Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
freistehe, diese Informationen in ihrem Artikel zu verwenden.
Natürlich, so räumte er ein, wäre es ihm lieber, wenn man die unrühmliche Vergangenheit nun endlich auf sich beruhen lassen könnte. Immerhin war dieses Kapitel jetzt abgeschlossen, sie hatten einen Neuanfang gewagt.
»Eine Sache kann ich in meinem Artikel ganz bestimmt nicht unerwähnt lassen«, fuhr Alexandra fort und machte sich Notizen. »Eine Übernachtung im Klosterhotel kostet ungefähr so viel wie die in einem luxuriösen Hotel einer Großstadt, und doch bieten Ihre Zimmer hier keinerlei Luxus. Die Einrichtung ist spartanisch. Wie können Sie genauso teuer sein wie ein Hotel in Toplage, obwohl alle sonst üblichen Annehmlichkeiten fehlen? Ich meine, wir befinden uns hier in der tiefsten Eifel. Außer Wanderwegen gibt es nicht viel Bemerkenswertes.« Sie hatte die Frage absichtlich etwas überspitzt formuliert, weil sie hören wollte, wie leidenschaftlich Bruder Johannes für sein Projekt eintrat, wenn es mehr oder weniger unverhohlen unter Beschuss genommen wurde.
Er nickte verstehend. »Sehen Sie, das ist Teil der Philosophie, die mit dem Namen des Hotels verbunden ist, ›Zur inneren Einkehr‹. Wir haben unser Konzept zuvor genau durchdacht. Bestimmt hätten wir einen Investor finden können, der die Klosteranlage in ein Luxushotel mit allem Drum und Dran verwandelt, doch so etwas bekommt der Gast überall. Wir wollten einen ganz anderen Weg gehen – zugegebenermaßen auch, weil wir die Möglichkeit haben wollten, das frühere Klosterleben eingeschränkt weiterzuführen. Davon abgesehen möchten wir unseren Gästen die Chance geben, wirklich zu sich selbst zu finden, und das kann man nur, wenn man nicht von dem Luxus umgeben ist, über den man jeden Tag verfügt. Wir haben ein Motto entwickelt, das unsere Geschäftsphilosophie auf den Punkt bringt: ›Verzicht – der neue Luxus.‹«
»Das klingt gut, ich glaube, das würde ich gern als Überschrift verwenden.«
»Das würde mich sogar freuen. Indem wir Verzicht üben, begreifen wir erst, wie viel wir eigentlich besitzen. Wir haben zum Beispiel auf keinem Zimmer einen Fernseher, weil wir gar nicht erst die Möglichkeit dieser Art von Zerstreuung anbieten wollen. Unsere Gäste sollen wieder sich und ihre wahren Bedürfnisse wahrnehmen – und so seelisch gesunden. Und natürlich verlangen wir dafür einen angemessenen Preis.«
Alexandra nickte nachdenklich.
»Um erfolgreich zu sein, müssen wir uns von anderen Hotels und Schönheitsfarmen unterscheiden. Davon sind wir überzeugt. Sie haben es ja angesprochen: Wir liegen in einer Region, die touristisch nicht sehr attraktiv ist, es sei denn, man möchte wandern oder die Natur erleben. Doch genau das kommt unserem Ansatz doch zugute. Hier können wir den Blick des Menschen auf sich selbst und auf Gottes Schöpfung, die ihn umgibt, schärfen. Die erste Resonanz zeigt, dass wir mit diesem Ansatz auf dem richtigen Weg sind.«
»Sie sind augenblicklich ausgebucht, nicht wahr?«
»Wir haben noch gar nicht richtig für uns werben können. Trotzdem hat sich das Besondere unseres Klosterhotels schon herumgesprochen.« Er nickte zufrieden. »Mit einer solchen Reaktion hatte ich nicht gerechnet, wenn ich ehrlich sein soll. Natürlich habe ich gebetet, dass wir keinen Schiffbruch erleiden, aber zum Glück war ich auch nicht der Einzige, der an den Erfolg geglaubt hat. Wenn die Bank mein Konzept für ein Luftschloss gehalten hätte, wäre uns nicht ein Cent an Krediten gewährt worden. Bruder Dietmar hat Ihnen ja bereits davon erzählt.«
»Ja, und er hat Sie und Ihre Leistung ganz besonders hervorgehoben. Er sagte, ohne Sie wäre das Projekt niemals Wirklichkeit geworden.«
Bruder Johannes schüttelte den Kopf. »Kein Projekt ist jemals das Werk eines Einzelnen. Die Idee mag von einer Einzelperson stammen, aber dann müssen alle an einem Strang ziehen, um sie zu verwirklichen. Meine Brüder haben so wie ich all unsere Kraft in dieses Klosterhotel gesteckt, und der erste Erfolg scheint uns recht zu geben.«
Es war eindeutig, dass Bruder Johannes die entscheidende Rolle, die er bei der Umgestaltung des Klosters gespielt hatte, aus Bescheidenheit herunterspielte, aber Alexandra würde das respektieren. Wenn er nicht im Rampenlicht stehen wollte, gab es für sie keinen Grund, ihn in den Mittelpunkt zu rücken.
Ein sonderbares Geräusch ließ sie aufhorchen, und als Alexandra erkannte, wer es verursachte, brach sie in fröhliches Gelächter aus.
Weitere Kostenlose Bücher