Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
gesagt.«
»Ist mir auch gerade erst eingefallen. Wir werden …«
»Frau Berger? Herr Rombach?«, wurden sie von einer tiefen, etwas rauen Stimme unterbrochen.
Erst jetzt bemerkten sie, dass Bruder Johannes bereits einige Meter entfernt am Fuß der Treppe auf sie wartete.
»Da sind Sie ja«, sagte der Mönch, als sie ihn erreicht hatten. »Was kann ich für Sie tun?«
»Wir wollten uns gern kurz mit Ihnen unterhalten … unter sechs Augen, wenn das möglich ist«, sagte Alexandra.
»Dann kommen Sie doch bitte mit in mein Zimmer, da sind wir auf jeden Fall ungestört.« Bei diesen Worten holte er sein Handy aus der Tasche und schaltete den Klingelton aus.
Sie folgten dem Mönch durch den Korridor, vorbei an den Quartieren seiner Mitbrüder und der Tür, die zum Kräutergarten führte. Der Gang knickte nach links ab und verlief dann quer zum ersten Flur. Schließlich gelangten sie in einen Raum, der mindestens dreimal so groß war wie Alexandras Unterkunft.
Beim Anblick des mächtigen Bücherregals, das die gesamte rechte Wand beanspruchte, entfuhr Alexandra ein Laut des Erstaunens.
»Ich weiß, was Sie jetzt denken«, erklärte Bruder Johannes schmunzelnd, »aber ganz so ist es nicht. Das hier ist das ehemalige Zimmer von Abt Bruno. Nachdem er uns … verlassen hatte, bestanden meine Brüder darauf, dass ich dieses große Zimmer bekomme – sozusagen als Dankeschön, weil ich mich so für den Erhalt des Klosters engagiert habe. Ich habe zwar versucht, mich dagegen zu sträuben … schließlich habe ich nur getan, was jeder andere auch getan hätte, aber sie haben so lange auf mich eingeredet, bis ich einlenken musste, um sie nicht zu beleidigen.« Er wies mit der Hand auf das ausladende Regal. »Auch bei den Büchern handelt es sich zu einem großen Teil um Abt Brunos private Sammlung, die er zurücklassen musste, als er Hals über Kopf von hier verschwand. Nachdem ich das Zimmer bezogen hatte, habe ich die Reihen gesichtet und einen kleinen Teil nach oben in die Bibliothek und einen anderen, weniger bedeutsamen Teil, in den Keller bringen lassen. Was Sie sehen, ist also zu … bestimmt neunzig Prozent oder mehr das Einzige, was unser Abt uns an Vermögenswerten zurückgelassen hat, als er sich mit dem Geld absetzte. Nur diese drei Reihen da rechts sind meine eigene Sammlung.«
»Ich dachte immer, wenn man in ein Kloster geht, lässt man all seine weltlichen Güter hinter sich zurück«, sagte Tobias. »Außer vielleicht ein Foto von einem lieben Menschen oder so was.«
»Das ist richtig«, bestätigte Bruder Johannes. »Aber wir bekommen ja auch manchmal etwas geschenkt …« Ein schelmisches Lächeln umspielte seine Lippen. »Davon abgesehen, ist es den Mitgliedern unseres Ordens gestattet, in freien Zeit privaten Interessen nachzugehen. Sehen Sie, mein Steckenpferd sind spezielle Kriminalromane.« Voller Stolz zeigte er auf die drei Regalreihen. »Das sind alles Krimis, in denen ein Geistlicher bei einem Verbrechen ermittelt, Originalausgaben und deutsche Übersetzungen …«
Tobias trat näher. »Also Pater Brown und so weiter?«
»Ja, damit hat es angefangen«, sagte der Mönch. »Das ist übrigens sehr interessant, weil die Figur des Pater Brown bei uns das Bild des ermittelnden Geistlichen geprägt hat, vor allem Rühmann in dieser Rolle. Er hat ihn ja auch gut gespielt, dagegen gibt es gar nichts einzuwenden. Aber es ist bei Pater Brown so wie bei vielen oder vielleicht sogar bei den meisten Literaturverfilmungen: Der Film hat mit der Vorlage ziemlich wenig zu tun.«
»Es bleibt nicht aus, dass Nebenhandlungen wegfallen müssen, weil sie alle gar nicht in einen eineinhalbstündigen Film gepackt werden können«, wandte Alexandra ein.
Bruder Johannes nickte. »Das stimmt. Aber es geht auch um viele Details, die unter den Tisch fallen. Da haben die Drehbuchautoren eine gut recherchierte Vorlage, und trotzdem basteln sie sich oft irgendwelchen Unsinn zusammen, weil sich ja leider alles der Dramaturgie und den special effects unterordnen muss. Doch da wir von Pater Brown reden … Man darf die Schuld nicht allein dem Medium Film geben, denn da ist das Übel schon in der Vorlage zu finden.«
»Tatsächlich?«, hakte Alexandra nach, obwohl sie lieber mit ihm über Wildens Tod gesprochen hätte. Es war jedoch sinnvoller, den Mann erst einmal reden zu lassen. Wenn er in Redelaune war, würde er womöglich später ausführlicher auf ihre Fragen antworten. Würde sie ihm dagegen jetzt ins Wort fallen,
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