Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
»Lieber Himmel, ich wusste nicht, dass Katzen schnarchen können«, murmelte sie verblüfft. »Und erst recht nicht so laut.«
Bruder Johannes stimmte in ihr Lachen ein. »Offensichtlich kann Kater Brown Sie besonders gut leiden. Bei keinem von uns würde er sich auf den Schoß legen.«
Alexandra kraulte den Kater unter dem Kinn, und das Schnarchen brach ab. Dafür schmatzte Kater Brown zufrieden. »Woher hat er eigentlich den Namen?«
»Den habe ich ihm gegeben«, sagte Bruder Johannes. »Er saß eines Tages im Refektorium auf dem Platz, der früher der Stammplatz von Bruder Gerald war. Möge Gott seiner Seele gnädig sein! Ich weiß nicht, ob Sie es schon gesehen haben, aber am Halsansatz hat der Kater einen kleinen weißen Fleck, und wenn er sich kerzengerade hinsetzt und den Hals streckt, dann erinnert das an den weißen Kragen eines Geistlichen. Na ja, kurz und gut: Der Kater saß auf Bruder Geralds Platz, dieser Mitbruder erinnerte mich in seiner Art stets an Heinz Rühmann, und von da war der Weg nicht mehr weit zu Pater Brown und dann zu Kater Brown.«
Alexandra lächelte. »Ich glaube, ich sollte den Kater in meinem Artikel erwähnen. Ist doch eigentlich kurios, dass in einem ehemaligen Kloster ausgerechnet eine schwarze Katze die gute Seele ist. So viele Menschen glauben immer noch, schwarze Katzen bringen Unglück, und Ihr Hotel boomt trotzdem.«
Den Abend verbrachte Alexandra vor ihrem Laptop, um ihre ersten Eindrücke vom Klosterhotel festzuhalten. Dabei arbeitete sie die Checkliste ab, die sie schon vor einer Weile erstellt hatte, um während einer Reise nichts Wichtiges zu vergessen. Kater Brown war seit dem Nachmittag nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Jetzt lag er zusammengerollt vor dem geschlossenen Fenster auf der Fensterbank und schlief fest, nachdem er zuvor noch etwas von den Katzenleckerli erbettelt hatte, die Alexandra aus dem Supermarkt mitgebracht hatte.
Das Gespräch mit Bruder Johannes war recht informativ gewesen, und seine Einstellung, mit der er auf den Ruin des Klosters reagiert hatte, würde den Aufhänger für ihren Artikel liefern. Um möglichen späteren Beschwerdebriefen ihrer Leser vorzubeugen, würde sie darin auch vor dem Fehlen jeglicher Luxusausstattung »warnen«. Alexandra machte sich Notizen, was der Fotograf, der höchstwahrscheinlich Mitte der kommenden Woche das Klosterhotel besuchen würde, alles ablichten sollte. Sie wollte vor allem eine Aufnahme haben, die das Kloster im ersten Licht des neuen Tages zeigte.
Nachdem sie die Datei gesichert hatte, beschloss sie, nach ihren Mails zu sehen. Alexandra öffnete gerade die erste, als auf einmal das Licht im Zimmer ausging. Sie stutzte, stand auf und tappte zur Tür, betätigte ein paarmal den Schalter, aber nichts geschah. Hm, sie würde sich wohl ins Foyer begeben und einen der Mönche nach einer neuen Glühbirne fragen müssen. Hoffentlich war der Empfangstresen noch besetzt!
Doch auch der Flur vor ihrem Zimmer lag im Dunkeln. Nur ein schwacher grünlicher Schein ging von den Notausgang-Schildern aus, die in Abständen an der Wand befestigt waren. Auch in den anderen Gästezimmern schien es dunkel zu sein, jedenfalls drang kein Licht unter einem Türspalt auf den Gang hinaus. Alexandra sah auf die Leuchtanzeige ihrer Armbanduhr: 22:00 Uhr. Erst da stieg eine Ahnung in ihr auf. Ein Blick auf ihren Laptop bestätigte ihre Vermutung: Seine Anzeige verriet ihr, dass er nicht länger aus der Steckdose gespeist wurde, sondern auf Akkubetrieb umgeschaltet hatte. Von nun an würde sie noch etwa zwei Stunden Zeit haben, um ihre Arbeit zu erledigen.
Seufzend blätterte sie durch den Prospekt, den die Klosterverwaltung ihr zugeschickt hatte, und nach einiger Suche entdeckte sie den sehr versteckt untergebrachten Hinweis, dass um zweiundzwanzig Uhr die Nachtruhe begann und alle Aktivitäten bis zum nächsten Morgen eingestellt wurden. Ein wenig verärgert über dieses »Kleingedruckte«, ergänzte sie ihren Artikelentwurf um einen Vermerk, dass sie auf diesen Punkt ausdrücklich hinweisen musste.
Wenigstens spendete der Monitor ihres Computers genügend Licht, damit sie sich ausziehen konnte. Eine Katzenwäsche im kleinen »Bad« musste für heute genügen. Als sie dann allerdings den Rechner herunterfuhr, sich ins Bett legte und auch die Taschenlampe im Handy ausschaltete, meinte Alexandra im ersten Moment, keine Luft mehr zu bekommen. Sie empfand die Finsternis, in die ihr Quartier getaucht war, als erdrückend. Doch
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