Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
hilfreich ein, als Alexandra für einen Moment ins Stocken geriet. »Jeder Mönch soll Ihnen sagen, wann er sich wo aufgehalten hat, damit …«
»Verdächtigen Sie etwa einen meiner Brüder?«, unterbrach Bruder Johannes ihn und legte erschrocken eine Hand auf seinen Mund.
»Nein, nein, keine Angst«, erwiderte Alexandra, die inzwischen verstanden hatte, was Tobias meinte. »Es geht nur darum, herauszufinden, wann sich welcher ihrer Mitbrüder wo im Haus oder auch außerhalb aufgehalten und wen und was er dabei beobachtet hat. Uns interessiert, wo sich die Gäste an einem bestimmten Zeitpunkt befunden haben. Diese Beobachtungen können wir dann später mit den Aussagen vergleichen, die wir hoffentlich von Wildens Mitarbeitern bekommen. Wenn wir dabei auf Widersprüche stoßen, wissen wir, uns wurde nicht die ganze Wahrheit gesagt. Dann können wir die betreffenden Personen damit konfrontieren und gespannt sein, was sie dazu zu sagen haben.«
»Ah, verstehe.« Der Mönch schüttelte den Kopf. »Für einen Moment dachte ich, Sie verdächtigten meine Mitbrüder.«
Sie winkte lachend ab. »Nein, nein, welchen Grund sollten sie haben?« Sie nickte Tobias zu. »Dann schlage ich vor, dass wir uns schon mal mit den Gästen befassen, während Sie sich mit Ihren Brüdern zusammensetzen, damit die Ihnen die nötigen Informationen geben. Wir …« Sie stutzte, als sie auf einmal ein seltsames Geräusch gleich neben ihrem Ohr wahrnahm. Aus dem Augenwinkel betrachtete sie den Kater, der sich während der Unterhaltung mit dem Mönch noch ein Stück weiter über ihre Schulter gezogen hatte und nun kopfüber dalag. »Kann mir mal bitte jemand verraten, was der Bursche da treibt?«, sagte sie.
Tobias begann zu lachen, und gleich darauf stimmte Bruder Johannes mit ein. »Kater Brown ist auf deiner Schulter eingeschlafen und schnarcht gemütlich vor sich hin. Das ist ein Bild für die Götter.«
»Ich vermute, den Kater werde ich wohl noch eine ganze Weile mit mir herumtragen«, meinte sie kopfschüttelnd. »Dabei ist es eigentlich ein bisschen warm für eine Pelzstola. Aber na ja, Kater Brown hat noch was gut bei mir. Wenn ich bedenke, dass wir ohne ihn vielleicht noch immer nach Wilden suchen würden.«
Bruder Johannes, der Alexandra und Tobias auf den Gang begleitet hatte, sah von einem zum anderen. »Wieso das?« Ein jüngerer Mönch näherte sich ihnen, sah, dass Bruder Johannes Besuch hatte, und nickte den beiden Gästen abwartend zu.
»Na, schließlich hat er mich zu sich an den Brunnen gelockt«, antwortete Alexandra. »Ohne Kater Browns kleinen Aufstand wäre wohl niemand so schnell auf die Idee gekommen, in den Schacht zu sehen.«
Bruder Johannes schmunzelte. »Ach, das, ja. Das war mir schon wieder entfallen. Ja, dann wünsche ich Ihnen viel Glück bei den Befragungen.« Er wandte den Blick zu seinem Mitbruder. »Bruder Hartmut, du kommst wie gerufen. Wenn du im Augenblick nichts Dringendes zu tun hast, dann würde ich dich gern kurz sprechen. Wir haben gemeinschaftlich eine wichtige Aufgabe zu erledigen.«
»Ja, natürlich.« Der schlaksige, hochgewachsene Mann mit dem etwas wirren Haar und dem buschigen Schnauzbart trat noch näher. »Was gibt es denn?«
»Komm erst mal rein«, forderte der ältere Mönch ihn auf.
Alexandra und Tobias bedankten sich bei Bruder Johannes und gingen in stillem Einvernehmen schweigend über den Korridor davon. Schließlich konnte sich hinter jeder dieser Türen ein Lauscher befinden.
Sie näherten sich gerade dem Quergang, der zu den Gästequartieren im parallel gelegenen Flügel führte, als Kater Brown auf einmal hochschreckte und sich mit den Hinterbeinen kraftvoll abstieß, um kurz darauf hinter Alexandra auf dem Boden zu landen.
»Aua«, rief sie. Beim Sprung hatte er ihr seine Krallen schmerzhaft in die Schulter gebohrt.
»Treffer«, merkte Tobias an und deutete auf Alexandras Rücken, wo sich prompt mehrere kleine rote Punkte im Stoff des T-Shirts zeigten.
»Was ist denn in dich gefahren?«, schimpfte sie und sah dem Kater nach, wie er nach rechts in die Ecke zu einer Tür schlich, die einen Spaltbreit geöffnet war. Dabei blieb er immer wieder kurz stehen und sah sich nach Alexandra um.
»Bestimmt hat er eine Maus gewittert«, meinte Tobias. »Das ist Instinkt. Er wollte dir sicher nicht wehtun.«
Alexandra folgte dem Kater zur Tür. »Nachdem er schon Wildens Leiche gefunden hat, traue ich dem Tier alles zu, aber nicht, dass es jetzt nur auf Mäusejagd gehen
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