Alles ist besser als Laufen.« Leah stocherte in ihrer Hafergrütze, und Kate verzog das Gesicht.
»Während du deine Cholesterin-Diät befolgst, könntest du schon mal mit den verdammten Details herausrücken, sonst werde ich noch grau.«
»Oh, ja, ja, ja.« Leah schlug die Hände vors Gesicht und war froh, dass sie Kate nicht anschauen musste.
»So gut, was?« Kate hörte sich nicht voller Mitleid an.
Leah riskierte mutig einen Blick auf die Freundin und erkannte, dass Kate einen Glanz ausstrahlte, was sie früher immer als »frisch geficktes Glühen« beschrieben hatten.
»Hübsches fgG, Kate.«
»Das könnte ich auch zu dir sagen.«
»Ich habe ihn nicht gefickt.« Leahs Hals krächzte die Worte heraus, und sie sah sich rasch im Hotelrestaurant um, aber niemand konnte sie gehört haben.
»Warum nicht?«
»Ich … wollte nicht.«
»Was für eine lahme Entschuldigung.« Kate attackierte das Omelett mit der Gabel und nahm ein paar
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